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„Ohne Nachhaltigkeit gibt es keinen Erfolg“

Interview

Die grüne Welle ist aus der Asset-Management-Branche nicht mehr wegzudenken. Bei allen großen Anbietern wird mit Hochdruck daran gearbeitet, stärker nachhaltig zu investieren. Anbieter wir Carmignac haben bei allen Produkten ESG-Analysen zur Pflicht gemacht. Zudem haben sie vor Kurzem auch ihr eigens ESG-­Research-System eingeführt. TFR sprach darüber mit Sandra Crowl, Nachhaltigkeits-Chefin bei Carmignac.

17.12.2020 | 13:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

TFR: Frau Crowl, es gibt inzwischen eine große Bandbreite an ESG-Ratings. Warum hat Carmignac ein eigenes entwickelt?

Sandra Crowl: Wir glauben, dass es unsere Pflicht gegenüber den Anlegern ist, eigene Analysen durchzuführen, anstatt uns auf -externe Analysen und unvollkommene -Methoden zu verlassen. Sie bringen oftmals Verzerrungen der ESG-Bewertung mit sich. Bei unserem Rating besteht auch nur eine Korrelation von 0,54 zu den Bewertungen der ESG-Ratingagenturen.

Worin liegt also der Unterschied zwischen ihrem ESG-System „START“ und anderen?

Unser ESG-Forschungssystem START mischt sowohl ESG-Rohdaten von Unternehmen als auch persönliche Einschätzungen. So sind wir in der Lage ESG-Risiken und -Chancen zu identifizieren. Bei unserem Scoring werden Vergleiche von Unternehmensdaten in unseren selbst definierten Peergroups durchgeführt. Sie sind nach Ländern und Marktkapitalisierung eingeteilt. Dies ermöglicht uns einen genaueren Vergleich zwischen Unternehmen ohne geografische oder kapitalisierungsbezogene Verzerrungen. Die Plattform aggregiert auch Impact- und kontroverse Daten in einer Übersicht.

Führen Sie einen Abgleich mit den ESG--Ratings anderer Anbieter durch?

Wir vergleichen unsere firmeneigenen Ratings mit den ESG-Ratings anderer Anbieter. Zudem veröffentlichen wir monatlich ESG--Zusammenfassungen auf unseren Webseiten, in denen wir die MSCI-ESG-Ratings unserer Fonds mit ihrer Benchmark vergleichen.

Es fällt auf, dass die ESG-Ratings der verschiedenen Anbieter oft stark variieren. Wie viel Kaffeesatzleserei enthalten ESG-Ratings?

Alle ESG-Rating-Agenturen haben unterschiedliche Methoden zur Berechnung von ESG-Risiken. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Transparenz und Methodik. Diese Ratings bieten einen guten Anhaltspunkt für diejenigen, die nicht über die Ressourcen -verfügen, um die Analysen selbst durchzuführen. Aber es gibt Verzerrungen bei der Bewertung, und die Analysen werden hauptsächlich auf Basis von öffentlich zugänglichen Daten durchgeführt. Wir glauben, dass es am effizientesten ist, mit dem Management eines Unternehmens darüber zu diskutieren, um zu verstehen, was in einem -Unternehmen in Bezug auf ESG wirklich im Einzelnen passiert.

Wird die Bedeutung der Ratings in Zukunft abnehmen, weil es sich kein Unternehmen leisten kann, nicht nach den ESG-Kriterien der Rating-Anbieter zu handeln?

Ich hoffe, dass das ESG-Risikobewusstsein nicht weniger wichtig wird, nur weil es
zum Mainstream geworden ist. Wir führen ESG--Analysen und -Bewertungen für alle -unsere Fonds und Anlageklassen durch, unabhängig davon, ob es sich um nachhaltig ausgerich-tete Fonds handelt oder nicht. Die Ratings selbst sind nur eine Richtschnur. -Entscheidend ist die Analyse, die einen Mehrwert zum Verständnis des finanziellen Risikos -darstellt.

Agiert ein Unternehmen, das langfristig erfolgreich ist, nicht automatisch auch nachhaltig?

Dieser Aussage stimmen wir voll und ganz zu. Um langfristig zu investieren, müssen wir nachhaltig investieren. Unternehmen, die die Umweltprobleme um sie herum, die Risiken des Klimawandels, die Nutzung von natürlichen Ressourcen, die Art und Weise, wie sie mit ihren Kunden und Mitarbeitern umgehen und ihre Auswirkungen auf ihre Umgebung nicht berücksichtigen, werden auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. Glücklicherweise werden sich die Unternehmen dessen immer mehr bewusst, und die Möglichkeiten, sie dabei zu begleiten, nehmen zu und nicht ab.

Ist eine stärkere ESG-Orientierung eher auf Wunsch der Kunden oder aufgrund von Regulierung notwendig geworden?

Es hat einen Anstoß von beiden Seiten gegeben. Die SFDR- und Taxonomieverordnung hat einen Wendepunkt in der ESG-Transparenz und der Umsetzung durch die Politik geschaffen. Kunden und Investoren haben die greifbaren Risiken des Klimawandels, die öffentliche Meinung und die Bereitschaft
zu verantwortungsbewussten Investitionen beeinflusst. Die Covid-19-Pandemie hat auch ein höheres Bewusstsein für Gesundheit und Wohlbefinden geschaffen, das sich auf die sozialpolitischen Entscheidungen der Unternehmen über den Umgang mit Humankapital auswirkt. Kunden, die gleichzeitig auch Angestellte sind, sind sich also bewusster, wie bewährte Praktiken in der Personalpolitik aussehen sollten, die über Integration und Vielfalt hinausgehen. Die Millenials treiben auch diese neue Verantwortungskultur weiter voran.

Es gibt eine steigende Anzahl von nachhaltigen ETFs. Ist das nicht eine gute Alternative zu aktiven Fonds?

ETFs spiegeln die Positionierung von Portfolios wider, die eine einzige ESG-Rating-Referenz widerspiegeln. Wie bereits erwähnt, beträgt die Korrelation zwischen den Bewertungen der großen ESG-Ratingagenturen und unseren nur 0.54. Ein ETF-Anleger hat nicht den Vorteil eines breiteren Ansatzes zur Messung von ESG-Risiken. Es könnte durchaus einen Crowding-Effekt eines einzelnen ESG-Ratings geben. Es kann zudem sein, dass innerhalb des ETFs wenig oder gar kein Dialog mit Unternehmen stattfindet. Wir glauben, dass der Dialog einen Mehrwert für das Investment bringt, indem es Best Practices fördert. Ein kohlenstoffarmer ETF wird Emittenten mit hohen Emissionen nicht bei der Dekarbonisierung und Transformation helfen, die einen großen Einfluss auf die Kohlenstoffneutralität im Jahr 2050 haben würde.

Wie nachhaltig ist Carmignac als -Unternehmen selbst?

Carmignac hat gerade die Berechnung der Kohlenstoffemissionen auf Unternehmens-ebene für 2019 abgeschlossen und dabei auch alle Geschäftsreisen und die IT mit einbezogen. Unser Unternehmen hat diese Emissionen durch ein zertifiziertes Dekarbonisierungsprojekt in Brasilien ausgeglichen.

Zur Person:

Sandra Crowl ist Stewardship Director. Sie ist seit 2007 bei Carmignac tätig. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 1987 bei Bankers Trust Australia. 1991 wechselte sie in die Niederlassung in Paris und übernahm die Leitung des Foreign Exchange Team. 1993 wurde sie zur Generaldirektorin des European Foreign Exchange Team in der Niederlassung in London ernannt. 2003 wechselte sie in die Fondsverwaltungsbranche zur Hedgefondsgesellschaft New Alpha Advisers, einer Tochtergesellschaft des Spezialisten für alternative Investments ADI. Sandra Crowl hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und Französisch der University of Melbourne und trägt den Titel Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA).

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