In der Regel sind es Volkswirte, die in Marktausblicken ihre Sicht der wirtschaftlichen Entwicklung bestimmter Regionen darstellen.
Der S&P500 rutschte letzten Monat in Baisse-Territorium ab, als der Markt sich auf eine schnellere und stärkere Straffung der geldpolitischen Zügel einstellte.
"Besser als eine quälend lange Stagflation"
Nach einem die Anlegernerven strapazierenden ersten Halbjahr und angesichts sich eintrübender Konjunkturperspektiven in den Industrieländern würde die Vorsicht wohl zu einem Ausstieg aus Risikowerten mahnen, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Aber ist Vorsicht immer ein guter Ratgeber?
Die nächsten Monate werden darüber entscheiden, welche Zinssätze die Märkte von einer Straffung der Geldpolitik erwarten sollten.
Die Nerven der Anleger sind strapaziert. Die Aktien- und Rentenmärkte haben eines der schlechtesten Halbjahre seit Jahrzehnten erlitten.
Ein Damoklesschwert hängt über der deutschen und zum Teil auch europäischen Industrieproduktion. Sollte kein russisches Gas mehr geliefert werden, besteht die Gefahr weiterer Kursverluste. Ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis bietet derzeit der US-Aktienmarkt.
Die Inflation, die Zinsen und der US-Dollar müssen allesamt im laufenden Jahr ihre Hochs erreichen, bevor sich die Finanzmärkte beruhigen, sagt Multiasset-Investor Colin Graham.
Der Weg zu höheren Zinssätzen ist schmerzhaft, dürfte aber langfristig den Anleiheanlegern zugute kommen.
„Angesichts der schweren Verluste an den Anleihen- und Aktienmärkte sind die Bewertungen jüngst auf ein niedrigeres Niveau zurückgekommen. Dennoch sind sie noch lange nicht günstig genug, um die Anleger zu ermutigen, die Fundamentaldaten zu ignorieren“, so Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management.
Inflation, steigende Zinsen und Geopolitik als unberechenbare Faktoren: Es gab schon einfachere Zeiten für Investoren an der Börse. Welche Lehren gelten noch, was ist heute anders und was müssen Anleger jetzt wissen? Ein Kapitalmarktausblick von Dr. Jens Ehrhardt.