Eine neue Studie von Fidelity International zeigt: 54 Prozent der Deutschen ab 50 unterschätzen ihre Lebenserwartung und planen ihre Altersvorsorge um mindestens zehn Jahre zu kurz. Trotzdem überwiegt bei vielen die Zuversicht – wer gut vorbereitet ist, lebt gesünder, zufriedener und sicherer im Ruhestand.
04.11.2025 | 12:05 Uhr
Mehr als die Hälfte der Deutschen plant ihre Rente zu kurz
Eine aktuelle Studie von Fidelity International in Zusammenarbeit mit dem National Innovation Centre for Ageing (NICA) zeigt eine alarmierende Rentenlücke: 42 Prozent der Menschen ab 50 Jahren weltweit und sogar 54 Prozent in Deutschland haben eine Lücke von mindestens zehn Jahren zwischen ihrer erwarteten Lebenserwartung und der Dauer, für die ihre Altersvorsorge reicht. Die Untersuchung mit über 11.800 Teilnehmern in 13 Ländern legt offen, dass viele Menschen noch immer nach den Maßstäben früherer Generationen planen – obwohl die Lebenserwartung weiter steigt. Bis 2050 werden weltweit voraussichtlich 3,67 Millionen Menschen über 100 Jahre alt sein. Betrachtet man eine potenzielle Lebensspanne von 100 Jahren, zeigt sich: 87 Prozent der Deutschen ab 50 sind nicht ausreichend auf ein langes Leben vorbereitet.

„Viele bereiten sich auf den Ruhestand ihrer Eltern vor“
„Die Menschen leben heute länger als je zuvor. Viele bereiten sich aber immer noch auf einen Ruhestand vor, wie ihn ihre Eltern und Großeltern erlebt haben“, erklärt Susanna Wooders, Country Head Germany bei Fidelity International. „Die Diskrepanz zwischen Lebenserwartung und Sparhorizont birgt das Risiko, dass viele schlecht vorbereitet sind. Mit der richtigen Planung kann ein längeres, sorgenfreies Leben Realität werden – aber dafür braucht es ein neues Denken und frühzeitiges Handeln.“
Optimismus trotz Lücken – Rentner sind zuversichtlicher als Berufstätige
Trotz der klaren Versorgungslücke bleibt die Stimmung erstaunlich positiv: 68 Prozent der weltweiten Rentner blicken optimistisch auf ihren Ruhestand – verglichen mit 56 Prozent der Noch-nicht-Rentner. In Deutschland beschreiben 60 Prozent der Rentner ihre Einstellung als positiv, gegenüber 54 Prozent der Berufstätigen über 50. Zudem verändert sich die Haltung zur Arbeit: 70 Prozent der Befragten planen, im Ruhestand länger tätig zu bleiben – vor allem aus Motivation und Aktivitätsgründen (38 %) und weniger aus finanzieller Notwendigkeit (26 %).

Die Fidelity-Studie identifiziert vier zentrale Säulen, um sich auf ein langes Leben vorzubereiten:
Finanzielle Stabilität – rechtzeitig planen, Budgets erstellen, Einkommensquellen sichern.
Körperliche Gesundheit – Prävention und Bewegung als Basis für Lebensqualität.
Emotionales Wohlbefinden – mentale Ausgeglichenheit und innere Balance fördern.
Soziale Kontakte – Beziehungen pflegen, um aktiv und vernetzt zu bleiben.
84 Prozent der Befragten mit einem klaren Ruhestandsplan gaben an, sich körperlich, emotional, sozial und finanziell besser vorbereitet zu fühlen – gegenüber 70 Prozent ohne Plan.
„Wenn die Finanzen gesichert sind, können Menschen in ihre Gesundheit investieren, soziale Kontakte pflegen und dem Ruhestand mit Zuversicht begegnen“, betont Wooders. „Sind sie es nicht, ist das gesamte Gefüge im Ungleichgewicht.“
Die Fidelity-Analyse nennt fünf Schlüsselfaktoren für eine stabile Altersvorsorge in Zeiten steigender Lebenserwartung:
Finanzbildung und Beratung – Frühe Auseinandersetzung mit Geldfragen reduziert Stress und Unsicherheit.
Technologische Innovation – KI-gestützte Tools und digitale Plattformen verbessern die Finanzplanung.
Gesundheits- und Pflegevorsorge – Frühzeitige Planung sichert Selbstständigkeit und Lebensqualität.
Vertrauen in Systeme und Institutionen – Transparente Kommunikation und stabile Rahmenbedingungen stärken die Akzeptanz von Rentenmodellen.
Ganzheitliches Wohlbefinden – Ein ausgewogenes Verhältnis von Finanzen, Gesundheit und sozialem Leben sorgt für Stabilität im Alter.
Abschließend betont Wooders:
„Ein längeres Leben sollte etwas sein, worauf man sich freuen kann – nichts, was Angst macht. Organisationen und politische Entscheidungsträger, die dieses Thema klug angehen, schaffen nicht nur Sicherheit für Einzelne, sondern auch eine gesündere und wohlhabendere Gesellschaft.“ (jk)
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