In einer sich ständig wandelnden globalen Wirtschaft werfen die Finanzmärkte immer wieder neue Fragen auf. Gottfried Urban Teamchef der Mannschaft von Urban & Kollegen sieht 2025 in Europa und den Frontier-Märkten vielversprechende Wachstumschancen, während die USA trotz möglicher Steuererleichterungen nicht mehr die gleiche Dominanz wie früher auf den Märkten ausüben dürften.
22.05.2025 | 14:30 Uhr von «Jörn Kränicke»
Der Tech-Sektor hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen – aber haben die großen Tech-Werte, insbesondere aus den USA, nun ihren Höhepunkt erreicht? Urban sieht die Frage differenziert: „Das Thema bleibt zwar heiß und gehört in jedes Depot, aber nicht nur US-Werte sollten betrachtet werden“, so der Experte. Besonders die Tech-Giganten aus Asien, insbesondere aus China, stehen noch außerhalb des Konsens der Mainstream-Analysen und bieten aus seiner Sicht eine interessante Chance für Anleger. „Vorherrschende Vorurteile der Anleger kann man nutzen. Geradezu mustergültig ist auch die Charttechnik für asiatische Techwerte“, fügt Urban hinzu. Besonders der Fidelity Technologie Fonds sticht laut dem Teamchef heraus, da dieser im Vergleich zu anderen Tech-Fonds einen niedrigen Anteil an US-Werten aufweist und Asien stark gewichtet ist. Trotz der typischen Wachstumsstrategie von Tech-Fonds, bewege sich dieser im Bereich des Value-Investierens – eine interessante Möglichkeit für Anleger, die auf den langfristigen Wert von Technologie setzen.
Ein Thema, das für Urban weiterhin die Märkte bewegt, ist die US-amerikanische Zollpolitik und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Inflation. Er gibt zu bedenken, dass es noch nicht entschieden ist, wie sich die erhöhten Zölle auf die Wirtschaft auswirken werden. „Was ich von den betroffenen Konsumunternehmen höre, ist, dass man den Markt auf höhere Preise vorbereiten möchte, auch wenn die aktuelle Lagerware noch nicht von den neuen Zöllen betroffen ist“, erklärt er. Dieser Effekt könnte ausreichen, um die Inflation nicht wie erwartet zurücklaufen zu lassen, auch wenn die Konjunkturaussichten eher schwach sind. Für Industriezulieferer wird der Druck laut Urban zunehmend steigen. Besonders Billiglohnländer, die viel exportieren, wie Vietnam, würden durch die höheren Produktionskosten vor Herausforderungen gestellt. „Die großen Konzerne haben genug Macht, um den Druck abzufedern“, fügt Urban hinzu.
Die Aussichten für das Jahr 2025 bewertet Urban optimistisch, insbesondere für den europäischen Markt. „Neue Höchstmarken in Europa sind realistisch erreichbar“, meint er und verweist auf die mögliche unternehmerfreundlichere Politik in Deutschland. Diese könnte nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern eine positive Strahlkraft entfalten. Im Gegensatz zu einer typischen Bärenmarktrally geht Urban davon aus, dass die derzeitige Kurserholung keine vorübergehende Bewegung ist, sondern eine langfristige Entwicklung.
Auch die USA bleiben ein heißes Thema. Urban betont, dass trotz der politischen Unsicherheiten, wie etwa Steuererleichterungen unter einer möglichen neuen Trump-Regierung, der US-Markt weiterhin eine wichtige Rolle spielt. „Für den US-Markt wird Trump wohl Unternehmenssteuern senken, das könnte die zweite Reihe beflügeln“, erklärt Urban. Doch neue Höchstmarken für den US-Markt, so Urban, seien in Anbetracht der bereits gesunkenen Bewertungen eher unrealistisch. Dennoch sollten Investoren niemals gegen die US-Firmen wetten, da diese oft widerstandsfähig bleiben. Trotzdem gibt Urban zu bedenken, dass es weltweit viele Märkte gibt, die gute Wachstumsaussichten zu attraktiveren Bewertungen bieten – eine Chance, die Investoren nicht unbeachtet lassen sollten.
Besondere Hoffnungen setzt Urban auf die Frontier-Märkte, insbesondere in Osteuropa und Südostasien. Besonders Polen profitiert von EU-Förderungen und Investitionen, während Südosteuropa bereits 2024 ein Gewinner war. „Die Aussicht auf Frieden in der Ukraine in Kombination mit den extrem niedrigen Bewertungen dürfte für die nächsten zwei Jahre ein überdurchschnittliches Kurspotenzial darstellen“, so Urban. Für den Magna Eastern European Fonds sieht er daher großes Potenzial und hat diesen bereits im Depot positioniert. Zudem bleibt Vietnam, trotz der Herausforderungen durch die Trump-Zölle, ein vielversprechender Frontier-Markt. „Trotz der Schwierigkeiten, die durch die Zölle entstanden sind, sind die Bewertungen in den Frontier-Märkten weiterhin attraktiv und bieten langfristig eine lohnende Investitionschance“, erläutert er.
Für den Rest des Jahres 2024 und 2025 erwartet Urban wenig Aufregung auf den Zinsmärkten. „Die Zinssenkungen der Notenbanken laufen aus, und die Renditen am langen Ende werden sich wahrscheinlich auf dem aktuellen Niveau einpendeln“, sagt er. Besonders das kurze Ende bleibt attraktiv, da das Risiko einer höheren Inflation besteht, die die längeren Laufzeiten belasten könnte. In diesem Umfeld setzt Urban auf sogenannte Floater und verfolgt mit dem Storm Bond Fund, der in skandinavische Kurzläufer investiert, eine gezielte Strategie. Dieser Ansatz bietet eine attraktive Möglichkeit, sich vor möglichen Zinsänderungen abzusichern und trotzdem von den Märkten zu profitieren.
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