Die Value-Idee von PZENA geht über den Kauf billiger Aktien hinaus. Der US-Asset-Manager will die langfristige Ertragskraft von Unternehmen nutzen. In den vergangenen Jahren gab es beständig Mittelzuflüsse. TiAM FundResearch hat PZENA in New York besucht.
07.05.2025 | 10:30 Uhr von «Dieter Fischer»
Dienstagmorgen, kurz nach halb neun. Im PZENA-Board-Room sind rund 35 Frauen und Männer versammelt. Die tägliche Morgenrunde. Vom CIO bis zum Analysten sind sie alle dabei. Viele Portfolio- und Relationship-Manager sind zu sehen. Es geht um Märkte, Tendenzen und die Handelsvolumina besonderer Titel. „Das ist typisch für uns“, wird Caroline Cai, CEO von PZENA, im Interview später sagen, „wir sind ein Team, alle möchten ihren Teil zum Erfolg des Unternehmens beitragen.“
In der Tat: PZENA Investment Managers ist kein Unternehmen wie andere: rund 70 Milliarden US-Dollar unter Management, Büros in New York, London, Dublin und Melbourne. Eine „Deep Value"-Sichtweise, wie sie sonst wenige Asset-Manager auf der Welt vertreten. Wobei das Unternehmen insgesamt 76 Partnern gehört. „Eine vom Value-Gedanken sehr positiv beeinflusste Familie“, wie ein Mitbewerber aus den USA anerkennend sagt.
Typisch PZENA: In den Präsentationen vieler Mitarbeiter sind alle 30 Portfoliomanager und Analysten namentlich abgebildet. Sie sind die Stars. Von ihnen sind zehn bereits seit über 15 Jahren im PZENA-Team, sieben sind mehr als 19 Jahre dabei. Alle drei bis fünf Jahre werden die Spezialgebiete getauscht. Eine derartige Rotation bedeutet, dass mehrere Analysten eine breite Sektorenkenntnis haben. Dies kreiert Fragen und verhindert Eintönigkeit.
PZENA wurde 1995 von Richard S. Pzena gegründet. Er war zuvor Direktor für US-Aktien-Investments und Chef Research Officer bei Sanford C. Bernstein. Pzena legte vor allem die Grundlage der außergewöhnlichen Value-Orientierung seines Unternehmens. Für die direkte Betreuung der wachsenden europäischen Kunden wurde dann 2015 die Niederlassung in London gegründet, 2022 folgte eine weitere Zweigniederlassung in Dublin, um auch das Mandatsgeschäft noch schneller abwickeln zu können. Die über Irland zugelassenen UCITS-Fonds können auch an europäische Kunden vertrieben werden.
Von knapp 40 auf 70 Milliarden Dollar
PZENA muss in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht haben. Die Assets under Management sind seit Ende 2020 bis Ende 2024 von 43 Milliarden auf aktuell rund 70 Milliarden Dollar gewachsen. Natürlich haben gestiegene Kurse der Portfoliotitel dazu beigetragen. „Wir hatten in jedem dieser Jahre auch positive Nettomittelzuflüsse“, sagt PZENA-CEO Caroline Cai nicht ohne Stolz. Dies kann beileibe nicht jeder aktive Asset-Manager von sich behaupten.
„Wir sind überzeugt, dass jeder Investor Value-Titel in seinem Portfolio haben sollte“, sagt Cai. Kleiner Unterschied zu den anderen: Für PZENA sei Value nicht irgendein Faktor von vielen: „Value ist für uns eine Philosophie – wir tun sehr viel, um herauszufinden, welche Titel zu wirklich günstigen Preisen zu haben sind.“
Das hat sich herumgesprochen: Für nicht wenige Kunden ist PZENA „Sub-Advisor“ für die eigenen Value-Strategien. Der Riese Vanguard zählt in den USA dazu. Zudem setzen Asset-Manager in Australien und Asien auf den PZENA-Support. Was sich spektakulär anhört. „Ist es aber nicht“, so Cai, die neben ihrer CEO-Funktion auch als Portfoliomanagerin arbeitet. Entscheidend sei ein diszipliniertes, teamorientiertes Vorgehen: „Oft braucht es ganz einfach harte Arbeit und etwas Geduld, um besondere Ergebnisse zu erreichen.“
Dranbleiben – darin liegt die Chance
Gibt es auch Fallen? „Wir müssen als Value-Experten akzeptieren, dass das, was die Preise niedrig erscheinen lässt, mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist“, erklärt Cai. In der Regel erziele ein Unternehmen bis zu einem gewissen Punkt gute und stabile Gewinne. „Dann passiert oft irgendetwas“. Die wesentlichen Kennzahlen wichen von ihrem langfristigen Trend nach unten ab. Oder es gebe generell eine schwache Börsenphase. Oder, oder, oder. Der Markt reagiere dann mit sinkenden Kursen, manchmal überstürzt und übertrieben. „Genau darin liegt unsere Chance“, sagt Cai, „in diesen Situationen bleiben wir dran.“
Was nur funktioniert, wenn es bei den Unternehmen in den PZENA-Portfolios keine größeren operativen Probleme gibt. „Das ist natürlich die Voraussetzung, die müssen wir erkennen und möglichst richtig einschätzen“, sagt Allison Fisch, Präsidentin und Portfoliomanagerin. Dabei helfe der PZENA-Ansatz, „Analysten und Portfoliomanager sehr eng zusammenarbeiten zu lassen“. Ohne große Hierarchien.
Das fördere Aktionen, die gut abgesprochen sind, und gemeinsam getroffene Entscheidungen. Viele Marktteilnehmer machten sich genau diese Mühe nicht. Im Gegenteil: Bei schlechten Nachrichten zu einem Unternehmen werde strikt verkauft. Oft sogar panisch. Dadurch entstehe Angst vor der Zukunft des jeweiligen Unternehmens – mit der Folge einer zu niedrigen bis negativen Bewertung. „Davon versuchen wir zu profitieren“, betont auch Fisch.
Interessante Zeiten für Value-Investoren
Zur aktuellen Lage an den Aktienmärkten sagt PZENA-CIO und
Investmentlegende John P. Goetz: „Aktuell werden die Märkte von sehr viel
Unsicherheit bestimmt.“
Und diese Unsicherheit gehe großteils von den USA aus, „dies im Übrigen zum
ersten Mal in meinem beruflichen Leben“. Angst und Hoffnung – diese beiden
Pole bestimmten die Lage an den Börsen sehr oft.
Die Rally der „Magnificent 7“ sei ein gutes Beispiel für den Pol Hoffnung: Das Gewinnwachstum dieser Titel werde sich über kurz oder lang eher „dem des Marktes annähern als umgekehrt“, analysiert Goetz. Dabei müsse sich das Gewicht der sieben Leader nicht umkehren, es brauche nur nicht weiter zu steigen. Sobald die Marktkonzentration der Growth-Titel nicht weiter zunehme, könnten die Value-Titel profitieren. Diese Reaktion habe bereits begonnen. „Für Value-Investoren sind es gerade wirklich interessante Zeiten an den Börsen.“
Warum sind die Zeiten so interessant? Goetz nennt einige Börsenphasen, in denen es Übertreibungen gab. Japan in den späten 80ern. Die Jahrtausendwende mit den kleineren Werten und vermutlich auch die KI-Euphorie der vergangenen Jahre. Immer folgten darauf auch Phasen, in denen die Märkte einbrachen und alle Aktien nach unten geprügelt wurden. „Das haben wir jetzt wieder –für uns gibt es Kaufgelegenheiten.“ Value-Investoren liegen eben auf der Lauer, wenn die Kurse fallen – das sollte nun klar geworden sein.
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