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Die Rentenmärkte bieten Chancen, die es in dieser Form vor wenigen Jahren nicht gab. (Grafik © 2025 by MvA)
Marktausblick

Der TiAM FundResearch Jahresausblick – Teil 2: Anleihen

Die Renditen am Rentenmarkt sind so hoch wie lange Zeit nicht mehr. Gerade jetzt, da einige Notenbanken mit Zinssenkungen flirten, bieten Investitionen in Anleihen besondere Chancen.

21.11.2025 | 14:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

Alles Geld dieser Welt beruht auf Schulden. Denn Geldschöpfung ist letztlich die Vermehrung der Geldmenge durch zusätzliche Kreditaufnahme. Man kann das nicht oft genug ins Gedächtnis rufen, um zu verstehen, welche unglaublich große Bedeutung der Rentenmarkt für das globale Finanzsystem hat. Der größte Player in diesem Markt sind die USA. Mit einer Staatsverschuldung von rund 39 Billionen US-Dollar führt das Land die Liste der größten Schuldner auf diesem Planeten mit weitem Vorsprung an. Hustet die Wall Street, bekommt der Rest der Welt eine Erkältung – und insbesondere diejenigen, die die Konsum- und Investitionsfreude der USA finanzieren. Und so verwundert es nicht, dass die Rentenmärkte im Frühjahr 2025 ordentlich in Bewegung kamen, als die US-Regierung unter Donald Trump begann, die Welt willkürlich mit hohen Strafzöllen zu überziehen. Investoren zogen ihr Geld aus US-Anleihen ab, und der US-Dollar verlor an Außenwert.

Die Zölle bleiben zwar weiterhin ein Problem. Doch der Sturm hat sich mittlerweile etwas gelegt. Man arrangiert sich damit. Am Rentenmarkt ist man schon länger zur Tagesordnung zurückgekehrt. 2026 könnte das Jahr sein, in dem Anleihen endgültig aus dem Schatten der vergangenen Zinsvolatilität treten. Viel spricht dafür, dass Rentenpapiere jetzt wieder jene Rolle übernehmen, die ihnen in globalen Portfolios traditionell zugedacht ist: Stabilität zu bieten und verlässliche Erträge zu liefern. Der Weg dahin ist zwar kein Selbstläufer. Die Märkte bleiben sensibel, die Inflation ist noch nicht völlig gezähmt, und die Geldpolitik tastet sich erst allmählich an ein normalisiertes Zinsniveau heran. Doch in einem konjunkturell abkühlenden Umfeld können Anleihen jetzt sogar Kurschancen eröffnen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass die US-Notenbank bereits beginnt, einen neuen Zinssenkungszyklus einzuleiten und die Europäische Zentralbank EZB angesichts der zurückgehenden Inflation bei gleichzeitig schwacher Konjunktur im Euroraum damit zumindest flirtet. Gleichzeitig bleiben die Marktrenditen immer noch vergleichsweise hoch. Für Anleihe-Anleger ergibt sich so ein interessantes Umfeld, in dem Kupons wieder einen verlässlichen Beitrag zum Gesamtertrag leisten. Die höhere Ausgangsrendite vieler Segmente gilt dabei als Joker: Sie schafft einen Puffer, der Schwankungen abfedert und Spielraum für Erholung lässt. Und das erwartet Anleihe-Anleger im Jahr 2026…

US-Anleihen: Die Rückkehr zur Normalität und die Fed unter Druck

Die Vereinigten Staaten bleiben auch im kommenden Jahr der Taktgeber. Der anhaltend hohe Emissionsbedarf des US-Fiskus hält die Renditen in Schach, gleichzeitig sorgt die konjunkturelle Abkühlung für eine allmähliche Entspannung im Inflationsdruck. Viele Analysten plädieren deshalb für eine Rückkehr zu kurz- und mittelfristigen Laufzeiten, die attraktive Kupons mit überschaubarem Zinsrisiko verbinden. Für institutionelle Investoren wird die Frage entscheidend sein, wie schnell sich die US-Notenbank dem Druck aus Washington beugt, die Zinsen möglichst schnell zu senken. Sollte die Fed im Jahresverlauf weitere Schritte nach unten vollziehen, dürften Anleger, die frühzeitig investiert haben, mit Kurssteigerungen der dann im Portfolio befindlichen Anleihen belohnt werden. Damit stellt sich die Frage, wie Investoren konkret von solch einem Szenario profitieren können. 

Die Antwort darauf geben etwa Produkte, die gezielt in öffentliche US-Titel mit gemischten Laufzeiten investieren. Dazu gehört unter anderem einer der renditestärksten Fonds in diesem Segment, der BNY Mellon U.S. Municipal Infrastructure Debt (ISIN IE00BDCJYG94). Die Portfoliomanager investieren vorwiegend in Kommunalanleihen, die emittiert werden, um Infrastruktursektoren und -projekte in den USA zu finanzieren. In den vergangenen drei Jahren hat der währungsgesicherte Fonds europäischen Anlegern eine Rendite von 3,65 Prozent per annum beschert. Für Investitionen in US-Unternehmensanleihen bietet sich unter anderem die ausschüttende, nicht währungsgesicherte Version des UBS BBG US Liquid Corp 1-5 UCITS ETF an (ISIN LU1048314949). Der Fonds bietet Zugang zu den größten und liquidesten US-Unternehmensanleihen mit Investment Grade Rating an. Die Restlaufzeit der Anleihen im Portfolio liegt zwischen einem Jahr und fünf Jahren. Die Ausschüttungsrendite betrug zuletzt 5,74 Prozent. Wem das Währungsrisiko zu hoch ist, kann auf eine Euro-Hedge-Version zurückgreifen (ISIN LU1048315243).

Europa: Zwischen französischem Laissez Faire und niederländische Reformeifer

In Europa ist das Bild komplexer. Die EZB signalisiert zwar, dass sie langfristig auf einen moderateren Zinskurs einschwenken könnte, doch die fiskalischen Schieflagen einzelner Länder bleiben ein Unsicherheitsfaktor. Der europäische Anleihemarkt steuert deshalb mit hoher Unsicherheit in das Jahr 2026. Zwar sind Staats- und Unternehmensanleihen renditeseitig wieder klar attraktiver als Bargeld. Doch geopolitische Risiken, steigende Staatsausgaben und Zweifel an der Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen sorgen für anhaltende Volatilität. Bereits 2025 sind die Renditekurven, insbesondere bei Papieren mit langen Laufzeiten, zum Teil stark angestiegen. Besonders aufmerksam verfolgt der Markt die Situation in Frankreich: „Weitere Schwierigkeiten bei der Verabschiedung des Haushaltsgesetzes könnten zu zusätzlichem Druck auf den Markt führen“, warnt Massimo Spagnol von Generali Asset Management. 

Auch die Niederlande sind in den Fokus der Aufmerksamkeit europäischer Rentenfondsmanager gerückt – wenn auch vor einem ganz anderen Hintergrund als Frankreich. Die Niederlande haben ihr Rentensystem reformiert. Bis zum Jahr 2028 soll die Umstellung abgeschlossen sein. Das Ziel: Künftig sollen die Portfolios der niederländischen Pensionsfonds stärker nach Altersgruppen ausgerichtet werden: Jüngere Versicherte mit mehr Aktienrisiko, Ältere mit sicheren Anleihen. Diese Neuausrichtung verändert das Absicherungsverhalten der Pensionsfonds radikal. Denn dadurch sinkt der Bedarf der Fonds an langfristigen Zins-Anlagen. Was wiederum weitreichende Folgen für den europäischen Rentenmarkt hat. Denn laut Europäischer Zentralbank liegt mehr als die Hälfte aller Altersvorsorgegelder der Eurozone in niederländischen Händen. Von rund 300 Milliarden Euro, die in europäischen Staatsanleihen investiert sind, ist die Rede. Bis zum Jahr 2028 könnten aufgrund der Reform nun milliardenschwere Verkäufe langfristiger Staatsanleihen erfolgen und deren Zinskurve weiter steiler werden lassen, so die Befürchtung vieler Experten.

Erfreuliche Entwicklungen gibt es bei den ehemals schwächeren Peripherieländer Italien, Spanien und Griechenland. Sie überraschen mit einer deutlich positiven, stabilen Entwicklung. „Die Peripherie der Eurozone hat einen bemerkenswerten Wandel vollzogen“, konstatiert Neil Mehta von RBC BlueBay. Die Risikoprämien gegenüber Kernländern seien so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr, so Mehta. Der Blick in die Statistiken zeigt, wie Fondsmanager mit der Situation derzeit umgehen: So setzen viele europäische Rentenfonds zum Jahresende und für 2026 vor allem auf kurze und mittlere Laufzeiten sowie selektiv auf Anleihen der Peripherie. 

Beispiele für europäische Rentenfonds, die seit Jahren solide Ergebnisse abliefern, sind unter anderem der von Luca Pesarini gesteuerte Ethna Defensiv (ISIN LU0279509144). Der Fonds investiert unabhängig von einer Benchmark hauptsächlich in bonitätsstarke Staats- und Unternehmensanleihen von Emittenten aus OECD-Ländern und baut dabei ganz klassisch auf aktive Durations- und Spread-Steuerung. „Der Fonds kann nach dem Prinzip der größtmöglichen Flexibilität die gesamte Klaviatur des Anleihesegments nutzen“, so Pesarini. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Gerd Rendenbach mit dem BayernInvest Renten Europa-Fonds (ISIN DE000A2PSYA4). „Wir nutzen Ineffizienzen am Markt, um absolute Erträge zu generieren“, so Rendenbach. Dafür variiert er Duration und Positionierung auf der Zinskurve sowie die Gewichte von Ländern, Staats- und Unternehmensanleihen.

Inflationsgeschützte Anleihen: Versicherung gegen die große Unbekannte

Aktuell scheint es so, als ob die Notenbank diesseits und jenseits des Atlantiks die Inflation einigermaßen in den Griff bekommen haben. Doch mit den erwarteten Zinssenkungen in den kommenden Monaten könnte das Thema wieder aktuell werden, mahnt Dan Ivascyn, Group CIO des Vermögensverwalters PIMCO. „Die Märkte unterschätzen das Risiko einer erneuten Beschleunigung“, warnte er jüngst in einem Marktkommentar. Seine Empfehlung: Anleger sollten inflationsindexierte Papiere wie etwa inflationsgeschützte US-Staatsanleihen (TIPS) im Portfolio behalten, um sich gegen unliebsame Überraschungen abzusichern. Eine kleine, gezielt eingesetzte Quote in inflationsgeschützten Bonds könnte 2026 noch wertvoll werden. Beispiele dafür sind unter anderem der ausschüttende UBS Core BBG Euro Inflation Linked Bond 1-10 UCITS ETF (ISIN LU1645380368) und die währungsgesicherte, ausschüttende Version des iShares USD TIPS 0-5 UCITS ETF (ISIN IE000WIQIPT2), die zuletzt eine Ausschüttungsrendite von fast sechs Prozent aufwies. 

Schwellenländeranleihen: Ein unterschätzter Rentenmarkt

Auch die Anleihemärkte der Schwellenländer könnten wieder auf die Bühne zurückkehren. Viele Staaten haben die Inflationswelle früher als die meisten Industrieländer bekämpft und stehen heute mit attraktiven Realrenditen da. Emerging-Market-Bonds gelten unter Strategen derzeit als einer der interessantesten Bausteine für investitionsbereite Anleger. Sie bieten hohe Kupons und profitieren von möglichen Zinssenkungen in den USA. Heikel bleibt das Thema Währungsrisiko. Viele EM-Rentenfonds sind in US-Dollar aufgelegt. Gleichzeitig emittieren immer mehr Staaten und Unternehmen Anleihen in Lokalwährung. Für Anleger aus dem Euroraum stellt sich deshalb die Frage, ob sie eher dem Dollar vertrauen oder darauf setzen, dass sich bestimmte Währungen in den Emerging Markets stabil oder sogar stark gegenüber Euro und US-Dollar behaupten können. Dazu kommt: Politische Risiken und Marktverwerfungen gehören bei Investitionen in Schwellenländern zum Risiko-Paket. Wer investiert, muss die Volatilität aushalten können. 

Beispiele: Einen Korb aus EM-Anleihen in US-Dollar, der gegen Währungsschwankungen zwischen Dollar und Euro abgesichert ist, bietet etwa der iShares J.P. Morgan Advanced USD EM Bond UCITS ETF EUR Hedged (ISIN IE00BKP5L730). Der aktiv gemanagte, ausschüttende BlueBay Emerging Market Local Currency Bond Fund - R EUR DIS H (ISIN LU0357317337) wiederum investiert breit in Schwellenländeranleihen, die in Lokalwährung ausgegeben wurden. 

Apropos Diversifikation: Über die Hälfte des oft als Benchmark herangezogenen EM-Renten-Indexes von JP Morgan sind asiatische Anleihen. „Weicht man mit der Titelauswahl von den breiten Indizes für Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern ab, kann man deutlich höhere Renditen erschließen“, sagt Thomas Meyer, Country Head Germany von DPAM. Sehr viel höhere Renditen ließen sich jedoch in Lateinamerika und Zentraleuropa erzielen, so Meyer. So streut der DPAM L Bonds Emerging Markets Corporate Sustainable A (ISIN LU2463506555) sein Kapital über die klassischen EM-Länder hinaus auch in Unternehmen aus Mexiko, Brasilien und Chile. Besonderen Wert legen die beiden Fondsmanager Bernard Lalière und Marc Leemans bei ihren Entscheidungsprozessen auf die Einhaltung von ESG-Kriterien.

Fazit: 2026 könnte ein Jahr werden, in dem sich Sorgfalt wieder bezahlt macht und aktives Fondsmanagement gefragt ist. Die Bedingungen sind unterm Strich nicht schlecht: bessere Kupons, geringere Inflationssorgen, vorsichtige Geldpolitik. Wer selektiert, statt alles zu kaufen, dürfte profitieren. Die Botschaft aus den Research-Etagen lautet: Die Zeit, in der Anleihen vor allem Risiko waren, läuft aus. Die Zeit, in der sie wieder Renditequelle und Stabilitätsfaktor sein können, beginnt gerade erst.


Hier gehts zu Teil 1 der Serie TiAMFundResearch Jahresausblick: Aktien


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