In einer Zeit anhaltender geopolitischer Spannungen, konjunktureller Unsicherheit und schwankender Märkte gewinnen festverzinsliche Wertpapiere bei institutionellen Anlegern wieder an Attraktivität. Das zeigt die aktuelle „Gatekeeper Pulse“-Studie des US-Vermögensverwalters PGIM.
11.07.2025 | 14:45 Uhr
In der Befragung von 210 Gatekeepern großer Finanzinstitute mit einem verwalteten Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar kündigten 37 Prozent der Befragten an, ihre Allokationen in öffentlich gehandelte Anleihen in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Lediglich 14 Prozent planen eine Reduzierung. Auch Private Credit steht im Fokus: Netto 22 Prozent wollen ihr Engagement ausweiten.
„In einem von politischer Verunsicherung und Turbulenzen geprägten Markt wenden sich Kunden festverzinslichen Wertpapieren zu, um stabile Erträge zu erzielen und sich wirksam gegen Kursverluste abzusichern“, sagt Matt Shafer, Head of International Intermediary Distribution bei PGIM. Besonders gefragt seien derzeit Multi-Sektor-Credit-Strategien, die flexibel zwischen verschiedenen Anleihesegmenten umschichten können – je nach Bewertung und Marktlage.
Die Renditeerwartungen unterstreichen diese Entwicklung: 43 Prozent der Befragten rechnen im nächsten Jahr mit besseren Ergebnissen am Anleihemarkt als in den vorangegangenen zwölf Monaten. Bei Private Credit erwarten 34 Prozent höhere Renditen, auch wenn die zunehmende Konkurrenz zu sinkenden Spreads führen könnte.
Neben Anleihen gewinnen auch liquide Mittel und Infrastrukturinvestments an Bedeutung. 39 Prozent der Gatekeeper planen, ihre Bargeldpositionen auszubauen – ein Indikator für gestiegene Risikoaversion. Zugleich prognostizieren 45 Prozent eine Aufstockung ihrer Infrastrukturallokationen, nur sieben Prozent planen hier einen Abbau. Mit einem erwarteten Nettozuwachs von 38 Prozent liegt Infrastruktur damit an der Spitze der Assetklassen mit positiven Allokationserwartungen.
Weniger euphorisch fällt der Blick auf die Aktienmärkte aus. Nur rund ein Viertel der Befragten erwartet steigende Renditen im Aktienbereich – sowohl für öffentliche als auch private Märkte. Dennoch wollen 34 Prozent ihre Positionen in Public Equity erhöhen. Besonders gefragt sind globale Strategien mit Fokus auf innovative Zukunftsthemen.
„Wir sind überzeugt, dass generative KI langfristig Geschäftsmodelle transformieren und neue Wachstumschancen eröffnen wird“, so Shafer. Zwar gebe es Bedenken, dass der aktuelle KI-Investitionszyklus frühzeitig seinen Höhepunkt erreichen könnte – doch die nächste Wachstumswelle sei bereits im Anrollen.
Die Nachfrage nach Private Equity und Private Credit bleibt solide, auch wenn das Tempo der Allokation etwas abgenommen hat. Besonders gefragt ist direkter Zugang über Co-Investments und Einzelbeteiligungen – Ausdruck eines gestiegenen Bedürfnisses nach Kontrolle in einem instabilen Marktumfeld.
Auch in der Immobilienallokation bleibt Zurückhaltung spürbar. Über 50 Prozent der Gatekeeper planen keine Änderungen, 20 Prozent wollen ihre Positionen jedoch erhöhen – meist mit Fokus auf den jeweiligen Heimatmarkt.
„Die Gatekeeper reagieren nicht mit Rückzug auf Unsicherheit, sondern mit Anpassung“, resümiert Shafer. Stabile Ertragsquellen wie Anleihen und Infrastruktur rücken in den Vordergrund. Gleichzeitig bleibt das Interesse an zukunftsweisenden Aktienstrategien bestehen. Entscheidend ist eine selektive, flexible Herangehensweise – und ein solides Risikomanagement. (jk)
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