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Analyse

Analystenstudie: Energietitel top, Bauwerte flop

Das Züricher Analyseinstitut Media Tenor International hat untersucht, wie sich das Sentiment gegenüber verschiedenen Branchen in den letzten Monaten entwickelt hat, wo noch oder wieder zuversichtliche Signale erkennbar sind und wo die Stimmung sich verschlechtert oder im Keller bleibt.

21.09.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias Vollbracht»

In ein fallendes Messer greifen oder eine Kaufgelegenheit verpassen? Diese Frage dürften sich zurzeit viele Investoren stellen, da etliche der international bedeutenden Börsenindices deutlich gegenüber ihren Höchstständen verloren haben. Die Komplexität in der Bewertung der Lage und der daraus abgeleiteten Strategie kommt aus der Gleichzeitigkeit mehrerer großer Themen – die Börse bevorzugt es sonst deutlich „ein Thema“ zu haben, wodurch sich die Herdenstimmung an den Märkten viel leichter erkennen lässt. Welche großen Themen sind es, die sich auch in den Zitaten der Finanzprofis in Leitmedien wie Wall Street Journal, Financial Times und Handelsblatt widerspiegeln? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: die Gelpolitik der großen Notenbanken und mögliche weitere Zinserhöhungen im Wechselspiel mit der Inflation, die Entwicklung der Konjunktur in den großen Märkten, maßgeblich auch des Verbrauchervertrauens, das Angebot an und die störungsfreie Bereitstellung von Energie, die Logistik-Ketten, die Entwicklung des Krieges in der Ukraine und die Frage nach der Entwicklung der Handelsbeziehungen mit China, die Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften, zum Beispiel erneuerbaren Energien sowie die diesbezügliche Regulierung, der weitere Verlauf der Corona-Pandemie. Es ist offensichtlich, dass eine solche Ballung von „Big Issues“ viele Anleger überfordert.

Das Züricher Analyseinstitut Media Tenor International hat untersucht, wie sich das Sentiment gegenüber verschiedenen Branchen in den letzten Monaten entwickelt hat, wo noch oder wieder zuversichtliche Signale erkennbar sind und wo die Stimmung sich verschlechtert oder im Keller bleibt. Als Referenz dient der Vergleich mit den Sentimentwerten zum Jahresbeginn. Die Ankündigung, dass ein Teil der Aktien des Autoherstellers Porsches Ende September an die Börse soll, mag mancher belächeln, sie entspricht aber grundsätzlich dem positiven Stimmungstrend zur Autobranche: Zum Einmarsch Russlands in die Ukraine sank der Sentimentwert zur Branche in den negativen Bereich, seit Juni hat sich das Bild erkennbar aufgehellt und im August lag der Wert bei +36,6. Der Nachfragestau aufgrund von Lieferengpässen während Corona und die wachsende Nachfrage nach E-Mobilität in einer Reihe von Ländern dürften begünstigend wirken – vor allem bei niedrigen Einstiegskursen. Das Bild bei den Banken hat sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. Grund zur Sorge sind kurzfristig möglicherweise steigende Kreditausfälle bei Privaten (z.B. Immobilienfinanzierung) und Firmen (z.B. Insolvenzen). Andererseits sorgt der Wegfall von „Strafzinsen“ und fortschreitende Digitalisierung für Entlastung und auch Volatilität an den Märkten ist nicht per se schlecht für die Ergebnisse. Die Aufseher beschäftigt aber auch die Frage nach den Transitionsrisiken. In Summe ist das Sentiment zum Bankensektor im August jedenfalls noch einstellig positiv. Dass die Märkte sich Sorgen um die Bau- und Immobilienbranche machen ist nicht von der Hand zu weisen. Der Sentimentscore zur Immobilienbranche lag zuletzt bei -63,6 zur Baubranche bei -42,9. Bei der Frage, ob das eine Kaufchance oder ein Signal zum Weglaufen ist, muss wohl jeder Anleger für seinen eigenen Horizont klären. Jedenfalls dürfte sich jetzt auch deutlicher zeigen, wieviel der Nachfrage durch fundamentalen Bedarf getrieben ist und wieviel in den letzten Jahren durch Niedrigzinsen und den Run zu „Betongold“. Die heftige Energiepreisentwicklung dürfte dazu führen, dass Bau- und Immobilienprojekte in den kommenden Monaten deutlich stärker unter Fragen der Nachhaltigkeit und Energiesicherheit betrachtet werden als zuvor.

Chemietitel wären nach klassischer Börsenweisheit vor allem ein Investment entlang der Konjunkturentwicklung. Im Widerspruch steht, dass das Sentiment gegenüber dem Jahresbeginn kaum schlechter geworden ist und im August noch knapp +25 erreichte. Offenbar macht sich die Chemie auch immer unentbehrlicher beim Umbau zur grünen Wirtschaft, so wie beispielsweise die Hersteller von hochreinem Silizium. Einen deutlichen Sentiment-Knick verzeichnet der Handel. Zum Jahresbeginn lag der Sentimentwert noch bei +28,9, im August dagegen bei -0,9. Die Stimmung zu Gesundheitstiteln war in diesem Jahr recht volatil. Treibendes Thema war die Entwicklung der Corona-Pandemie und die Suche nach weiteren Impfstoffen. Im August war das Sentiment mit +18,5 höher als im Januar (+6,5), aber niedriger als zu den Höhenflügen während der zweiten und dritten Corona-Wellen und auch in einigen Monaten dieses Jahres. Offenbar schauen die Finanzprofis inzwischen nicht mehr nur auf Corona und vermutlich ist das auch gut so. Das Sentiment zu Öl- und Gastiteln hat seit Jahresbeginn von +11 auf +52 zugelegt und zumindest kurzfristige oder Dividenden-orientierte Investoren schauen auf die Chancen. Die Frage ist allerdings, ob der scheinbare Rückschlag für Nachhaltigkeitsbestrebungen durch den Run auf Öl und Gas nicht ein Katalysator für den Ausbau der erneuerbaren Energieproduktionen bei den großen Firmen wie Shell, Total und BP darstellt, weil die Finanzierung dieser Geschäftsbereiche nun aus internen Mitteln stark vorangetrieben werden kann. Die Entwicklung des UNGSII-Fonds auf Basis des SDG-Committments in den Finanzgeschäftsberichten spricht für das Transformationspotenzial solcher Firmen.

Ein wesentlicher (Negativ-)Wertfaktor im Portfolio der Anleger war die Entwicklung der Technologietitel in den letzten Monaten. Hier ist das Stimmungsbild gegenüber dem Jahresauftakt immer noch erkennbar schlechter (Januar: +29,1, August: -0,5). Indes hat sich in den letzten Wochen eine gewisse Erholung abgezeichnet. Signalisiert das die Trendwende? Die Beurteilung ist kompliziert, denn die Sentiment-Scores zu Titeln wie Alphabet, Meta oder Apple vollführen derzeit noch Sprünge. Anleger müssen also genau hinschauen. Positiver sieht es bei Telekom-Werten aus. Der Score zur Branche hat sich zuletzt deutlich positiv entwickelt. In Summe zeigt sich das Sentimentbild zu den Branchen derzeit also ähnlich komplex wie die Umstände. Langfristig orientierte Anleger finden aber Chancen-Signale, vor allem mit Blick auf die Transformation zu Nachhaltigkeit. Insgesamt wurden 30.715 Aussagen ausgewertet.

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