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Eine britische Tradition hat die Börsenregel "Sell in May" einst begründet. (AI-Grafik © 2024 by MvA)
Aktienmarkt

Sell in May? Better stay!

„Sell in May and go away“ ist eine bekannte Börsen-Weisheit. Früher hatte der Spruch tatsächlich einmal eine Relevanz. Doch die Zeiten haben sich geändert.

08.05.2024 | 12:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

„Sell in May and go away“, heißt eine alte Börsenregel. Der Spruch wird gern und oft zitiert, vielleicht auch deshalb, weil er sich gut reimt. Wer das Marktgeschehen mit Börsenweisheiten erklären will, scheitert jedoch spätestens in diesem Jahr. Denn das erste Quartal 2024 war für die Märkte zwar großartig. Der April war es jedoch nicht. Eigentlich hätte man also schon Ende März verkaufen müssen – falls überhaupt. Die Annahme jedenfalls, dass es der „Sell in May“-Regel folgend, nach guten vier Monaten an der Börse Zeit ist, im Mai Gewinne mitzunehmen, hat sich in diesem Jahr bereits erledigt. Denn nicht nur war der April schlecht, sondern der Mai fing gut an – der Börsenregel zum Trotz. So hat etwa der MSCI World Index von Januar bis Ende März 9,26 Prozent zugelegt. Der April verlief mit einem Minus von 3,83 Prozent enttäuschend – während die erste Maiwoche mit einem Plus von fast drei Prozent schon wieder Mut machte.

Der Blick in die weitere Vergangenheit taugt ebenfalls nicht zum Beleg dafür, dass dieses Jahr nur eine Ausnahme von einer ansonsten gültigen Regel sein könnte. Statistisch gesehen schrammt der Spruch knapp an der Wirklichkeit vorbei – insbesondere, wenn man die Entwicklung einzelner Aktienmärkte rund um den Globus genauer betrachtet. In den USA zum Beispiel mussten Aktionäre in den vergangenen Jahrzehnten vor allem im Oktober die größten Wertverluste hinnehmen. Und an Europas Börsen trägt, langfristig betrachtet, nicht der Juni die rote Laterne. Sondern Juli, August und September sind die wirklichen Verlierermonate. Sie gelten historisch gesehen trotz langer Tage und Sonnenschein als die trübsten Monate für Anleger, die deutsche und europäische Aktien in ihren Portfolios hielten. Die Regel müsste deshalb eigentlich lauten: „Sell in June and go away“, doch erstens reimt sich das leider nicht. Und zweitens ist an der Börse nur darauf Verlass, dass man sich auf nichts verlassen kann. Es bleibt die Frage, warum dieser Mythos überhaupt existiert.

So entstand der Mythos

Das Konzept „Sell in May“ hat seinen Ursprung in England, wo Aristokraten, Bankiers und andere wohlhabende Eliten der drückenden Hitze Londons entflohen, um den Sommer auf dem Lande zu verbringen. Und sie kehrten erst nach den St. Leger Stakes – dem letzten Turnier der britischen Triple Crown, einem Galopprennen für dreijährige Stuten und Hengste – am 15. September zurück. In der Zeit dazwischen wollten sie nicht von Überraschungen an der Börse überrascht werden. Also liquidierten sie einen Großteil ihrer risikobehafteten Positionen vor ihrem Urlaub. Diese „Sell in May“-Regel wurde auf die USA übertragen. Und sie funktionierte, weil auch dort die meisten Menschen aus dem Finanzbetrieb zwischen Mai und September Urlaub machten – und deshalb auch ihrem Geld für diese Zeit eine Investitionspause gönnten. Die Folge war eine Sommerflaute, in der das Handelsvolumen an der Wall Street auf ein Rinnsal schrumpfte. Wer sich als Anleger danach richtete, fuhr jahrzehntelang gut damit. Von 1950 bis 2022 erzielte der Dow Jones Industrial Average von Mai bis Oktober im Durchschnitt eine magere Rendite von 0,8 Prozent. Die Blue Chips hingegen stürmten von November bis April und legten durchschnittlich 7,3 Prozent zu.

Doch das bedeutet keineswegs, dass man sich komplett in die „Sell in May“-Philosophie einkaufen sollte. Denn erstens sind die Unterschiede zwischen den vorgeblich schwachen und starken Börsenmonaten über die vergangenen Jahre hinweg immer weiter geschrumpft. Seit 1993 liegt der durchschnittliche Gewinn des S&P 500 von November bis April bei 6,49 Prozent. Das ist nur wenig besser als der durchschnittliche Gewinn von 5,38 Prozent von Mai bis Oktober. Und zweitens ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, im Sommer entscheidende Gewinne zu verpassen. Denn tatsächlich liegt die Erfolgsquote für einen Gewinn beim S&P 500 seit 2014 von Mai bis Oktober bei 80 Prozent. Das ist sogar besser als die 70 Prozent-Erfolgsquote von November bis April im selben Zeitraum. Ein Grund dafür ist, dass heute jeder rund um die Uhr mit den Märkten verbunden ist, 365 Tage die Woche. Sogar im Urlaub – egal ob im Mai oder im November – können Anleger Geschäfte tätigen. Dass die Banker und Broker im Mai aufs Land fahren und erst nach dem letzten Galopprennen in die Stadt zurückkehren, ist längst Geschichte.

Fazit: Der Mai ist vielleicht nicht der beste Monat des Jahres für Aktien. Aber er ist bei weitem nicht der schlechteste. Und in Wahljahren – wie dieses Jahr in den USA – sehen wir, dass er sich sogar sehr stabil hält, anstatt unter dem Gewicht von Angst und Furcht zusammenzubrechen. „Sell in May and Go Away" ist deshalb nur ein weiteres Beispiel für eine wachsende Liste von entlarvten Marktmythen.

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