Seit nunmehr 13 Jahren steigen die Kurse japanischer Aktien scheinbar unaufhaltsam. In diesem Jahr hat die Rally noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Warum sich ein Einstieg immer noch lohnt – und welches die langfristig erfolgreichsten Fonds für japanische Aktien sind.
31.10.2025 | 09:00 Uhr von «Matthias von Arnim»
Was, wenn ein Aktienmarkt boomt und es lange Zeit niemand merkt? Was, wenn es plötzlich allen Umstehenden auffällt? So oder ähnlich lässt sich wohl das beschreiben, was in den vergangenen Jahren und Monaten an Nippons Kapitalmarkt passiert ist. Über Jahrzehnte hinweg galt Japan als das Land, zu dem internationale Anleger - wenn's um Aktien ging - besser Abstand hielten. Seit den späten Achtzigerjahren haben sich Generationen an Investoren die Finger im Land der aufgehenden Sonne verbrannt. Immer wieder keimte die Hoffnung auf, es möge wieder aufwärts gehen mit den Kursen. Immer wieder kam die Enttäuschung, gepaart mit einem schwachen Yen, der alles noch schlimmer machte. Ist plötzlich alles anders? Nein. Nur fiel es internationalen Anlegern offensichtlich erst kürzlich auf: Seit rund 13 Jahren boomen japanische Aktien bereits. Aber erst seit diesem Frühjahr greift die Investorengemeinde rund um den Globus kräftig bei Nippons Aktien zu. Allein seit April 2025 sind die Kurse am Kabutoch?, der Börse in Tokio, um 65 Prozent gestiegen. Die Frage lautet nun: Ist das die Schlussrally, kurz vor dem Absturz? Oder geht es jetzt erst richtig los mit der nächsten Hausse?
Ein Jahr der politischen Wende
Japan ist nicht für große Reformen oder Revolutionen bekannt. Das Land ist eher Meister der kleinen Schritte. Doch die Wahl von Sanae Takaichi zur neuen Premierministerin Japans markiert in mehreren Hinsichten eine Zäsur. Zunächst einmal ist sie die erste Frau, die es an die Spitze des politischen Systems gebracht hat. Und dann verbindet man mit ihrem Namen auch eine wirtschaftspolitische Zäsur, die den japanischen Aktienmarkt wieder stärker in den Fokus internationaler Investoren rückt. Mit ihrem entschiedenen Kurs aus fiskalischer Expansion, industriepolitischer Förderung und strategischer Aufrüstung verfolgt Takaichi eine klar national orientierte Wachstumsagenda, die zahlreiche strukturelle Gewinner hervorbringen dürfte. Takaichi, die sich innerhalb der regierenden LDP als wirtschaftspolitisch interventionistisch positioniert, will die Staatsausgaben in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Im Zentrum stehen die beschleunigte Modernisierung der Streitkräfte, eine Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen und staatliche Unterstützungsprogramme für strategische Industrien. Die Verteidigungsausgaben sollen das Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts früher erreichen als bisher geplant, begleitet von massiven Beschaffungsaufträgen an japanische Unternehmen. Parallel dazu will die neue Premierministerin mit steuerlichen Anreizen und Lohnzuschüssen den privaten Konsum stärken und die Binnenwirtschaft stabilisieren. Gleichzeitig setzt ihre Regierung auf eine Fortsetzung der reflationären Grundlinie, die schon unter ihren Vorgängern den Yen schwächte und die Exportindustrie stützte. Auch wenn die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik langsam normalisiert, dürfte die Regierung fiskalisch für ausreichend Nachfrage sorgen, um das Wachstumstempo hochzuhalten. Ergänzt wird diese Strategie durch eine geopolitisch motivierte Neuordnung der Lieferketten. Japan schließt derzeit Abkommen mit den USA und anderen Partnern zur Sicherung seltener Rohstoffe und kritischer Mineralien – ein Schritt, der ein neues industrielles Ökosystem im Land begünstigen dürfte.
Diese Branchen profitieren von der neuen Wirtschaftspolitik
Von dieser Politik profitieren vor allem Branchen, die an der Schnittstelle von Sicherheit, Technologie und Energie stehen. Die Halbleiterindustrie erlebt bereits jetzt eine Renaissance: Unternehmen wie Renesas, Advantest oder Tokyo Electron erhalten durch neue Förderprogramme und den globalen Trend zur Diversifizierung der Lieferketten frische Aufträge. Auch die Rüstungs- und Luftfahrtindustrie steht vor einem Nachfrageboom, von dem Konzerne wie Mitsubishi Heavy Industries und Mitsubishi Electric profitieren dürften. Der Bereich Robotik und industrielle Automatisierung, traditionell eine japanische Stärke mit globaler Reichweite, erhält zusätzliche Schubkraft durch staatliche Programme zur Produktivitätssteigerung. Unternehmen wie FANUC, Keyence und Yaskawa zählen hier zu den zentralen Akteuren. Parallel entstehen Chancen in der Energieinfrastruktur und bei Produzenten kritischer Materialien, etwa Sumitomo, das im Rahmen neuer Rohstoffallianzen seine internationale Präsenz ausbaut. Schließlich profitieren auch Exportchampions wie Toyota und Sony von der Kombination aus schwächerem Yen, robuster Nachfrage nach Hochtechnologie und wachsendem Verteidigungssektor.
Stock Picking könnte sich auszahlen
Da die Regierungspolitik bestimmte Branchen bevorzugt und andere vernachlässigt, kommt aktiv gemanagten Fonds nun eine besondere Rolle zu. Während breit aufgestellte Indexfonds zwangsläufig auch in stagnierende Segmente investieren, können aktive Manager ihr Kapital gezielt auf die voraussichtlichen Profiteure der neuen Wirtschaftspolitik konzentrieren. Viele der aussichtsreichsten Titel stammen aus dem Mid-Cap-Bereich, werden in Indizes nur schwach gewichtet und lassen sich deshalb besser über aktiv gemanagte Strategien abbilden. Hinzu kommt, dass ein erfahrener Fondsmanager die kurzfristigen Währungs- und Politikschwankungen – etwa bei Yen-Bewegungen oder Haushaltsentscheidungen – taktisch ausnutzen kann, während passive Ansätze hier kaum reagieren. Die besten Fonds der vergangenen zehn Jahre Wer jetzt in Japan investieren will, sollte sich genau ansehen, welche Fondsmanager schon in den zurückliegenden zehn Jahren die richtigen Schlüsse aus der Entwicklung der japanischen Wirtschaft gezogen haben. Denn fast nirgendwo sind langjährige Erfahrung und ein gutes Netzwerk so wichtig wie in Japan. Nippons Manager und auch die Medien äußern sich in eher blumiger Sprache. Um die wirklich wichtigen Nuancen herauszuhören und zu lesen, bedarf es kulturellen Fingerspitzengefühls. Gutes, vor Ort vernetztes Fondsmanagement, das die aktuellen und zukünftigen Trends und die dafür am besten positionierten Unternehmen im Land der aufgehenden Sonne erkennt, zahlt sich hier im wahrsten Sinne des Wortes aus.
| ISIN | Name | Perf. 1 Jahr | Perf. 5 Jahre p.a. | Perf. 10 Jahre p.a. | TER |
|---|---|---|---|---|---|
| IE00B5648R31 | Man Japan CoreAlpha Equity D H € | 30,41% | 27,38% | 10,41% | 1,70% |
| DE0008490954 | DWS Nomura Japan Growth LCH P | 21,30% | 14,45% | 10,15% | 1,45% |
| LU1217870671 | GS Japan Eq Partners Base Acc Snap | 1,44% | 5,91% | 9,82% | 1,67% |
| LU0248317363 | Pictet Japanese Equity Selection HP € | 12,67% | 17,17% | 9,76% | 1,55% |
| IE00B45CFP81 | EI Sturdza Nippon Growth M ¥ | 18,25% | 18,47% | 9,72% | 1,80% |
| LU0413543058 | Fidelity Japan Value A acc € | 14,91% | 12,02% | 9,55% | 1,92% |
| GB00B0WHP703 | CT Japan Retail Acc € | 8,63% | 7,99% | 8,54% | 1,69% |
| DE000A1WZ3Y1 | TBF Japan € R | 20,62% | 12,83% | 8,54% | 1,71% |
| LU0512093542 | Morgan St. Japanese Equity A ¥ | 10,25% | 14,86% | 8,46% | 1,64% |
| LU0193802039 | Danske Japan A | 10,48% | 11,47% | 8,45% | 1,98% |
Beim Blick in die Zehnjahres-Tabelle der besten Japan-Fonds stechen drei Produkte ins Auge, die Anlegern in dieser Zeit im Durchschnitt rund zehn Prozent Rendite pro Jahr beschert haben.
Spitzenreiter in dieser Gruppe ist aktuell (Stand: 30. Oktober 2025) der Man Japan CoreAlpha Equity D H. Die Stärke des Fonds ist die starke Positionierung in den Sektoren Elektronik und Informationstechnologien sowie Finanzdienstleistungen und Maschinenbau. Es sind Bereiche, die in den kommenden Jahren wohl von der neuen Wirtschaftspolitik stark profitieren werden. Schwachpunkt im Portfolio ist die mit rund 16 Prozent Anteil ebenfalls stark vertretene Automobilindustrie. Dieser Sektor könnte die Performance des Fonds womöglich etwas ausbremsen, falls die japanischen Autobauer sich von der weltweiten Automobilkrise anstecken lassen. Noch schlagen sich Toyota, Nissan und Honda wacker – besser jedenfalls als VW, Renault, BYD und Co.
Ein weiterer erfolgreicher Japanfonds ist der DWS Nomura Japan Growth. Das Fondsmanagement-Team unter Führung von Mario Giesler und Franco Aiello setzt auf Aktien großer und mittelgroßer Firmen in Japan, die vom Strukturwandel profitieren. Der Fonds weist eine All-Cap-Ausrichtung auf, investiert also sowohl in Standard- als auch in kleinere Unternehmen, und verwendet gelegentlich Derivate zur Währungssicherung – bisher mit großem Erfolg.
Erwähnenswert ist auch der GS Japan Eq Partners Base von Goldman Sachs. Der Fonds investiert seit seinem Start im Mai 2015 in eine überschaubar kleine Auswahl von 25 bis 40 japanische Unternehmen. Das Portfolio ist ganz klassisch mit den großen Unternehmen bestückt: Die Top5 im Fonds sind Sony, Mitsubishi UFJ Financial Group, Tokio Marine Holdings, Hitachi und Daifuku, einem führenden Anbieter von automatisierten Materialflusssystemen und Logistiklösungen. Allein diese fünf Konzerne machen rund 30 Prozent des Fondsbestandes aus. Die Konzentration im Portfolio hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren ausgezahlt. Wobei Unternehmen aus den Bereichen Konsum, Gesundheit und Informationstechnologie die Schwerpunkte bilden. Die Automobilbranche ist im GS Japan Eq Partners Base nicht vertreten.
Fazit: Für langfristig orientierte Anleger, die bereit sind, zyklische Schwankungen auszusitzen, bietet der japanische Markt unter Premierministerin Takaichi eine seltene Mischung aus politischem Rückenwind, technologischer Stärke und struktureller Erneuerung. Wer auf erfahrene, aktiv gemanagte Fonds setzt, erhält die Chance, gezielt in jene Unternehmen zu investieren, die dank Japans neuer Wirtschaftspolitik als Gewinner hervorgehen könnten – und dabei von einem Markt zu profitieren, der im globalen Vergleich immer noch attraktiv bewertet ist. Die Renditechancen der aktiv gemanagten Fonds basieren dabei auf einem klaren Fundament: nämlich steigender Binnen- und Exportnachfrage, staatlicher Industrieförderung und einem strukturellen Rebound wichtiger Zukunftsbranchen. Dennoch sollten Anleger auch die Risiken beachten: Die expansive Fiskalpolitik könnte mittelfristig Inflationsdruck erzeugen, und eine zu rasche Normalisierung der Geldpolitik könnte den Yen aufwerten und Exporte belasten. Auch geopolitische Spannungen, insbesondere in der Region Ostasien, können kurzfristige Kursausschläge verursachen.
Diesen Beitrag teilen: