Nur noch sechsundvierzig Prozent der befragten europäischen Anleger erwarten laut dem jüngsten BofA-Fund Manager Survey, dass sich die Weltwirtschaft im kommenden Jahr abschwächen wird – deutlich weniger als im Vormonat (59 %) und weit unter dem Rekordwert aus dem April (82 %). Der Grund: Die Sorgen vor neuen Zöllen haben nachgelassen.
18.06.2025 | 08:00 Uhr
Ein „sanfter Abschwung“ wird wieder zur Mehrheitsmeinung. 62 Prozent der Investoren halten dieses Szenario inzwischen für das wahrscheinlichste – im April waren es noch siebenunddreißig Prozent, damals wurde eher mit einer harten Landung gerechnet.
Donald Trump bleibt ein Risiko
Als größte Chance für das weltweite Wachstum sehen die Anleger einen starken Konsum in den USA. Das größte Risiko bleibt laut Einschätzung die Wirtschaftspolitik von Donald Trump. Rund die Hälfte der Befragten sieht in einem möglichen Handelskrieg, der eine globale Rezession auslösen könnte, das größte „Tail-Risk“. Fast zwei Drittel glauben zudem, dass die Auswirkungen der bisherigen Zollpolitik noch kaum in den Märkten eingepreist sind.
Deutsche Konjunkturhilfen stärken Optimismus für Europa
29 Prozent der Befragten rechnen im kommenden Jahr mit stärkerem Wachstum in Europa – fast unverändert gegenüber dem Vormonat. Damit bleibt die Differenz zu den globalen Wachstumserwartungen auf einem der höchsten Stände seit Jahren. Grund dafür ist vor allem die Hoffnung auf staatliche Impulse aus Deutschland.
Kann Europa sich von den USA abkoppeln?
Wird Europa sich aber vom globalen Abschwung abkoppeln können? Immer mehr Anleger äußern Zweifel, vor allem wegen möglicher negativer Auswirkungen der US-Politik.
Was die Inflation angeht, bleiben die Anleger in Europa gelassen: 29 Prozent rechnen mit sinkender Inflation in den nächsten zwölf Monaten. Gleichzeitig erwarten 13 Prozent weltweit einen Anstieg der Inflation.
Optimismus für europäische Aktien – auch im Vergleich zu den USA
34 Prozent der Befragten sehen in den kommenden Monaten Aufwärtspotenzial für europäische Aktien – ähnlich wie im Vormonat. Auf Sicht von zwölf Monaten erwarten nun sogar 75 Prozent steigende Kurse – das entspricht dem Höchststand vom Februar.
Steigende Gewinne erwartet
Ein klarer Aufschwung zeigt sich auch bei den Gewinnerwartungen: 61 Prozent der Anleger gehen davon aus, dass die Unternehmensgewinne in Europa in den nächsten zwölf Monaten steigen werden – ein deutlicher Sprung im Vergleich zu 38 Prozent im Vormonat.
Fondsmanager haben Aktien deutlich übergewichtet
34 Prozent geben an, europäische Aktien übergewichtet zu haben – relativ zu ihrer Benchmark. Das ist fast ein Vierjahreshoch. Gleichzeitig sagen 36 Prozent, dass sie US-Aktien untergewichtet halten – nahe einem Zwei-Jahres-Hoch.
Größte Sorge der Anleger bei aktuellen Anlageentscheidungen: Etwa 43 Prozent fürchten, durch eine zu starke Reduktion ihres Aktienanteils einen weiteren Anstieg an den Börsen zu verpassen.
Heimische Sektoren gefragt – Banken besonders beliebt
18 Prozent der Befragten erwarten, dass zyklische europäische Aktien besser abschneiden werden als defensive Titel – ein Anstieg gegenüber drei Prozent im Vormonat.
Der Bankensektor bleibt bei den Investoren am beliebtesten: 39 Prozent sind hier übergewichtet (nach 28% im Mai). Auch Versorger (25%) und Versicherungen (18%) gehören zu den meistfavorisierten Sektoren – alles Branchen mit starkem Fokus auf den Heimatmarkt.
Dagegen zählen Autos, Chemie und Einzelhandel zu den am häufigsten untergewichteten Bereichen.
Bei den Ländern bleibt Deutschland der Favorit der Investoren – während Frankreich als am wenigsten attraktiv eingeschätzt wird. (jk)
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