Eine aktuelle Studie des Bankenverbandes zeigt: Während die meisten ihre finanzielle Situation als positiv einschätzen, erwarten rund 40 Prozent der Befragten deutliche Einschränkungen im Ruhestand. Obwohl Wertpapiere und eine Aktienrente als sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente erkannt werden, bleibt die private Vorsorge auf niedrigem Niveau – nicht zuletzt wegen fehlender Informationen und komplexer Strukturen. Experten fordern mehr Anreize und eine Reform der privaten Altersvorsorge, um die Versorgungslücke langfristig zu schließen.
30.06.2025 | 12:15 Uhr
Trotz insgesamt positiver Einschätzungen zur aktuellen finanziellen Lage blicken viele Deutsche skeptisch auf ihre finanzielle Situation im Alter. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes deutscher Banken hervor. Zwar bewerten 73 Prozent der Befragten ihre derzeitige finanzielle Situation als gut oder sehr gut, doch 42 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer rechnen im Ruhestand mit spürbaren Einschränkungen.
Die Ergebnisse verdeutlichen: Die Versorgungslücke im Alter ist vielen bewusst – doch die Umsetzung entsprechender Vorsorgemaßnahmen erfolgt oft zu spät. Immerhin zeigt sich ein wachsendes Vertrauen in Kapitalmärkte. Zwei Drittel der Befragten halten Wertpapiere mittlerweile für eine geeignete Form der Altersvorsorge. 45 Prozent befürworten zudem den Vorschlag, die gesetzliche Rentenversicherung perspektivisch durch ein aktienbasiertes Generationenkapital zu ergänzen.
„Die private Altersvorsorge sollte dringend reformiert werden, denn das bestehende Rentensystem stößt zunehmend an seine Grenzen“, sagt Lars Stoy, Vorstandsvorsitzender der ING in Deutschland und im Vorstand des Bankenverbandes zuständig für das Thema Altersvorsorge. „Es ist wichtig, dass die Politik jetzt ins Handeln kommt.“ Die sogenannte Frühstart-Rente, bei der für Kinder bereits ab Geburt Geld in Wertpapiere angelegt werden kann, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend sei aber, dass auch nach Erreichen der Volljährigkeit der Aufbau eines Vorsorgevermögens mit Kapitalmarktbeteiligung gefördert werde. „Optimal wäre ein nahtloser Übergang in ein lebenslanges Altersvorsorgedepot“, so Stoy. Davon könnten nicht nur junge Menschen, sondern auch bereits Berufstätige profitieren.

Noch liegt der Anteil kapitalgedeckter Vorsorgeformen allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Unter den über 50-jährigen, noch nicht verrenteten Personen verfügen rund 40 Prozent über eine private oder betriebliche Altersvorsorge. Bei den heutigen Rentnerinnen und Rentnern sind es nur 17 beziehungsweise 29 Prozent. Gleichwohl erwarten die meisten Befragten, dass die gesetzliche Rente auch in Zukunft den Hauptanteil ihrer Alterseinkünfte ausmachen wird – im Schnitt rund 63 Prozent.
Ein wesentliches Hindernis für breiteres Engagement bleibt das mangelnde Wissen über Finanz- und Vorsorgethemen. 44 Prozent der Befragten geben an, sich nicht ausreichend informiert zu fühlen, 76 Prozent empfinden das deutsche Rentensystem als zu kompliziert.
„Die private und betriebliche kapitalgedeckte Vorsorge muss einfacher und transparenter werden“, fordert Stoy. „Wir sollten die Dynamik der Frühstart-Rente nutzen, um gerade junge Menschen frühzeitig für Finanzbildung zu gewinnen. Denn nur wer versteht, wie Vorsorge funktioniert, kann auch eigenverantwortlich handeln.“
Für die Erhebung hat das Meinungsforschungsinstitut infas quo im Auftrag des Bankenverbandes 1.316 Personen ab 16 Jahren telefonisch befragt. Die vollständigen Studienergebnisse sind auf finden Sie hier.
Diesen Beitrag teilen: