In den letzten Jahren waren europäische Aktien wahrlich kein Investment, das man sich ins Depot legte und dann einfach vergaß. Die Frage, die sich für den Anleger heute stellt, ist allerdings nicht die nach „Growth“ oder „Value“. Vielmehr ist es wohl auch diesmal eine Frage der Geduld.
Wir haben die längste Underperformance von Value seit der Technologieblase gesehen, in deren Fahrwasser Value-Aktien mit beispiellosen Nachlässen relativ zu ihren teuren Pendants gehandelt werden. Eine Rückkehr zum Ausgangspunkt würde ein erhebliches Aufwärtspotenzial bieten, insbesondere angesichts der extremen Bewertungs-Spreads, die wir heute sehen.
Daniel Lösche gibt einen Überblick über Value-Aktien in Europa und erklärt, welche Faktoren Value-Titeln im zweiten Halbjahr Auftrieb geben könnten.
Luca Paolini, Chief Strategist bei Pictet Asset Management, erläutert, warum er europäische und japanische Aktien als gut bewertet einschätzt und sie übergewichtet.
Europäische Aktien haben während des vergangenen Jahres von einem verbesserten Sentiment profitiert.
„People are always asking me where the outlook is good, but that´s the wrong question. The right question is: Where is the outlook the most miserable?“ (John Templeton) So denken wahre Value-Investoren. Oder sollten es zumindest. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Asset Management aber zunehmend institutionalisiert. Die Benchmark und damit einhergehend die Maxime der „Relativen Wertentwicklung“ sind immer mehr in den Vordergrund getreten.
FundResearch sprach exklusiv mit dem Team des MMT Global Value von Value Asset Management.
Fonds mit einem klaren Fokus auf „Value“ hatten in den letzten Jahren einen schweren Stand, als bei widerwilligen Aktieninvestoren vor allem „Qualität“ gefragt war (siehe "Der Qualitäts-Hype?"). Während moderate Value-Produkte noch größtenteils eine solide Wertentwicklung zeigten, litten vor allem Deep Value-Fonds unter ihren teilweise sehr restriktiven Vorgaben bzgl. der „Margin of safety“ bzw. des erlaubten Bewertungsniveaus des Portfolios (v.a. Kurs-Buchwert-Verhältnis).
Anleger investieren häufig in Aktien aus den Emerging Markets, da sie der Meinung sind, ein höheres Wirtschaftswachstum würde auch zu höheren Renditen an den Aktienmärkten führen. Verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen allerdings, dass zwischen diesen beiden Variablen, konkret dem realen BIP-Wachstum und den realen Renditen, kein Zusammenhang existiert. Teilweise zeigen Studien über längere Zeiträume sogar eine leicht negative Korrelation, d.h. die Renditen in Ländern mit hohen Wachstumsraten sind geringer als in Ländern mit niedrigen Wachstumsraten. Diese Feststellung gilt übrigens auch für die entwickelten Staaten, wie Studien, die teilweise die Entwicklung der letzten 100 Jahre berücksichtigen, eindrucksvoll zeigen.
Der S&P 500 mit neuem Allzeithoch und die drei besten US-Sektoren in 2013 sind (Stichtag 31.03.2013): Gesundheit (+18,91%), Basiskonsum (+17,64%) und Versorger (+16,04%). Nicht gerade die Sektoren, die man zu diesem Zeitpunkt erwarten würde. Zumal außerhalb der Eurozone. Damit setzt sich die Entwicklung der letzten Jahre, nicht zyklische Unternehmen werden eindeutig gegenüber konjunkturabhängigen Branchen bevorzugt, nahtlos fort. Auch bei den Aktienfonds sind Produkte mit Fokus auf „Qualität“ (Nestlé und Co.), was sich in der Regel in sehr stabilen Margen, einer geringen Verschuldung, einer hohen Eigenkapitalrendite oder beständigen Dividendenzahlungen ausdrückt, weiterhin die Favoriten der Anleger.