Christopher Rossbach, CIO von J. Stern & Co., über die World Stars Global Equity Strategy, warum Nachhaltigkeit eine Chance ist und weshalb aktives Management gerade jetzt entscheidend ist.
18.12.2025 | 14:30 Uhr von «Peter Gewalt»
TiAM
FundResearch: Herr Rossbach, was ist die Grundidee hinter dem World Stars
Global Equity Strategy Fonds?
Christopher Rossbach: Der Fonds verfolgt einen klaren Ansatz: Wir
investieren in führende globale Unternehmen, die sich durch nachhaltige
Wettbewerbsvorteile, solides Management und starke Bilanzen auszeichnen. Unser
Ziel ist es, langfristig reale Renditen zu erwirtschaften, die über der
Inflation liegen. Dabei geht es nicht um kurzfristige Trends oder Spekulation,
sondern um eine Strategie, die auf Jahrzehnte ausgelegt ist. Wir wollen
Unternehmen finden, die auch in schwierigen Marktphasen bestehen können und
deren Geschäftsmodell so robust ist, dass es Wachstum und Wertschöpfung über
viele Jahre ermöglicht.
TiAM FundResearch: Was verstehen Sie konkret
unter „Qualität“?
Qualität ist für uns kein Schlagwort, sondern ein klar
definiertes Konzept. Wir suchen Unternehmen, die in wachsenden Branchen tätig
sind, deren Geschäftsmodell nachhaltig ist und die verantwortungsvoll mit
Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten umgehen. Nur so können sie langfristig
stabile Erträge erzielen. Nachhaltigkeit betrachten wir nicht als
regulatorische Pflicht, sondern als Chance: Unternehmen, die ESG-Prinzipien
ernst nehmen, sind besser aufgestellt, um Innovationen voranzutreiben und
Risiken zu managen. Qualität bedeutet auch, dass die Bilanz solide ist, das
Management bewiesen hat, Kapital effizient einzusetzen, und die Produkte oder
Dienstleistungen einen echten Mehrwert bieten.
TiAM FundResearch: Wie unterscheidet sich Ihr
Ansatz von klassischen Fondsmanagern?
Wir investieren in rund 30 Aktien, die wir fünf, zehn oder
sogar 25 Jahre halten wollen. Wir sind unabhängig, arbeiten mit eigenem
Research und engagieren uns aktiv bei Unternehmen, wenn es nötig ist – wie etwa
bei Nestlé oder Sika. Das unterscheidet uns von großen Indexfonds, die passiv
bleiben. Wir sind überzeugt, dass aktives Management gerade jetzt entscheidend
ist: Die Märkte sind nicht mehr von Nullzinsen und billiger Liquidität geprägt,
sondern von Inflation, geopolitischen Risiken und strukturellem Wandel. In
diesem Umfeld kommt es auf die Auswahl einzelner Unternehmen an.
TiAM FundResearch: Welche Rolle spielt die
Bewertung?
Eine zentrale. Ein Unternehmen kann noch so gut sein – wenn
die Bewertung nicht stimmt, investieren wir nicht. Wir wollen Titel kaufen, die
uns langfristig attraktive Renditen ermöglichen. Deshalb handeln wir
antizyklisch: Wir kaufen, wenn andere verkaufen, und nutzen Volatilität als
Chance. Ein gutes Beispiel ist Nvidia: Wir hatten das Unternehmen lange auf der
Watchlist, hielten es aber für zu teuer. Erst als die Kurse 2022 stark fielen,
haben wir massiv zugekauft. Heute ist Nvidia unsere größte Position – und ein
Beleg dafür, dass Geduld und Disziplin sich auszahlen.
TiAM FundResearch: Wie sieht die aktuelle
Portfolio-Struktur aus?
Rund 40 Prozent sind in Unternehmen investiert, die von der
digitalen Transformation profitieren – etwa Nvidia, ASML, Alphabet oder Amazon.
Jeweils etwa 20 Prozent entfallen auf Konsum- und Gesundheitswerte wie Nestlé,
LVMH oder Roche. Hinzu kommen Industrieunternehmen wie Eaton oder Sika, die
Lösungen für Energieeffizienz, Infrastruktur und Nachhaltigkeit bieten. Wir
sind bewusst global aufgestellt, aber mit Fokus auf Märkte mit hoher
Rechtsstaatlichkeit und Liquidität – vor allem USA und Europa. Unser Portfolio
ist konzentriert genug, um einen Unterschied zu machen, aber breit genug, um
Risiken zu steuern.
TiAM FundResearch: Warum setzen Sie so stark
auf Technologie?
Weil wir überzeugt sind, dass KI und Datenverarbeitung die
Weltwirtschaft fundamental verändern werden. Unternehmen wie Nvidia liefern die
Chips, Alphabet und Amazon die Plattformen. Aber auch klassische Konzerne wie
Nestlé oder LVMH profitieren, weil sie neue Technologien nutzen, um Prozesse zu
optimieren und Kunden besser zu erreichen. KI ist kein kurzfristiger Hype,
sondern eine langfristige Revolution, die Effizienz steigert und neue
Geschäftsmodelle ermöglicht. Wir investieren nicht in jede „KI-Story“, sondern
in Unternehmen, die echte Wettbewerbsvorteile haben und von dieser Entwicklung
nachhaltig profitieren.
TiAM FundResearch: Welche Chancen sehen Sie
aktuell in Europa?
Rossbach: Europäische Konsumgüterkonzerne sind derzeit besonders günstig
bewertet – oft mit Abschlägen von 20 bis 40 Prozent gegenüber historischen
Niveaus. Nestlé ist ein gutes Beispiel: Starke Marken, solide Bilanz,
attraktive Dividende von rund 4 Prozent. Für uns ist das eine Gelegenheit,
vergleichbar mit unserem Einstieg bei Nvidia 2022. Auch Unternehmen wie LVMH
oder Diageo sind interessant: Sie verfügen über globale Marken, die selbst in schwierigen
Zeiten gefragt bleiben. Wir glauben, dass diese Titel nicht nur defensiv sind,
sondern auch langfristig Wachstumspotenzial bieten – gerade in einem Umfeld, in
dem Anleger wieder stärker auf Qualität achten.
TiAM FundResearch: Wie gehen Sie mit Fehlern
um?
Fehler gehören dazu. Wir hatten zum Beispiel eine Position in
Swatch, die sich als zu zyklisch und zu abhängig vom chinesischen Markt erwies.
Wir haben daraus gelernt und unser Prozess ist darauf ausgerichtet, Hypothesen
zu hinterfragen und gegebenenfalls zu falsifizieren. Wichtig ist, konsequent zu
handeln – wie zuletzt beim Verkauf von Pernod Ricard zugunsten von Nike. Wir
analysieren jeden Fehler detailliert, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Unser Ziel ist nicht, Fehler zu vermeiden – das ist unmöglich –, sondern
sicherzustellen, dass wir aus ihnen lernen und sie nicht wiederholen.
TiAM FundResearch: Was erwarten Sie vom Markt
in den nächsten Jahren?
Wir sehen ein Umfeld mit moderater Inflation, höheren Zinsen
und großem Investitionsbedarf in Infrastruktur und Nachhaltigkeit. Das
bedeutet: Selektivität wird wichtiger. Qualitativ starke Unternehmen, die
Innovation vorantreiben und Lösungen für globale Herausforderungen bieten,
werden überdurchschnittlich abschneiden. Wir glauben, dass die Zeit der „Alles
steigt“-Märkte vorbei ist. Anleger müssen sich wieder mit Fundamentaldaten
beschäftigen. Für uns ist das eine gute Nachricht, denn genau hier liegt unsere
Stärke.
TiAM FundResearch: Und Ihre Renditeziele?
Wir streben langfristig 10 bis 12 Prozent pro Jahr an – mit
dem Anspruch, den MSCI World um etwa zwei Prozentpunkte zu schlagen. Das
gelingt nicht jedes Jahr, aber über den Zyklus hinweg sind wir überzeugt, dass
unser Ansatz überlegen ist. Wir investieren nicht in Märkte, sondern in
Unternehmen – und viele unserer Beteiligungen erscheinen uns nach wie vor
attraktiv bewertet. Unser Anspruch ist es, für unsere Investoren Werte zu
schaffen, die über kurzfristige Schwankungen hinaus Bestand haben.
Herr Rossbach, ich danke für das Gespräch.
Die Fakten zum Fonds
| Name | J. Stern & Co. World Stars Global Equity Fund |
|---|---|
| ISIN | LU1979603963 |
| Volumen | 388,5 Mio. € |
| TER | 1,12 % p.a. |
| Ausschüttungsart | Thesauarierend |
| Performance 5 Jahre | 63,50% |
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