Ist Cannabis das neue Bitcoin?

Bitcoin ist tot, es lebe Cannabis. So scheint die Devise vieler Anleger zu lauten, die auf der Suche nach der nächsten Renditechance die Märkte abklappern. Nachdem bei den Kryptowährungen jetzt die Luft raus ist, werden Aktien von Unternehmen aus der Pot-Branche als das nächste heiße Ding gehandelt. Sie heißen Tilray, Aurora, Aphria, Cronos und Canopy – und haben ihren Kurs in diesem Jahr teilweise verzehnfacht. Der Stoff, aus dem die Träume der Zocker sind: Hohe Volatilität bei ausreichender Liquidität – und ein wachsendes Interesse des Publikums. Jeder will dabei sein.

Denn am 17. Oktober legalisiert Kanada den Freizeit-Konsum von Cannabis. Und reiht sich ein in die wachsende Liste der Staaten, die den Gebrauch der Pflanze für den medizinischen Gebrauch – den “recreational use”, wie die Angelsachsen sagen – legalisiert haben. Ab November wird in Großbritannien die Verschreibung von Cannabis auf Rezept freigeben. Weitere Nationen bereiten ihre Gesetzgebung entsprechend vor. Das mag wie eine Kapitulation erscheinen; der Drogenbericht der Vereinten Nationen erklärt, dass Cannabis die am häufigsten konsumierte Droge der Welt ist: global griffen im Jahr 2016 mehr als 183 Millionen Menschen mindestens einmal zum Joint.

Die zunehmende Legalisierung der Pflanze befeuert die Fantasie der Investoren, die sich wachsenden Umsatz für die Produzenten erhoffen. Allein die Deals, die rund um den Markt in Kanada im Vorfeld der morgigen Freigabe getätigt wurden, belaufen sich nach Zählung von Bloomberg auf rund acht Milliarden US$. Die Royal Bank of Canada schätzt den Markt für legale Cannabis-Produkte in den USA auf derzeit rund 47 Milliarden US$ – Tendenz: Wachsend. Denn bislang haben erst 31 Staaten in den USA die medizinische Verwendung der Pflanze freigegeben, und erst neun Bundesstaaten erlauben das Kiffen zum Freizeitvergnügen. Zum Vergleich: Der Umsatz mit Branntwein liegt in den USA aktuell bei 58 Milliarden US$, die Volksdroge Bier erlöst 117 Milliarden US$.

Rund um das Geschäft mit Pot, wie das begehrte Kraut in Amerika gemeinhin genannt wird, hat sich eine ganze Industrie aufgebaut. Der Handel mit Cannabis ist gewinnträchtig und salonfähig.Eigene Beratungsunternehmen wie Green Wave Advisors sind schon auf den Zug aufgesprungen und offerieren Expertise für unbedarfte Investoren.

Den haben diese auch bitter nötig: Denn ebenso wie bei den Kryptowährungen gibt es eine ganze Reihe von Investments, die teilweise Kursveränderungen von mehreren zehn Prozent am Tag erleben – nach oben wie nach unten. Mit Marktkapitalisierungen im ein- bis zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich sind die Papiere dabei noch nicht so breit aufgestellt wie Blue Chips.

Die wichtigsten Cannabis-Titel

In Deutschland können Investoren sich über den Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF am Geschäft mit dem grünen Gold beteiligen. Aus der Nähe betrachtet die Website marihuana-aktien.de das Geschehen rund um das Investment in Cannabis.

Quelle: Bloomberg