Zum angekündigten Abschied Warren Buffetts schreibt Uwe Rathausky, Mitgründer der GANÉ AG, exklusiv für TiAM FundResearch über das einzigartige Erfolgsrezept des „Orakels von Omaha“ und was Investoren daraus lernen können.
15.05.2025 | 10:30 Uhr von «Uwe Rathausky»
Warren Buffett gilt als einer der besten Investoren unserer Zeit. Wer im Jahr 1965 einen Betrag von 1.000 US-Dollar in seine Holding Berkshire Hathaway angelegt hat, besitzt heute einen Aktienwert von über 40 Millionen US-Dollar. Dennoch lebt der 94-Jährige, selbst einer der vermögendsten Menschen der Welt, in einem bescheidenen Haus, das er vor fast 70 Jahren für 31.500 US-Dollar in seiner Heimatstadt Omaha kaufte. Er wird als „Genie“ bewundert und als „Orakel“ aufgesucht. Auch in diesem Jahr pilgerten wieder Zehntausende zu seinem Aktionärstreffen. Sie erhoffen sich, von den Einsichten und Weisheiten des alten Herrn mit der dicken Brille zu profitieren – nicht nur beruflich, sondern auch privat. Denn viele seiner Sprachbilder und Leitsätze zeugen von tiefem Verständnis für die Ruhe, Geduld, Klarheit und Gelassenheit, nach der er lebt und die sich so mancher für sein eigenes Leben wünscht.
Wäre Buffett nicht zu einem „Künstler der Finanzwelt“ geworden, hätte er möglicherweise als buddhistischer Mönch seine Anhängerschaft gefunden. Er ist ausgesprochen wissbegierig und unübertroffen, wenn es darum geht, komplizierte Dinge einfach darzustellen. Aber man ist schlecht beraten, wenn man Buffett als „Vorbild“ begreift. Man sollte ihn als Lehrer ansehen und versuchen, seine Gedanken als Fundament für die Entwicklung des eigenen Weges zu nutzen. Es ist seine Qualität als Lehrer, von der er möchte, dass sie den Menschen in Erinnerung bleibt. Buffetts Aussagen und Schriften sind ein Vermächtnis, ein Leitfaden für kluge Entscheidungen. Wir von GANÉ nutzen seine Investmentprinzipien. Uns als Fondsmanager geben sie Sicherheit und Orientierung für das Teilhaben an einem Kapitalmarkt, der stets zu erratischen Ausschlägen neigt. Dass die Menschen gierig, ängstlich oder verrückt handeln, ist vorhersehbar, die Reihenfolge nicht, meint Buffett. Er hält die Dinge einfach, ist stets auf der Suche nach Investments, bei denen das Risiko minimiert ist.
Bei seinen Käufen besitzt er die Geduld eines Krokodils. Er liegt lange auf der Lauer, und irgendwann schnappt er zu. Er kauft unter der Annahme, dass die Börse die nächsten fünf oder zehn Jahre geschlossen ist. Zeitweilige Kursverluste von 50 Prozent und mehr müsse man als langfristiger Investor aushalten, sagt er. An diesem Punkt setzt unser GANÉ Value Event Fund an. Er kombiniert Buffetts Value-Strategie mit einer Eventorientierung, um neben dem fundamentalen Risiko auch das Marktpreisrisiko zu begrenzen. Positive unternehmensspezifische Ereignisse sollen den Kurs beflügeln oder das Abwärtsrisiko limitieren. Sie verbessern das Timing und sorgen für zusätzliche Stabilität. Es gelingt uns nicht perfekt, aber die Volatilität lässt sich systematisch reduzieren, ohne auf eine attraktive Rendite verzichten zu müssen. Frei nach Buffett: Erfolg an der Börse hat nichts mit übermäßiger Intelligenz zu tun. Man braucht nur eine durchschnittliche Intelligenz, solange man in der Lage ist, seinen Kompetenzbereich zu erkennen und Gefühle wie Angst und Gier zu kontrollieren, die andere Investoren in Schwierigkeiten bringen.
Es sind Weisheiten wie diese, die Warren Buffett unsterblich machen. Bis zum Ende des Jahres bleibt ihm nun Zeit, den Staffelstab nach 60 Jahren an seinen Nachfolger Greg Abel zu übergeben. Abel leitet seit dem Jahr 2011 „Berkshire Hathaway Energy“, ist seit 2018 der stellvertretende Vorsitzende für das Geschäft außerhalb der Versicherungsdivisionen und wurde von Buffett schon vor ein paar Jahren in den Wartestand für seine Nachfolge berufen. Entsprechend zuversichtlich ist Buffett, dass Abel die Kultur des Unternehmens bewahren und die Erfolgsgeschichte fortführen wird. Ich bin überzeugt - auch in dieser Hinsicht wird Buffett recht behalten.
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