Fragmentierte Märkte, geopolitische Risiken und Inflationsdruck zwingen staatliche Investoren zum Umdenken. Das zeigt die aktuelle Global Sovereign Asset Management Study von Invesco. Befragt wurden 141 professionelle Investoren von 83 Staatsfonds und 58 Zentralbanken weltweit, die zusammen 27 Billionen US-Dollar verwalten.
27.08.2025 | 13:30 Uhr
Politische Risiken treiben Anlagestrategien
Geopolitische Spannungen (88 Prozent) und Inflationsdruck (64 Prozent) gelten laut der Studie weiterhin als größte kurzfristige Risiken. Besonders auffällig: Der Anteil der Investoren, die übermäßige Marktvolatilität fürchten, hat sich binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt – von 28 auf 59 Prozent. Fast 90 Prozent sehen die geopolitische Neuordnung als zentralen Treiber dieser Schwankungen. Auch protektionistische Maßnahmen in Industrieländern gelten für 85 Prozent als Inflationsquelle.

Trendwende: Aktive Strategien gewinnen
Während passive Investments in liquiden Märkten Effizienzvorteile bieten, setzen Staatsfonds und Zentralbanken zunehmend auf aktive Ansätze. Im Schnitt liegen mehr als 70 Prozent der Anleihe- und Aktienportfolios in aktiven Strategien. Von den befragten Staatsfonds wollen 52 Prozent ihr aktives Aktienengagement in den nächsten zwei Jahren ausweiten; 47´Prozent planen das gleiche für ihre Anleiheallokation. Vor allem die großen Player mit mehr als 100 Milliarden US-Dollar AUM haben den Anteil aktiver Aktienstrategien zuletzt massiv ausgebaut. Ziel: Konzentrationsrisiken vermeiden, regionale Unterschiede besser nutzen und Portfolios flexibler steuern.

Anleihen und Private Markets im neuen Licht
Festverzinsliche Anlagen erleben eine Renaissance. Sie gelten nicht mehr nur als defensives Polster, sondern als dynamisches Instrument für Liquiditätsmanagement und Rendite. In der jüngsten Invesco-Studie sind sie die zweitbeliebteste Anlageklasse nach Infrastrukturinvestitionen. Fast ein Viertel der Befragten will die Fixed-Income-Allokation weiter ausbauen. Gleichzeitig rückt Private Credit stärker in den Fokus: 44 Prozent der Staatsfonds investieren bereits direkt oder via Co-Investments, rund die Hälfte will ihr Engagement weiter erhöhen. Besonders hoch ist das Interesse in Nordamerika.Das wachsende Interesse an Private Credit spiegelt ein generelles Umdenken in Bezug auf die Diversifikation wider, da traditionelle Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen in einem Umfeld mit höheren Zinsen und höherer Inflation an Bedeutung verlieren.

China bleibt ein Schlüsselmarkt
Trotz geopolitischer Spannungen sehen viele Fonds China erneut als strategisch wichtig. Der Anteil derer, die China zu den Top-Anlageregionen zählen, stieg von 20 auf 28 Prozent. Investiert wird gezielt in Sektoren wie KI, Halbleiter, Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien. 78 Prozent der von Invesco Befragten zeigen sich überzeugt, dass China bei Technologie und Innovation in Zukunft weltweit wettbewerbsfähig sein wird. Dabei dominieren aktive, lokal verankerte Ansätze – nur neun Prozent der Fonds setzen in Emerging Markets auf passive Strategien.

Staatsfonds verfolgen in den Emerging Markets zunehmend einen selektiven Ansatz. Besonders asiatische Märkte außerhalb Chinas bleiben attraktiv. Vor diesem Hintergrund setzen die Investoren klar auf aktives Management: Nur neun Prozent nutzen passive Strategien, während 85 Prozent spezialisierte Manager beauftragen, um lokale Expertise und taktische Flexibilität sicherzustellen.

Digitale Assets und Gold im Aufwind
Ein weiteres Ergebnis: Staatsfonds beginnen erstmals direkt in digitale Vermögenswerte zu investieren – wenn auch auf niedrigem Niveau. ). Anstieg der Zahl der Staatsfonds, die direkt in digitale Vermögenswerte investieren – von sieben Prozent im Jahr 2022 auf elf Prozent. Am höchsten ist ihr Anteil im Mittleren Osten (22%), Asien-Pazifik (18%) und Nordamerika (16%), während er in Europa, Lateinamerika und Afrika bei null Prozent liegt. Viele Staatsfonds bevorzugen weiterhin ein indirektes Engagement in Kryptowährungen und investieren über Venture-Capital-Vehikel, Innovationsplattformen oder Krypto-Fonds, anstatt direkt Kryptowährungen zu halten. Dennoch zeigt der kleine Schritt in Richtung eines direkten Engagements in der Anlageklasse, dass aus einem abstrakten ein zunehmend konkretes Interesse wird. Stablecoins sind in Schwellenländern besonders gefragt, da sie als Instrument für grenzüberschreitende Zahlungen attraktiv erscheinen. Zentralbanken arbeiten parallel an Projekten zu digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs).

Bei den klassischen Reserven bleibt Gold ein Stabilitätsanker. 47 Prozent der Zentralbanken planen, ihre Goldbestände auszubauen. Neben physischen Beständen rücken zunehmend ETFs, Swaps und Derivate in den Fokus, um Flexibilität und Liquidität zu erhöhen.

Performance
Staatsfonds verzeichneten 2024 eine durchschnittliche tatsächliche Rendite von 9,4 Prozent nach einer sehr starken Performance an den Aktienmärkten im vergangenen 12-Monats-Zeitraum.
FazitDie Studie zeigt: Staatsfonds und Zentralbanken reagieren auf die neue geopolitische und wirtschaftliche Realität mit einer deutlichen Verschiebung ihrer Strategien. Weg vom reinen Buy-and-Hold, hin zu aktivem Management, flexibler Liquiditätssteuerung und gezielten Allokationen in alternative sowie digitale Anlagen. (jk)
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