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Welche Strategien Mehrwert versprechen

ROUND TABLE Aktienstrategien – Teilnehmer: John Korter (li.), Philipp von Königsmarck (re.)
Anlagestrategie

Beim TiAM-Round-Table diskutierten Philipp von Königsmarck und John Korter darüber, welche Möglichkeiten es gibt, Fondsanlegern Mehrwert abseits der bekannten Indexstrategien zu bieten.

19.09.2025 | 09:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM: Der Einbruch der Magnificent 7 hat gezeigt, das der MSCI World allein nicht ausreicht. Welche Strategien eignen sich besonders, um Mehrwert zu bieten? 

Philipp von Königsmarck: Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze, um Konzentrationen in einem Index entgegenzuwirken: aktives Management oder smarte Indexstrategien, sogenannte Smart-Beta-Strategien. Diese Strategien unterscheiden sich von klassischen, marktkapitalisierungsgewichteten Indizes durch alternative Gewichtungsmethoden. Dadurch lässt sich unter Umständen eine Outperformance gegenüber dem breiten Markt erzielen. Gerade in volatilen Zeiten geraten klassische ETFs an ihre Grenzen. Smart-Beta-ETFs bieten hier eine Alternative. Sie setzen etwa auf Qualitäts- oder Value-Faktoren und weichen damit bewusst vom Marktkapitalisierungsprinzip ab. Das ermöglicht langfristig häufig eine Outperformance. 

John Korter: Aktives Management ist aus unserer Sicht unabdingbar. Wir bei LFDE – La Financière de l’Échiquier sind überzeugt davon, dass man Mehrwert nur durch aktives Stock-Picking erzielen kann – insbesondere jenseits der großen Indizes. Dort geht es uns nicht darum, eine Benchmark zu schlagen, sondern darum, einen Port­folio-Booster anzubieten. Unsere Fondsmanager kombinieren Analytik mit Erfahrung und Intuition. Gerade im direkten Austausch mit dem Management klei­nerer Unternehmen entstehen oft wertvolle Einblicke, die kein Index der Welt liefern kann. 

TiAM: Also spielt der persönliche Draht zum Unternehmen eine wichtige Rolle? 

Korter: Absolut. Besonders bei Small und Mid Caps ist es ein entscheidender Erfolgsfaktor, um das Geschäftsmodell wirklich zu verstehen. Nicht jeder unserer Manager bei führt diese Gespräche – aber wer es tut, kann viel gezielter investieren. Bei Techgiganten wie Amazon, Apple, Nvidia oder Google ist das naturgemäß schwieriger, aber bei Spezialwerten ist dies einfach unverzichtbar. 

TiAM: Können dann regelbasierte Nebenwertestrategien ohne Unternehmenskontakt überhaupt mit aktiven Fonds mithalten? 

Königsmarck: Definitiv. Nehmen Sie unseren L & G Russell 2000 Quality ETF: Er gewichtet innerhalb des Russell-2000-Index gezielt die Unternehmen mit der höchsten Bilanzqualität stärker; Unternehmen mit geringerer Qualität fallen dadurch heraus, sodass am Ende circa 1000 Unternehmen im Portfolio sind. So konnten wir über fünf Jahre hinweg gut 13 Prozentpunkte Outperformance erzielen. Bilanzqualität setzt sich eben durch – auch ohne Bauchgefühl und Managergespräche. 

TiAM: Ist dieser Ansatz auch auf andere Märkte übertragbar? 

Königsmarck: Ja – sofern die Indexmethodik intelligent ist. Dann lassen sich Smart-Beta-Konzepte weltweit einsetzen und liefern auch in unterschiedlichen Märkten konsistente Ergebnisse. Ein weiteres Beispiel ist unser L & G Europe ex-UK Quality Dividends Equal Weight UCITS ETF, aber wir haben andere erfolgreiche Beispiele im Bereich der Core- und Rohstoffstrategien oder auch bei Goldminenaktien. 

TiAM: Sie investieren etwa in Themen wie Raumfahrt. Warum funktioniert dies nur aktiv? 

Korter: In vielen Fällen gibt es schlicht keinen passenden Index. Oft sind relevante Unternehmen nur indirekt beteiligt oder gar nicht börsennotiert. Aktives Management ist hier alternativlos, um das Anlageuniversum sinnvoll zu definieren – etwa durch Gespräche mit Insidern oder Fachblogs. 

TiAM: Spielen solche Themenfonds auch bei Ihnen eine Rolle?

Königsmarck: Ja, definitiv. Wir waren bei den Themen-ETFs oft die Ersten, wie etwa bei Cybersecurity, Batterietechnologie oder auch Wasserstoff. Unser Anspruch ist es dabei, möglichst früh langfristige und aussichtsreiche Wachstumsthemen zu identifizieren. Dazu braucht es aber nicht nur eine gute Story, sondern auch Marktgröße, ausreichende Titelauswahl und passende Researchpartner. 

TiAM: Wie umfassend gehen Sie bei der Recherche des Raumfahrtfonds vor? 

Korter: Unsere beiden Fondsmanager kommen aus dem Techbereich und bringen jahrzehntelange Erfahrung mit. Zudem arbeiten sie mit einer spezialisierten Analystin zusammen, die tief im Bereich Aerospace and Defence verankert ist. Auch wenn sie keine Ingenieure sind – sie wissen genau, worauf es in diesem Sektor ankommt. Viele Informationen kommen auch tatsächlich aus spezialisierten Blogs oder Plattformen wie space.com, die sehr fundiert über Neuigkeiten im Raumfahrtbereich berichten. Darüber hinaus nutzen unsere Fondsmanager auch sogenannte Expert-Calls. Das sind Gespräche mit Fachleuten, oft ehemalige Mitarbeiter relevanter Unternehmen oder Branchenexperten, die tiefe Einblicke geben können. Und nicht zuletzt sprechen wir sehr viel direkt mit den Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind – zum Beispiel mit Airbus, die eine ganze Abteilung für das neue Spacelab haben. Diese Gespräche sind für uns sehr wertvoll. 

TiAM: Inwiefern beeinflusst die aktuelle Aufrüstungsdynamik der NATO-Staaten den Raumfahrtsektor? 

Korter: Sehr stark. Rüstung und Raumfahrt sind inzwischen sehr eng miteinander verknüpft. Denken Sie nur an Satellitenüberwachung oder Programme wie den von Donald Trump geplanten „Golden Dome“. Staaten investieren in militärische Satelliten, die ins All gebracht werden müssen – davon profitieren dann natürlich auch Raketenhersteller. Außerdem geht es um Themen wie Cloud-Dienste im All oder sogar langfristige Projekte wie das Artemis-Programm zur Rückkehr zum Mond. Diese Entwicklungen haben der Branche zu Jahresbeginn definitiv einen Boost gegeben. TiAM: Sehen Sie nach dem Abflauen des Hypes um die Magnificent 7 auch eine verstärkte Nachfrage nach Strategien wie dem Russell 2000 Quality? 

Königsmarck: Wir beobachten definitiv eine verstärkte Nachfrage, vor allem weil viele Anleger ihr Portfolio breiter aufstellen wollen – weg von der extremen Konzentration auf US-Tech im MSCI World. Small Caps wie im Russell 2000 bieten eine attraktive Diversifikation. Gerade durch Maßnahmen wie die US-Unternehmenssteuerreform unter Trump könnten kleinere US-Firmen profitieren. Und der Index selbst ist viel weniger konzentriert: Die Top 10 machen dort nur drei Prozent aus – beim S & P 500 sind es 36 Prozent. Das spricht für mehr Stabilität und Diversifikation.

TiAM: ETFs boomen vor allem bei jungen Anlegern. Was sind die Gründe dafür? 

Korter: ETFs sind ideal für den Einstieg. Aber sie ersetzen keine individuelle Strategie. Gerade in Nischen wie Small Caps oder Fixed Income ist aktives Management überlegen – auch wegen des besseren Risikomanagements. Die Popularität von ETFs wird stark durch Medien und Neobroker getrieben. Dort gibt es kaum Beratung, dafür aber sehr selektive Plattformen, die aktive Produkte oft pauschal ausschließen. Wir haben da gar keine Chance, gelistet zu werden. Das ist gefährlich. Wir fragen uns daher täglich, wie wir als aktive Manager attraktiver werden können. 

Königsmarck: Ich denke, dass der ETF-Boom bei jüngeren Menschen auf einfach zu bedienende technische Lösungen von Neobrokern, oder Robo-Advisors zurückzuführen ist, die die Kontoeröffnung und regelmäßige Investitionen sehr einfach machen, sogar über das Mobiltelefon. Und dann ist es die Erkenntnis unter jüngeren Menschen, dass sie sich selbst um ihre Altersvorsorge kümmern müssen, da die staatliche Rente nicht ausreichen wird. Die neuen Anbieter haben es geschafft, den Zugang zum Kapitalmarkt zu demokratisieren und einem breiteren Publikum zu öffnen. Das ist ein tiefgreifender Wandel, den wir zuletzt erlebt haben – und er ist noch längst nicht abgeschlossen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Deutschland wird sich das Volumen der Endkundeninvestments von 2024 bis 2028 voraussichtlich verdoppeln, europaweit ist sogar mit einer Verdreifachung zu rechnen. Es handelt sich um eine dynamische Entwicklung, die den Investmentmarkt grundlegend verändert hat. Es besteht aber weiterhin noch erheblicher Nachholbedarf. Nur rund 17 Prozent der deutschen Investoren setzen auf Aktien. 

TiAM: Wie sieht die Zukunft des aktiven Fondsmanagements aus? Viele aktive Fonds überzeugen ja nicht unbedingt mit guter Performance. 

Königsmarck: Ich rechne mit einer deutlichen Konsolidierung bei den Asset-Managern. Die Anzahl der Fonds wird zurückgehen, weil viele seit Jahren gerade in den Standardmärkten schlicht keinerlei Mehrwert liefern. Die großen Anbieter werden mittelgroße schlucken. Was bleibt, sind einige große Häuser mit einem globalen Geschäft und spezialisierte Boutiquen, die ihre Nische besetzen. 

Korter: Das sehe ich genauso. Wer zu klein ist, überlebt den immer stärker zunehmenden Margendruck kaum, und wer zu groß ist, ist oft nicht flexibel genug für Nischen. Es wird Megaoligopole geben. Der Mittelbau wird es besonders schwer haben. Was die Boutiquen betrifft – viele werden verkauft, wenn das richtige Angebot kommt. Zumal das Nachfolgeproblem bei vielen ohnehin weiterhin ungelöst bleibt. Die Anzahl der aktuell 750 Asset-Manager in Deutschland wird stark zurückgehen.

Die Fonds

LG Russel
LG Russel
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