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Bitcoin kann zum grünen Asset werden

Bitcoin mit schlechtem Ruf
Krypto-Währungen
Bitcoin verfügt das Potenzial ein grünes Asset zu werden
6/2025
James Butterfill
TiAM FundResearch

@ Feedback an Redaktion

Nach wie vor gilt das Schürfen von Bitcoin als umweltschädlich. Die Wirklichkeit ist eine andere: Das Bitcoin-Mining kann andersgelagerte Umweltbelastungen lindern und erneuerbare Energien effizienter und kostengünstiger machen – auch in Deutschland. Und dabei wird das Bitcoin-Mining insgesamt immer Co2-neutraler, schreibt James Butterfill, Head of Research beim Krypto-Vermögensverwalter CoinShares, für TiAM FundResearch.

26.06.2025 | 14:00 Uhr

Bitcoin-Miner haben einen Anreiz, die günstigste verfügbare Elektrizität zu nutzen. Das führt häufig dazu, dass sie auf sogenannte „stranded energy“ zurückgreifen – also Energie, die nicht ohne Weiteres ins Stromnetz eingespeist werden kann. Viele dieser Energiequellen stammen aus erneuerbaren Projekten in abgelegenen Regionen und tragen zu einer bemerkenswerten Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Branche bei.

Gut 56 Prozent der beim Bitcoin-Mining verwendeten Energie inzwischen aus nachhaltigen Quellen. Dieser Wert liegt über dem der Finanzbranche, die auf rund 40 Prozent nachhaltige Energie kommt. Trotz des Anstiegs der gesamten Hashrate des Netzwerks verbessert sich die Energieeffizienz kontinuierlich.

Effiziens Bitcoin-Miner
Effiziens Bitcoin-Miner

Daten der Universität Cambridge zeigen, dass der gesamte Stromverbrauch des Mining-Netzwerks im Jahresvergleich relativ stabil geblieben ist.

Strombedarf Bitcoin
Strombedarf Bitcoin

Entgegen verbreiteten Annahmen führen schnelle Zuwächse bei der Rechenleistung (Hashrate) nicht automatisch zu einem gleich hohen Anstieg des Energieverbrauchs. Dank technologischer Fortschritte ist der Stromverbrauch im Vergleich nur moderat gestiegen.

Texas in den USAführend bei der Nutzung erneuerbarer Energien – auch dank Bitcoin-Mining

Seit 2021 ist die Emissionsintensität des Bitcoin-Minings von fast 600 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde auf lediglich 250 Gramm gesunken – ein Ergebnis sowohl höherer Effizienz als auch eines gestiegenen Anteils nachhaltiger Energie, der von 33 auf 56 Prozent gewachsen ist. Ein besonders anschauliches Beispiel ist Texas: Dort hat der Einsatz von überschüssiger, sonst ungenutzter Energie für das Bitcoin-Mining die Kosten gesenkt und die Rentabilität für Energieanbieter verbessert.

Bitcoin-Mining-Anlage
Bitcoin-Mining-Anlage

Riot Bitcoin-Mining Anlage in Zentral-Texas (Foto: CoinShares)

Diese Entwicklung hat einen Boom bei erneuerbaren Energien ausgelöst: Die Windkraftkapazität ist um 50 Prozent auf 44 Gigawatt gestiegen, die Solarkapazität sogar um 800 Prozent auf 22 Gigawatt – damit ist Texas heute führend im Bereich erneuerbarer Energien in den Vereinigten Staaten.

Bitcoin-Emissionen
Bitcoin-Emissionen

Gasabfackelung belastet die Umwelt stark – Bitcoin Mining kann den Schaden erheblich mindern

Zum Vergleich: Der Finanzsektor verursacht rund 400 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde, die Goldminenindustrie etwa 700 Gramm – damit steht das Bitcoin-Mining in Bezug auf die Umweltbelastung deutlich günstiger da.

Bitcoin kann zur Reduktion von CO₂-Emissionen beitragen

Gasabfackelung entwickelt sich zu einem zunehmend ernsten Problem, wie ein aktueller Bericht der BBC unterstreicht. Darin wird hervorgehoben, dass Ölbohrungen im Golf von Mexiko und die damit verbundene Praxis, überschüssiges Gas abzufackeln, eine größere Bedrohung für Millionen von Menschen darstellen, als bisher angenommen. Zwar ist das Abfackeln laut Mesa Solutions aus Umweltsicht besser als das direkte Ablassen (Venting), da es die CO₂-Äquivalenz-Emissionen um 92 Prozent reduziert, doch der weitverbreitete Einsatz dieser Methode bleibt besorgniserregend. Ein Bild von SkyTruth veranschaulicht das Ausmaß dieses globalen Problems eindrücklich: Gelbe Punkte markieren deutlich die Orte aktiver Abfackelung weltweit.

Abfackelung Gas
Abfackelung Gas

Quelle: SkyTruth

Bitcoin-Mining kann die Erdgas-Emissionen deutlich senken

Die Weltbank schätzt, dass im Jahr 2022 weltweit etwa 139 Milliarden Kubikmeter Erdgas abgefackelt wurden – eine Menge, die dem gesamten Gasverbrauch von Mittel- und Südamerika entspricht.

Die herkömmliche Praxis, Methan abzufackeln, führt laut Daten von Mesa Solutions derzeit zu Emissionen von 59 Gramm CO₂-Äquivalent (CO₂e) pro 1.000 British Thermal Units (BTU). Wird hingegen ein moderner Turbinen-Stromgenerator eingesetzt, fallen lediglich 22 Gramm CO₂e pro 1.000 BTU an. Das entspricht einer Emissionsreduktion von 63 Prozent und ist damit dreimal weniger umweltschädlich als ein benzinbetriebenes Auto.

Die zentrale Herausforderung beim Abfackeln besteht darin, dass es sich um Energie handelt, die weder wirtschaftlich gespeichert noch transportiert werden kann – und daher häufig einfach verbrannt wird. Dies geschieht typischerweise an abgelegenen Orten, an denen ein Anschluss an Stromnetze oder Pipelines nicht praktikabel ist. Wir sind der Überzeugung, dass Bitcoin-Mining einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der durch das Abfackeln verursachten Emissionen leisten kann. Denn Mining-Hardware sowie die erforderlichen Generatoren lassen sich in Containern unterbringen und direkt in diesen abgelegenen Regionen betreiben – fernab bestehender Stromnetze.

Zudem führt das Abfackeln häufig zu einem erhöhten Methanschlupf. Dabei handelt es sich um das Phänomen, dass ein kleiner Teil des Erdgases nicht vollständig verbrennt und unkontrolliert in die Atmosphäre entweicht – ein Umstand, der besonders bei windigen Bedingungen auftritt. Im Gegensatz dazu gelten Turbinen als äußerst emissionsarm und weisen eine der niedrigsten Raten von Methanschlupf auf, wodurch das Risiko solcher Emissionen deutlich verringert wird.

Derzeit trägt die Gasabfackelung jährlich zu etwa 406 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen bei. Würde das aktuell abgefackelte Gas stattdessen für das Bitcoin-Mining genutzt, könnten diese Emissionen potenziell auf etwa 152 Millionen Tonnen CO₂ reduziert werden. Da die weltweite Abfackelung aktuell etwa 1,1 Prozent der globalen CO₂-Emissionen ausmacht, könnte Bitcoin-Mining die Emissionen durch Abfackelung auf nur noch 0,41 Prozent der weltweiten Emissionen senken.

Wiederverwertung von überschüssigem Gas durch Mining (noch) gering

Bislang sind nur rund 120 Megawatt (MW) Bitcoin-Mining-Kapazität bekannt, die Energie aus „stranded gas“ nutzen. Deshalb besitzt das Bitcoin-Mining ein großes Potenzial, die globalen Emissionen deutlich zu verringern, sofern es seine Nutzung dieses sonst ungenutzten abgefackelten Gases ausweitet.

Bitcoin-Mining durchläuft derzeit eine stille Transformation und wird deutlich effizienter, umweltbewusster und innovativer bei der Energiegewinnung. Durch kontinuierliche Verbesserungen der Hardwareeffizienz und eine zunehmende Nutzung erneuerbarer und „stranded“ Energiequellen reduziert die Branche nicht nur ihren eigenen Emissionsfußabdruck, sondern bietet auch Lösungen für größere Umweltprobleme wie die Gasabfackelung. Setzen sich diese Trends fort, kann das Bitcoin-Mining einen bedeutenden Beitrag zu globalen Nachhaltigkeitsbemühungen leisten.

Mining kann auch Windkraftanlagen profitabler machen – relevant für Deutschland

Bitcoin-Mining kann nicht nur die Umweltbelastung verringern, sondern auch erneuerbare Energien profitabler machen. Das ist auch für Deutschland von Relevanz. An den zahlreichen Windkraftanlagen an Nord- und Ostsee entsteht überschüssige Energie, die nicht in die Netze eingespeist werden kann. Im Jahr 2023 wurden laut Bundesnetzagentur rund acht Terawattstunden erneuerbarer Strom – hauptsächlich Wind – abgeregelt, weil er nicht ins Netz eingespeist werden konnte. Ein Großteil davon entfiel auf Windparks in Norddeutschland und auf See. Dieser überschüssige Strom kann genauso gut in Bitcoin-Mining-Anlagen kanalisiert werden. Dadurch wird zwar kein Co2 reduziert – jedoch auch nicht erhöht -, doch Windkraftanlagen werden profitabler und auch nachhaltiger genutzt, sodass die Umwelt dadurch wiederum mittelbar einen Nutzen davon trägt.

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