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Marktausblick

Aktien, Immobilien, Gold - das sind die Favoriten 2022 der Experten - Teil 1 Börsenumfeld

Würgen Inflation und steigende Zinsen die Börse ab? Oder ist noch Luft nach oben? Gottfried Heller, Robert Halver und Marcus Poppe beantworten Fragen zu Aktien, ETFs, Gold, Kryptos - und nennen die Favoriten 2022.

12.01.2022 | 07:15 Uhr von «S. Bauer, W. Ehrensberger, J. Groß, S. Rullkötter»

Börsenumfeld

Die Situation an den Märkten ähnelt der in den Jahren 1999/2000. Haben wir eine Blasenentwicklung, und wie groß schätzen Sie das Crash-Risiko ein?

Gottfried Heller: Für einen Crash sehe ich derzeit keinen Anlass. Ich hasse das Wort Crash. Allenfalls könnte es Korrekturen geben.

Robert Halver: Wir haben definitiv Blasen, und zwar in allen Bereichen. Vor allem bei Anleihen. Ähnliches gibt es auch auf dem Aktienmarkt in einzelnen Segmenten sowie bei Immobilien. Aber was passierte nach dem Platzen der Dotcom- und später der US-Immobilienblase? Es gab starke Ausstrahlungen in die Realwirtschaft. Die Stimmung der Investoren und Konsumenten würde sich stark eintrüben. Dieses Risiko gehen die Notenbanken nicht ein, zumal die Staatsverschuldung insgesamt deutlich höher ist als 2000 oder 2009. Die Notenbanken bleiben auch aus sozialpolitischen Gründen auf dem Gasfuß, sie wollen Unruhen verhindern. Die Niedrigzinsen werden mit geringen Abstrichen bleiben, es wird keine klare Stabilitätspolitik gegen Inflation mehr geben.

Wo sehen Sie die Hauptrisiken 2022?

Heller: Chipmangel und Lieferengpässe dürften zwar konjunkturbedingt etwas nachlassen, aber trotzdem das Wachstum weiter belasten. Ansonsten sind alle Blicke auf die Fed und die EZB gerichtet. EZB-Chefin Christine Lagarde hat zwar mehrmals beteuert, dass es 2022 keine Zinserhöhungen geben werde, und die neuen Pandemie-Probleme lassen das als wahrscheinlich erscheinen. Aber in puncto Liquidität wird die EZB den Hahn aufgrund der weit über dem Ziel liegenden Inflationsrate etwas zudrehen müssen, um ihre Glaubwürdigkeit nicht ganz einzubüßen. Wie stark und wie schnell sie das machen wird, ist noch unklar. Das ist ein Unsicherheitsfaktor für die europäischen Märkte. Niemand kann vorhersagen, wie stark sich in dieser Situation eine Straffung der Geldpolitik auf Wirtschaft und Börsen generell auswirken wird. Die Notenbanker betreten hier Neuland, denn so gewaltige Liquiditätsmengen und so niedrige Zinsen gab es noch nie. Von hier aus ist der Weg zur Normalität voraussichtlich mit vielen Unwägbarkeiten und unerwarteten Problemen gepflastert. Und die ersten Schritte sind vermutlich die gefährlichsten und werden an den Börsen besonders kritisch beobachtet.

Welche Folgen wird die Inflation für die Aktienmärkte haben?

Halver: Die Inflation ist nur dann eine Gefahr für die Börsen, wenn sie bekämpft wird, was aber seitens der Notenbanken nicht konsequent geschehen kann. Bei Inflation sind Sachwerte vorteilhaft, dazu zählen natürlich auch Aktien.

Ist der gegenwärtige Inflationsschub vorübergehend oder andauernd?

Heller: Den vorläufigen Inflationshöhepunkt könnten wir wegen der Konjunkturabkühlung nahezu erreicht haben. In Deutschland kommt ja noch hinzu, dass ab Januar 2022 der Vergleichsmaßstab nicht länger durch die Mehrwertsteuersenkung des zweiten Halbjahres 2020 verzerrt wird. Das reduziert die Inflationsrate 2022 automatisch um ein paar Zehntel Prozentpunkte. Aber ich rechne damit, dass wir international und in Deutschland noch länger auf einem deutlich höheren Preisniveau bleiben werden, als es den Notenbanken lieb ist. Sobald Omikron seinen Schrecken verliert, werden Nachholeffekte erneut die Konjunktur wieder antreiben, und das kann neue Engpässe und damit Preissteigerungen hervorrufen. Eine Inflationsrate deutlich oberhalb der von den Notenbanken angestrebten zwei Prozent wird uns also noch lange verunsichern, zumal auch die Löhne und Gehälter mit Verzögerung nach oben folgen dürften - je länger die Inflation hoch bleibt, desto stärker.

Halver: Inflationsspitzen werden nächstes Jahr gekappt, etwa dadurch, dass die Lager aufgefüllt werden und sich die Logistikprobleme mildern. Hinzu kommt der Basiseffekt der bereits in diesem Jahr hohen Preissteigerung. Die Inflation wird aber insgesamt höher bleiben als vor Corona.

Kommt die EZB aus ihrer lockeren Geldpolitik überhaupt noch heraus?

Heller: Einige Staaten, vor allem südeuropäische, können deutlich höhere Zinsen einfach nicht stemmen, das würde ihre Schulden unbezahlbar machen. Jetzt rächt es sich, dass sie die Nullzinspolitik nicht für einen stärkeren Schuldenabbau genutzt haben. Die kostspieligen Corona-Hilfen und -Steuerausfälle haben die Probleme seit 2020 noch erheblich vermehrt. Für die EZB gilt das Gleiche wie für die Fed: Bevor sie die Leitzinsen anhebt, muss sie erst ihre Wertpapierkäufe beenden. Vermutlich wird sie nicht umhinkommen, das Kaufprogramm PEPP planmäßig im März auslaufen zu lassen. Trotz der markigen Worte von Frau Lagarde rechne ich damit, dass die EZB 2022 umsteuern muss und in der zweiten Jahreshälfte zumindest die Negativzinsen für Banken beseitigen wird. Also auch hier eine Straffung der Geldpolitik, aber eine wesentlich moderatere als in den USA.

Wie schätzen Sie die konjunkturellen Risiken für Deutschland ein? Droht im Winterhalbjahr erneut eine Rezession?

Heller: Es ist jetzt schon klar, dass sich das Wachstum im Schlussquartal 2021 deutlich verlangsamt hat und das erste Vierteljahr 2022 noch schwächer ausfallen wird. Wie es dann weitergeht, hängt davon ab, wie schnell sich die Omikron-Variante ausbreitet, wie gefährlich sie ist und wie schnell sie bekämpft werden kann. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine Stagnation oder gar Rezession vermeiden können. Denn Politiker, Unternehmen und Verbraucher haben gelernt, mit der Pandemie zu leben und den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Sehen Sie Chancen auf eine bessere Kooperation zwischen den USA und China?

Heller: Keine sehr großen, leider, trotz einiger guter Ansätze in Teilbereichen. Aber es würde schon genügen, wenn sich die Spannungen nicht noch weiter verstärken. Wenn die zwei mit Abstand größten Volkswirtschaften der Welt sich wirtschaftlich mit Zähnen und Klauen bekämpfen, kann das nur negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.

Soll man nach der Regulierungsoffensive durch Peking überhaupt noch in China investieren?

Marcus Poppe: Das ist ein schwieriges Thema. Aufgrund der Maßnahmen, die viele nicht haben kommen sehen, ist davon auszugehen, dass die Anleger erst mal vorsichtig bleiben. Dazu kommt die Diskussion über das Delisting chinesischer Unternehmen an den US-Börsen. Es ist also unklar, wie lange ich über die amerikanischen Börsen noch in China investieren kann. Da ist viel Skepsis, viel Unsicherheit. Gewisse Bereiche, die von der Regulierung stark getroffen worden sind, sehen aber nach den Kursverlusten aus meiner Sicht nicht ganz uninteressant aus. Es gibt aber auch die Gegenmeinung, die Russland als Beispiel dafür anführt, was in Märkten passiert, in denen es ein sehr hohes politisches Risiko gibt: Da gehen die Bewertungen massiv nach unten. Da sind wir in China noch lange nicht. Ich denke, dass China im nächsten Jahr durchaus positives Überraschungspotenzial hat, weil vermutlich mehr geld- und fiskalpolitische Maßnahmen kommen werden, um das Wachstum zu beschleunigen.

Auf welche Unternehmen soll man in China setzen?

Marcus Poppe: Die größeren Technologieunternehmen sind wahrscheinlich am interessantesten. Da ist viel Furcht eingepreist, und man sieht einen deutlichen Abschlag zu den westlichen Wettbewerbern. Man kann eine Wachstumsüberraschung in China aber auch über europäische Aktien spielen, die von besseren China-Daten profitieren. Ein klassisches Beispiel ist der DAX als ein zyklischer Index.

Was halten Sie, Herr Halver, angesichts der Regulierungen von chinesischen Aktien? Sie sind günstig, aber würden Sie sie empfehlen?

Halver: Warum sind sie günstig? Weil der Staat die regulatorische Kandare anlegt, damit das Machtmonopol der KP erhalten bleibt. Das trifft vor allem die Social-Media-Giganten. Oft sind bei chinesischen Aktien die Einblicke verschwommen. Dort gibt es keine Transparenz wie in der westlichen Welt. Das Risiko ist groß, das macht die Werte so günstig.

Welche Schwellenländer außer China sind interessant?

Poppe: Meine Kollegen aus dem Emerging-Markets-Bereich nennen mir neben China Indien als Favoriten. Wobei der Markt dort schon eine ganze Weile sehr gut läuft.

Teil 2 Aktienmärkte erscheint am 13.01.2022

Dieser Artikel erschien zuerst am 09.01.2022 auf boerse-online.de

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