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10 Fragen zur Kapitalanlage in Krypto-Währungen

Dr. Philipp Giese, Krypto-Experte der Plattform BTC-Echo
Krypto-Währungen

Im FundResearch-Interview spricht Dr. Philipp Giese, Krypto-Experte der Plattform BTC-Echo, über die Vorteile von Kryptowährungen und erklärt, worauf Anleger achten sollten.

20.09.2018 | 09:26 Uhr von «Dominik Weiss»

FundResearch: Herr Dr. Giese, fangen wir mit einer ganz „einfachen“ Frage an: Zählen Krypto-Währungen zu den Währungen?

Philipp Giese: Kurz gesagt: nein. Eine Währung ist ein staatlich anerkanntes und reguliertes Zahlungsmittel. Das sind weder Bitcoin noch die Unmengen an anderen Kryptowährungen oder Token. Dennoch muss man hier zwischen regulatorischem Status und den den Kryptowährungen inhärenten Funktionen unterscheiden. So können Kryptowährungen sehr wohl die gleichen Funktionen wie Fiatwährungen erfüllen, ohne aber den Status einer Währung zugesprochen zu bekommen. Der Begriff Kryptowährung ist dabei oftmals irreführend, da die wenigsten der über 1.500 "Kryptowährungen" eine digitale Währung darstellen, sondern vielmehr als Token beschrieben werden können, die eine Funktion innerhalb eines Netzwerkes erfüllen.

FundResearch: Welche Vorteile haben Anleger, die in Digitalwährungen investieren?

Philipp Giese: Die Assetklasse der Kryptowährungen weist kaum eine Korrelation zu anderen Assetklassen auf. Als antizyklisches Investment bieten sie aber interessante Diversifikations- und Hedgingmöglichkeiten, beispielsweise als Fluchtwährung oder digitales Gold. Zudem kann es unter gewissen Voraussetzungen lukrativ sein in alternative Investmentmethoden zu investieren, die das Krypto-Ökosystem bietet. Hier zu nennen wären das Mining, Staking oder Hosting einer Masternode. Dabei handelt es sich um verschiedene Verfahren, die dazu beitragen, das Netzwerk abzusichern und Transaktionen abzuwickeln. 

FundResearch: Auf welche Risiken müssen sie sich einstellen?

Philipp Giese: Die Volatilität ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Fluktuationen von fünf Prozent an einem Tag sind Alltag und zehn Prozent keine Seltenheit. Gerade die so genannten Initial Coin Offerings (ICOs), also Krypto-Börsengänge, bergen sehr hohe Risiken, da es hier sehr viele schwarze Schafe gibt. Aufgrund mangelnder Regulierung kann es schnell passieren, dass man einem Betrug aufsitzt.

Sollte man seine Geldanlagen einer Exchange anvertrauen, besteht zusätzlich die Gefahr, dass die Exchange schließt oder Coins, in die man investiert hat, delistet werden oder ähnliches. Mit MtGox, Cryptsy und jüngst Coincheck oder Bitgrail existieren mehrere Beispiele dafür, dass derartiges geschehen kann. Entsprechend ist jedem Anleger zu raten, die Krypto-Assets nicht einfach auf einer Exchange liegen zu lassen.

Doch auch bei der Nutzung einer Wallet existieren Risiken. Sollte man den Private Key, sozusagen die Pin zu der Wallet, in einer Online-Quelle eingeben, könnte jemand diese abfangen. Jedem muss klar sein, dass mit dem Private Key beziehungsweise dem Seed jeder Zugriff auf die eigenen Funds besitzt. Entsprechend sind diese sicher zu lagern.

FundResearch: Mit welchem Anlagehorizont sollten Investoren realistisch in den Markt gehen?

Philipp Giese: Nach der Korrektur in diesem Jahr sollte man einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Es bietet sich eine Cost-Average-Strategie an. Hier kann man aus der Vergangenheit lernen: Jemand, der Anfang 2014 während des damaligen Allzeithochs in Bitcoin investierte und jeden Monat wieder in Bitcoin reinvestierte, war 2016, also lange vor dem Allzeithoch Anfang 2018, mit 25 Prozent im Plus.

FundResearch: Immer wieder ist von digitalen Diebstählen zu hören. Wie gut sind Krypto-Coins ihrer Ansicht nach geschützt?

Philipp Giese: Die klassischen Kryptowährungen sind prinzipiell extrem gut geschützt. Die Verbindung zwischen dem öffentlich einsehbaren Public Key – wenn man so will der Kontonummer einer Wallet – und dem Private Key, sprich der dazu gehörigen PIN, ist nach heutigem Stand der Technik so gut wie nicht knackbar. Selbst unter Berücksichtigung der durch Quantencomputer kommenden Möglichkeiten ist diese Verbindung, entgegen anderslautenden Äußerungen, nicht knackbar.

Die Schwierigkeit bieten zum Teil die Interfaces zur realen Welt, sprich die Exchanges und teilweise auch die Wallets. Wie weiter oben gesagt, ist es extrem wichtig, den Private Key beziehungsweise den Seed zu schützen. Der Private Key muss gut aufbewahrt werden und darf nicht in die falschen Hände geraten. Im jüngsten Kryptokompass, unserem auf Kryptowährungen fokussierten Börsenbrief, haben wir ein Spezial zur sicheren Aufbewahrung von Kryptowährungen zusammengestellt.

FundResearch: Bitcoin hat zuletzt massiv korrigiert. Wird die Talfahrt weiter gehen?

Philipp Giese: Wenn ich das wüsste... Persönlich halte ich weniger von der fortwährenden Spekulation, ob der Kurs nun wieder steigt oder fällt. Nehmen wir die Talfahrt nach dem damaligen Allzeithoch 2015 als Basis, sind theoretisch gesehen Kursminima von bis zu 3.500 US-Dollar möglich. Ob dieser Vergleich so sinnvoll ist, darf jedoch bezweifelt werden. Natürlich wird die ETF-Entscheidung der SEC, die bald ansteht, einen Einfluss auf den Kurs nehmen. Die Entwicklung des Bitcoin-Kurses im Jahr 2017 zeigte etwa, dass ein SEC-Verbot den Kurs nur temporär drückt.

Ich finde es deshalb wichtiger, zu betonen, dass Bitcoin technologisch betrachtet noch unglaubliches Potenzial besitzt. Die sogenannten Skalierungslösungen, wie zum Beispiel das Lightning Network, die Bitcoin schneller und günstiger machen sollen, befinden sich immer noch am Anfang und werden ihr Potential erst in einigen Monaten voll zeigen können.

FundResearch: Ein Nachteil der Kryptowährungen ist, dass sie rein nachfragebasiert sind. Welche Garantien gibt es vor Totalverlusten?

Philipp Giese: Keine. Ein Totalverlust ist wie bei allen anderen Anlageformen auch immer möglich. Auch wenn die Coins nicht verschwinden, kann ihr Kurs gen 0 gehen, wenn keine Nachfrage mehr existiert.

FundResearch: Wie erkenne ich als Anleger in einem unregulierten Markt seriöse Anbieter?

Philipp Giese: Das ist eine vielschichtige Frage. Geht es um Kryptowährungen, Token Sales, um Exchanges, Walletanbieter oder sonstige Dienstleister? Im Fall von Exchanges kann man inzwischen darauf schauen, ob die Unternehmen KYC/AML-Regulierungen befolgen oder ob sie Maßnahmen gegen Wash Trading oder Spoofing unternehmen. Von einem Wallet erwarte ich, dass der Nutzer vollständige Souveränität über die eingelagerten Funds besitzt, sprich, dass er im Besitz und in der Kenntnis der Private Keys ist.

Des Weiteren sollten die Alarmglocken läuten, wenn Anbieter mit überzogenen Profiten werben. Auch stark zentralisierte Projekte, die vorgeben dezentral zu sein, sollten kritisch beäugt werden.

Ein guter Anhaltspunkt zum Unterscheiden zwischen seriösen und unseriösen Projekten ist das Whitepaper. Beim Lesen von Whitepapern orientiere ich mich deshalb immer an meiner Erfahrung als Gutachter bei einem Projektträger. Damals habe ich darüber entschieden, ob Förderanträge bewilligt oder abgelehnt werden. Gute Projekte konnten transparent die Ausgangslage, den Lösungsansatz, die Risiken, die Kompetenz des Teams und die Verwendungsstrategie darstellen. Im Fall von Whitepapern, die im Rahmen von ICOs veröffentlicht werden, betrachte ich zusätzlich den hinter dem Projekt stehenden Token. Was für eine Tokenverteilung strebt das Projekt an? Wenn ein signifikanter Teil der emittierten Token im Team bleibt, halte ich das für eine Red Flag. Was soll mit dem Token erreicht werden? Hat er im anvisierten Projekt eine wirkliche Funktion – und damit einen Mehrwert jenseits der Spekulation?

FundResearch: Mit welcher Regulierung rechnen Sie in der nahen Zukunft in Europa/USA/weltweit?

Philipp Giese: In Europa wird das Verhältnis der DSGVO zu einer Public Blockchain geklärt werden müssen. Streng genommen steht eine öffentliche, transparente Blockchain im starken Widerspruch zum Recht auf Löschung oder dem Recht auf Vergessen.
Vor allem in den USA wird man die Frage, was als Security gilt und was nicht, klären müssen. Für die klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin ist die Frage zwar schon geklärt, doch wie es für andere Projekte aussieht, ist bislang noch unklar. Hier muss eine eindeutige Regelung her. Wichtig bezüglich der Regulierung in den USA ist natürlich die SEC-Entscheidung hinsichtlich eines Bitcoin-ETF, die nun erwartet wird. Ich denke, dass diese Entscheidung vor der deutlich diffuseren Frage hinsichtlich der Einordnung von unterschiedlichen Krypto-Assets erfolgen wird.

Nicht, dass ich hier mit einer schnellen Entscheidung rechne, aber notwendig auf globaler Ebene ist eine eindeutige Entscheidung über die Regulierung von Token Sales. Die aktuelle Situation, dass es Staaten mit einer krypto-feindlichen Haltung und andere mit einer toleranten Haltung gibt, erschwert das weltweite Wachstum dieses Sektors.

FundResearch: Wir erleben gerade eine Konzentrationsbewegung der Mining-Kapazitäten in den Händen weniger Unternehmen. Wie wird sich das Mining in Zukunft verändern?

Philipp Giese: Diese Entwicklung ist sehr besorgniserregend. Weniger wegen etwaigen 51%-Attacken als vielmehr, dass dies dem Ursprungsgedanken der Kryptowährungen – dem Aufbau eines dezentralen Systems – im Weg stehen würde.

Zu dieser berechtigten Sorge sind jedoch ein paar Dinge anzumerken: Erstens schlafen hier die Entwickler nicht. Es existieren Vorschläge, das Mining wieder auf ein dezentraleres Fundament zu setzen. Neben Bitcoin existieren andere Kryptowährungen, deren Mining-Algorithmus deutlich dezentraler angelegt ist. Zweitens – und meiner Meinung nach viel wichtiger – ist es ein Irrtum zu behaupten, dass die Miner Bitcoin vollständig in der Hand hätten. Noch vor den Minern sind es die Node-Hoster, die die Blockchain verwalten. Die User Activated Soft Fork im letzten Jahr zeigte die Macht der Node-Hoster: Jene Node-Hoster, die die Soft Fork akzeptierten, würden keine Blöcke von Minern, die gegen dieselbe sind, annehmen.

Die Beziehung zwischen Node-Hostern und Minern ist also eine symbiotische: Es braucht die Miner zur Generierung neuer Blöcke, jedoch braucht es die Nodes zum Verwalten der Blockchain. Allein haben die Miner deshalb nicht so viel Macht wie man denkt.

FundResearch: Welche Folgen hat das für Anleger? Müssen sie sich auf 51%-Attacken einstellen?

Philipp Giese: Nein. Bei den größeren Kryptowährungen sind die Kosten für eine derartige Attacke extrem hoch, es wäre schlicht unrentabel.

Sollte es zu einer 51%-Attacke kommen, würde das sicherlich bedeuten, dass der Konsensmechanismus angepasst werden müsste. Das ist jedoch nicht unmöglich.

Schließlich sollte man auch betrachten, was über eine 51%-Attacke überhaupt erreicht werden könnte. Der Angreifer würde alle Mining-Rewards erhalten. Das mag für andere Miner unfair sein, doch für den einzelnen Nutzer ist das kein Problem. Prinzipiell könnte er Transaktionen zensieren. Dazu müsste er jedoch nicht nur über eine genügend große Hashrate für die 51%-Attacke verfügen, sondern auch die relevanten Public Keys mit den zu zensierenden Personen assoziieren können, was auch nicht ganz trivial ist. Schließlich kann eine 51%-Attacke ausführende Entität Double-Spendings ausführen. Das würde jedoch sofort offenbar werden. Man würde nicht nur erkennen, dass es zu einer 51%-Attacke kam, sondern auch, welcher Miner dafür verantwortlich war.

FundResearch: Gehört die Zukunft der marktgrößten (Bitcoin), der institutionellsten (Ripple) oder einem Coin, den es heute noch gar nicht gibt?

Philipp Giese: Wenn man die verschiedenen Use-Cases von Kryptowährungen (medium of exchange, store of value, dezentrale Anwendung, Supply Chain Management, Soziales Netzwerk usw.) betrachtet, sieht man, dass viele nebeneinander existieren können und werden. Auch bezogen auf den Payment-Aspekt denke ich, dass die Zukunft nicht einer Kryptowährung allein gehören wird; schon jetzt gibt es für Bitcoin, Monero und Bitcoin Cash – um drei Beispiele zu nennen – unterschiedliche Use Cases.

Doch bezogen auf die drei Wahlmöglichkeiten: Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft eher Bitcoin denn XRP gehört. XRP, die Kryptowährung des Unternehmens Ripple, ist zwar von der Technologie her betrachtet deutlich dezentraler als ihr Ruf, die Use Cases und die Kapitalverteilung sind jedoch extrem zentralisiert. In den Händen des Unternehmens Ripple liegt, wenn auch in einem komplexen Escrow-Mechanismus gesichert, der Großteil aller XRP-Token.

Eine Kryptowährung, die noch nicht existiert, ist natürlich schwierig bis unmöglich einzuschätzen, aber vom aktuellen Stand lässt sich sagen, dass die zweite Welle der Kryptowährungen mit Cardano, Tron oder EOS deutlich zentralisierter aufgebaut sind als Bitcoin oder Litecoin. Wenn man sich den Ursprung von Bitcoin und die ursprüngliche Community ansieht, merkt man, dass damals der Kurs von Bitcoin nicht im Vordergrund stand. Die Situation heutzutage ist grundlegend anders. Entsprechend würde ich auch da eher auf Bitcoin tippen.

Kolumne Kryptowährungen: PassenBitcoin in klassische Portfolios


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