Während der Markt zuletzt verstärkt über eine mögliche KI-Blase und über Risiken der sogenannten Kreislauffinanzierung diskutiert hat, sieht Nvidia selbst weiterhin enormes Wachstumspotenzial. Das betont Unternehmenschef Jensen Huang, der nach Ansicht von Portfoliomanager Richard Clode Manager des Janus Henderson Horizon Global Technology Leaders Fund, wichtige Argumente für die Nachhaltigkeit des KI-Booms liefert.
21.11.2025 | 09:30 Uhr
Huang habe deutlich gemacht, dass Nvidia die aktuelle Situation fundamental anders sehe als Kritiker, die vor überhitzten KI-Bewertungen warnen. Der Nvidia-CEO nannte drei strukturelle Treiber, die seiner Einschätzung nach über Jahre hinweg massive Investitionen in neue Recheninfrastrukturen rechtfertigen.
Laut Huang sei die bisherige, auf dem Moore’schen Gesetz basierende Recheninfrastruktur nicht mehr ausreichend skalierbar. Dadurch entstünden höhere Kosten pro Rechenschritt – ein Problem, das beschleunigte Rechenarchitekturen lösen müssten. Genau hier setzen Nvidias GPUs und Software-Stacks an.
Internetdienste wie Suchmaschinen, Empfehlungen oder digitale Werbung würden zunehmend durch große Sprachmodelle gesteuert. Diese ermöglichten laut Huang höhere Interaktionsraten und eine bessere Identifikation kommerzieller Absichten – was wiederum zu steigenden Umsätzen der Dienste führe.
Huang verwies außerdem auf völlig neue Geschäftsfelder, die durch Agenten- und Physikalische KI entstünden. Der Nvidia-Chef sprach von „einigen der schnellsten Umsatzsteigerungen, die wir je gesehen haben“. Als Beispiel nannte er das KI-Unternehmen Anthropic, dessen Jahresumsatz von ein auf sieben Milliarden US-Dollar innerhalb weniger Monate gestiegen sei.
Neben der Blasendiskussion sorgt derzeit die Short-These von Starinvestor Michael Burry für Unruhe. Burry wirft Hyperscalern vor, Gewinne durch unterbewertete Abschreibungen und zirkuläre Finanzierungen aufzublähen. Nvidia entgegnete diesen Vorwürfen laut Clode in mehreren Punkten.
Nvidias CFO habe betont, dass selbst sechs Jahre alte Ampere-GPUs weiterhin in Cloud-Umgebungen genutzt würden – ein klarer Widerspruch zu Burrys Annahme einer Nutzungsdauer von nur zwei bis drei Jahren. Zwar eigneten sich ältere GPUs nicht mehr für das Training von Frontier-Modellen, jedoch für viele weniger rechenintensive Anwendungen. Zudem steigerten Software-Upgrades die Leistung bestehender Chips im Laufe der Zeit um ein Mehrfaches.
Clode hebt hervor, dass Nvidia über einen enormen finanziellen Spielraum verfüge:
Vor diesem Hintergrund positioniere Nvidia seine Beteiligungen an OpenAI und Anthropic als strategische Ökosystem-Investitionen – nicht als künstliche Umsatzstütze. Anthropic habe sich zudem erstmals committed, Nvidia-GPUs einzusetzen.
Im Wettbewerb sieht Nvidia laut Clode erhebliche Vorteile – insbesondere durch die proprietäre Softwareplattform CUDA und eine Architektur, die GPUs über viele Produktgenerationen hinweg nutzbar macht. Konkurrenten könnten ihre Plattformen dagegen nicht in gleichem Maße skalieren.
Ein Vergleich verdeutliche das Anlageargument: AMD habe für 2027 „AI-Computing-Umsätze in mehreren zweistelligen Milliardenhöhe“ angekündigt. Nvidia hingegen habe dieselbe Größenordnung bereits in nur einem Quartal erzielt.
Nvidia übertraf die Analystenerwartungen erneut deutlich. Das Unternehmen skizzierte auf seiner GTC-Konferenz in Washington sogar einen möglichen Weg zu über 300 Milliarden US-Dollar Umsatz allein im Bereich Rechenzentren im kommenden Jahr. Dazu hätten sowohl der HUMAIN-Vertrag mit Saudi-Arabien als auch erneute Großaufträge von Anthropic beigetragen.
Umsätze aus China blieben aufgrund politischer Restriktionen weiterhin minimal. Dennoch sehe Nvidia Chancen, ein wettbewerbsfähiges Produkt für China zu entwickeln – auch um die globale Position der USA im KI-Wettbewerb zu sichern.
Clode betont, dass viele Buyside-Modelle bereits deutlich über den Schätzungen der klassischen Analysten liegen. Die jüngsten Kursziele seien daher eher Nachzügler. Gleichzeitig werde Nvidia trotz der extrem starken Wachstumsdynamik nicht zu überzogenen Bewertungen gehandelt – ein weiterer Punkt, der aus seiner Sicht gegen die These einer KI-Blase spreche.
Aus Sicht von Richard Clode widersprechen sowohl die Fundamentaldaten als auch die langfristigen Technologietrends dem Narrativ einer überhitzten KI-Blase. Vielmehr spreche vieles für einen anhaltenden Investitionszyklus in Rechenkapazität, Software und KI-Infrastruktur – mit Nvidia als zentralem Profiteur. (jk)
Diesen Beitrag teilen: