Viele Anleger glauben, durch geschicktes Timing den Markt schlagen zu können. Die einen kaufen nach Kursanstiegen, weil sie auf das Momentum setzen. Die anderen kaufen nach Verlusten, um von einer Gegenbewegung zu profitieren. Was dabei herauskäme, wenn diese beiden Investoren ihre Strategie auf Tagesbasis umsetzen, hat Pascal Kielkopf ausgerechnet.
08.12.2025 | 15:00 Uhr
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass es eigentlich keinen messbaren Zusammenhang zwischen der Rendite zweier aufeinanderfolgender Tage gibt. Was passiert, wenn Anleger trotzdem auf solche Muster setzen? Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust simulierte zwei Strategien über mehr als 30 Jahre: von Anfang 1993 bis Ende November 2025.
Anleger A, genannt „Trendfolger", investiert immer dann, wenn die Kurse des marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 am Vortag gestiegen sind. Anleger B, „Contrarian" genannt, macht genau das Gegenteil. Er kauft jedes Mal, wenn der Index am Vortag im Minus schloss. Zum Vergleich zog Pascal Kielkopf eine klassische Buy-and-Hold-Strategie heran, bei der Investoren dauerhaft investiert bleiben. Man könnte diesen Anleger den „HQ Trust-Anleger“ nennen.
· „In der Rückrechnung schnitt der Contrarian deutlich besser ab als der Trendfolger.“
· „Wer immer nach negativen Vortagen investierte, erzielte eine Performance von rund 8,3 Prozent p.a.. Die Momentum-Strategie brachte dagegen nur 2,1 Prozent pro Jahr.“
· „Und dennoch verloren beide Taktiker klar gegen die einfachste Strategie: kaufen und halten. Denn der S&P 500 legte im selben Zeitraum um 10,6 Prozent p.a. zu.“
· „Wer investiert blieb, ver-27fachte sein Vermögen, trotz aller Krisen, Crashs und geopolitischen Schocks.“

Zu den Hintergründen sagt Pascal Kielkopf:
· „Der Großteil der unterschiedlichen Performance der beiden Strategien lässt sich vor allem dadurch erklären, dass es nach Tagen mit besonders starken Ausschlägen oft einen Rebound in die andere Richtung gibt.“
· „Die Schwäche dieser Momentum-Strategie zeigt sich demnach besonders in Krisen: Während der Finanzkrise verpasste der Trendfolger viele Erholungstage, da diese oft auf Verlusttage folgten.“
Was Anlegerinnen und Anleger aus der Analyse lernen können:
· „Geduld schlägt Taktik – und das mit großem Abstand. Das Problem der Timing-Strategien sind die vielen Tage, an denen man nicht investiert ist.“
· „Daher sollte man vor allem an besonders schwachen Tagen nicht das Handtuch werfen, sondern dann erst recht dabeibleiben, da es dann überdurchschnittlich oft zu einer starken Erholung am Folgetag kommt.“
· „Wer langfristig am Aktienmarkt investieren möchte, ist mit einer breit gestreuten Strategie ohne Timing-Versuche am besten beraten.“
· „Die Analyse berücksichtigt weder Steuern noch Handelsgebühren. In der Realität würden beide Timing-Strategien noch deutlich schlechter abschneiden.“ (pg)
Diesen Beitrag teilen: