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Kryptoassets

Kryptoassets mit Rang und Namen

Die Entscheidung für die Allokation von Kryptoassets ist nur der erste Schritt. Anleger müssen sich auch die Frage nach dem passenden Management-Stil und der möglichen Diversifikation stellen.

21.10.2021 | 07:30 Uhr von «Martin Leinweber und Jörg Willig»

Ist das Interesse eines Investors an Kryptoassets geweckt, stellt sich die Frage, wie ein vernünftiges Erstinvestment aussieht. Unter Berücksichtigung der Liquidität, des Bekanntheitsgrades und der Marktkapitalisierung stellt der Bitcoin die einfachste Lösung dar. In der Regel hegen Anleger jedoch den nachvollziehbaren Wunsch nach einem Mindestmaß an Diversifikation. Dieses Ziel zu erreichen, ohne dabei unabsichtlich das Risiko des Portfolios sogar zu erhöhen, ist keine leichte Aufgabe. Zwar ist die derzeitige Nummer zwei, der Ether als natives Token des Ethereum-Netzwerks ebenfalls liquide und weist eine hohe Akzeptanz auf, aber bereits ab der Nummer drei scheiden sich die Geister.

Häufig ist daher der gut gemeinte Rat zu hören, einfach die „Top Coins“ zu kaufen und dann, frei nach Börsenaltmeister André Kostolany, Schlaftabletten zu nehmen und ein paar Jahre zu warten. Was bei Aktien in bestimmten Perioden funktionieren mag, ist im jetzigen Stadium des Kryptomarktes lediglich ein illustres Beispiel für das Prinzip Hoffnung. Die aktuellen Kryptoassets sind frühe Ausprägungen möglicherweise zukunftsweisender Protokolle, von denen jedoch niemand wissen kann, ob und wie sie sich in einem Umfeld ständiger Weiterentwicklungen behaupten können. Einige Token werden sich möglicherweise durchsetzen, aber viele der künftigen Gewinner existieren vermutlich noch gar nicht. Die aktuelle Entwicklungsphase ist durchaus mit der Frühphase des Internets und des world wide web zu Beginn der 1990er Jahren vergleichbar. Unternehmen wie Google oder Amazon existierten seinerzeit noch nicht, dominieren aber das heutige Netz. Von den Papieren vieler damaliger Platzhirsche wie AltaVista, Lycos oder Netscape hingegen haben nicht viele überlebt.

Angesichts der immer kürzer werdenden Innovationszyklen sollte der Ausleseprozess bei den Kryptoprotokollen rasch voranschreiten. Sicherheit kann es auch in diesem Fall nicht geben, aber es dürfte sich zumindest vergleichsweise schnell zeigen, welche Protokolle sich nicht durchsetzen werden. Es gilt daher nicht dogmatisch und binär, sondern in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Der Bitcoin als fertiges, schrittweise weiterentwickeltes Produkt und vergleichsweise simples Protokoll mit klarem Anwendungsfall hat eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit. Schon bei Ethereum ist allein auf Grund der ernstzunehmenden Konkurrenz die Unsicherheit größer. Schlussendlich entscheidet auch bei Kryptoasset-Protokollen nicht das letzte Quäntchen Technologie, sondern die Akzeptanz durch die Nutzer und die daraus resultierende Adoption und Verbreitung des Netzwerks. Derzeit führt Ethereum die Riege der Smart Contract-Plattformen an, aber wird das auch in zehn Jahren so sein?

Aktive Manager können in diesem Umfeld einer noch jungen und ineffizienten Assetklasse einen Mehrwert liefern. Die Schwächen, die eine Buy-and-Hold-Strategie in solchen Märkten mit sich bringt, sind zweierlei. Zum einen ignoriert ein solcher Ansatz viele Risiken und resultiert nicht selten in viel zu großen Klumpen in der Allokation. Andererseits werden die Chancen teils offensichtlicher Ineffizienzen nicht genutzt. Es ist wie in der bekannten Anekdote der beiden Ökonomen, die eine Straße entlang gehen. Einer der beiden sieht einen 20-Euro Schein auf Straße liegen und macht sich daran ihn aufzuheben. Der andere hält ihn zurück mit der Begründung, wenn der Schein echt wäre, hätte ihn bereits jemand aufgehoben. In ineffizienten Märkten ist eine derartig passive Anlagestrategie selten optimal.

“Further analysis reveals that active management has paid off especially well for large institutional investors, outside the United States and more generally in “dusty corners” of financial markets.”

— AQR, “Active and Passive Investing — The Long-Run Evidence”

Im Kryptobiotop wird der passive Ansatz, ein Asset zu kaufen und für immer zu halten „hodl“ genannt. Diese Bezeichnung resultiert aus einem Buchstabendreher in einem Forenbeitrag. Ein frustrierter Anleger schrieb im Dezember 2013 auf der Seite bitcointalk.org angesichts fallender Kurse trotzig „I am hodling“. Gemeint war natürlich „holding“. Mittlerweile wird “hodl” mit „hold on for dear life“ übersetzt, eine Vorgehensweise, die in einem langfristigen Aufwärtsmarkt belohnt wird. Eine elaborierte Anlagestrategie mit vernünftigen Risikomanagement sieht anders aus. Dennoch wird dieses Verhalten denjenigen, die sich schon länger mit dem Finanzmarkt beschäftigen, aus anderen Anlageklassen bekannt vorkommen.

„Don’t confuse brains with a bull market.“

— Humphrey Neill (Contrary Opinion Forum)

Bei der Beurteilung, wie sinnvoll eine “hodl”-Strategie in der Vergangenheit gewesen wäre, hilft der Blick auf die Entwicklung der Top 10 Token im Zeitverlauf. Der Bitcoin ist von Beginn an die unangefochtene Nummer eins. Das Asset ist für die meisten Anleger mittlerweile gleichbedeutend mit einem digitalen Wertspeichers und setzt sich somit auch strukturell von anderen Protokollen wie Ethereum oder Binance ab. Auffällig ist die hohe Streuung der Platzierung von Token, die ehemals zu den größten zehn zählten. So rangiert Bitshares mittlerweile auf Platz 320 und der Paycoin sackte binnen weniger Jahren sogar bis auf Platz 2300 ab.

Die folgende Tabelle zeigt die ersten zehn Token der letzten acht Jahre. In Klammern vermerkt ist die Platzierung im September 2021.

Tab-1

Schaut man auf die niedrigeren Ränge des Anlageuniversums, dann fällt die Statistik noch deutlicher aus. Von den Top 50 Token des Jahres 2015 sind 34 heute nicht einmal mehr in den Top 500. Sechzehn von ihnen werden nicht einmal mehr an einem der relevanten Börsen gehandelt und sind damit bedeutungslos. Elf der ehemals hoch eingestuften Token existieren nicht mehr.

Bei Krypto-Protokollen handelt es sich um Start-ups, von denen viele versuchen, ein Angebot für einen oftmals noch nichtexistierenden Markt zu schaffen. Abseits aller technischen Hürden spielt auch die künftige Regulierung eine große Rolle. Ebenso wie die enormen Chancen, die eine neu entstehende Assetklasse mit sich bringt, sollten daher die damit einhergehenden Unsicherheiten weder kleingeredet oder gar ignoriert werden.

Es empfiehlt sich daher nicht, dem Schlaftabletten-Ansatz zu folgen und darauf zu hoffen, man habe zufällig die richtige Allokation getroffen. Das Gegenteil ist der Fall. Je ineffizienter eine Assetklasse ist, desto sinnvoller ist ein aktiver Mangementansatz. Daher kann schon ein regelbasierter Index eine vertretbare Lösung darstellen. Ein auf der Marktkapitalisierung basierender Index garantiert einem Investor, die Perfomance des Kryptomarktes zu erwirtschaften. Diese Gewichtungsmethode ist mit einem langfristig ausgerichteten Trendfolger vergleichbar. Die Gewinner werden gekauft und nehmen an Gewicht zu, die Verlierer hingegen werden reduziert. Auch dieser Ansatz ist nicht frei von Schwächen, stellt jedoch eine gute Ausgangsbasis dar.

To repeat, while such an index-driven strategy may not be the best investment strategy ever devised, the number of investment strategies that are worse is infinite.”

— John Bogle, The Little Book of Common Sense Investing

Der erste Schritt ist und bleibt jedoch die Etablierung eines systematischen Investmentprozesses, der den Einfluss der größten Feinde der Anleger, des Egos und der Emotionen, minimiert. Denn wer nicht weiß wo er hinwill, kommt dort möglicherweise nicht an.

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