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Regulierung

Goldene Zeiten für RegTechs

Regulatorik ist seit einigen Jahren eines der zentralen Kernthemen in der Finanzbranche. Die Gesetze werden immer komplexer. Um die Anforderungen zu erfüllen, müssen Finanzinstitute und Produkte-Entwickler verstärkt in helfende Software investieren.

23.07.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Die Geschäftsmodelle in der Finanzbranche sind in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden. Der Hauptgrund dafür ist nicht etwa eine Zunahme der Globalisierung oder eine komplexere Weltwirtschaft, sondern eine zunehmend komplexe Regulierung. Insbesondere in Europa hat die Politik die Daumenschrauben für Produkteentwickler, Handelsplätze, Finanzintermediäre und Banken immer weiter angezogen.

Zunächst war dies der natürliche und nachvollziehbare Reflex der Regierungen und Aufsichtsbehörden auf die Finanzkrise 2008/2009, in der eine Kombination aus hoch komplexen Finanzinstrumenten und verantwortungslosen Vertriebspraktiken die Kapitalmärkte in einen furiosen Kollaps trieb. Dazu gesellte sich in den vergangenen Jahren die Überzeugung, es brauche eine ökologische Wende, um diesen Planeten vor dem Untergang zu retten. Als Schlüsselindustrie für den Wandel wurde die Finanzindustrie ausgemacht. Die Idee: Das Kapital soll sich möglichst grün vermehren, schmutzige Industrien sollen sich in Zukunft nicht mehr lohnen.

Über die Jahre hinweg sind die Anforderungen an die Regulierung der Finanzindustrie damit enorm gewachsen. Die Gesetze sollen Vieles gleichzeitig leisten: unter anderem die Verbesserung des Anlegerschutzes, die Verfolgung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele und die Aufwertung von ESG-Kriterien als Bewertungsmaßstab für Unternehmen – gleichrangig zu anderen Bilanzkennzahlen.

Für die Unternehmen, die sich Geld am Kapitalmarkt beschaffen wollen, und für die Finanzindustrie ist der Gesetzes- und Verordnungsdschungel kaum noch zu durchschauen – mit zum Teil teuren Folgen. So sorgen zum Beispiel die hohen Anforderungen an ESG-Reportings dafür, dass mittelgroße und kleinere Unternehmen vor dem administrativen Aufwand dafür kapitulieren und stattdessen höhere Zinsen zahlen müssen, wenn sie Anleihen emittieren. Die Finanzierung von Investitionen wird durch strengere Regulierung teurer. 

Auf Seiten der Finanzindustrie sieht es ähnlich aus. Produktentwicklung, Vertrieb, Anlegerberatung und Börsenhandel sind so kleinteilig reguliert wie niemals zuvor in der Geschichte. Wer sich allein die Emissionsflut in der Zertifikate-Industrie, mit zum Teil mehreren Tausend Produkten täglich, ansieht, ahnt, welche Datenströme hier verarbeitet und kontrolliert werden müssen.

Smarte Lösungen zur Bewältigung der gestiegenen Regulierungsanforderungen bietet eine mittlerweile zur eigenen Branche herangewachsene Gruppe von Software-Entwicklern: die sogenannten RegTechs. Das sind spezialisierte Regulierungs-Technologieunternehmen, die IT-Lösungen im Angebot haben, die gezielt auf die Anforderungen von Kapitalmarktteilnehmern zugeschnitten sind. Die Funktionalitäten der Software- und Datenbanklösungen lassen sich laut einer aktuellen KPMG -Studie in etwa so beschreiben: Die RegTech-Lösungen basieren auf Datenbanken, die die Fähigkeit haben, Regelungs- und Gesetzeshierarchien – wie etwa Verordnungen, Richtlinien und Gesetze – abzubilden. Anwender können daraus mit Hilfe hochgradig automatisierter Prozesse konkrete Anforderungen an Produkte und Prozesse ableiten und visualisieren. Dokumentationspflichten werden automatisiert, Produktemissionen radikal vereinfacht.

Unternehmen wie etwa Legal Horizon aus Magdeburg, das Londoner Startup ClauseMatch oder die junge Frankfurter RegTech-Firma RegHub sind laut jüngster KPMG-Marktstudie gute Beispiele dafür, was RegTech leisten kann und welche wichtige Rolle dieser jungen Branche mittlerweile zukommt.

Die Firma Legal Horizon zum Beispiel hat nicht nur Lösungen für die Finanzindustrie entwickelt, sondern auch für Automobil-, Pharma-, Chemie-, Energie- und Nahrungsmittel-Unternehmen. Das Prinzip der Softwarelösungen: Relevante Gesetze und Vorschriften werden automatisch gesammelt, Änderungen nachverfolgt und aktualisiert. Die Daten werden für die zuständigen Fachabteilungen in den Unternehmen nach Relevanz gefiltert, übersichtlich aufbereitet und bewertet. So entsteht aus einer Datenflut an Regularien eine auf das Wesentliche konzentrierte Übersicht. Die Idee: Weniger ist in diesem Fall mehr.

ClauseMatch geht einen etwas anderen Weg: Bei den von dem jungen Londoner Startup programmierten Lösungen geht es darum, dass Finanzinstitute ihre eigenen Standards, Verfahren und Richtlinien jederzeit mit gesetzlichen Regularien matchen und entsprechend gesetzeskonform ausrichten können. Der Clou: ClauseMatch bietet auch Regulierungsbehörden seine Dienste an. Der Input kommt von beiden Seiten, die Vergleichsprozesse sind also gut aufeinander abgestimmt, die Datenbasis jederzeit aktuell – theoretisch könnten sogar Gesetze im Entwurfsmodus in die Datenbank einfließen.

Das Frankfurter Unternehmen RegHub hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen zu unterstützen, die Veränderungen im rechtlichen und Compliance-Umfeld vornehmen. Stärke der Softwarelösung ist ein Kommunikationskanal, auf dem Berater und Aufsichtsbehörden den Change-Prozess des Unternehmens unterstützen und begleiten können. Das Gesamtpaket baut auf einer reichhaltigen Datensammlung von Gesetzen und Richtlinien auf, die automatisch gepflegt und analysiert werden.

Die drei Unternehmen sind nur aktuelle Beispiele für das, was in der RegTech-Szene mittlerweile möglich ist. 

Fazit: Es ist absehbar, dass die Automatisierung in diesem Bereich weiter voranschreitet. Für die betreffenden Unternehmen brechen vermutlich goldene Zeiten an. Denn zum Einkauf spezialisierter Software zur Überwachung von Regulatorik gibt es für Finanzinstitute faktisch keine vernünftige Alternative. Für einzelne Unternehmen ist es mittlerweile viel zu aufwändig und teuer geworden, Gesetzes-Datenbanken und die dazu passende Software selbst zu entwickeln. Dazu kommt der Fachkräftemangel im Bereich der Informatik. Schon jetzt arbeiten die IT-Abteilungen in vielen Finanzinstituten am Limit – nicht zuletzt auch immer wieder wegen des Themas Regulierung.

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