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Versicherungen

Fondspolicen boomen trotz Behörden-Kritik

Fondsgebundene Rentenversicherungen wiesen 2021 das höchste Wachstum aller Lebensversicherungs-Produkte. Doch es gibt Kritik von einer mächtigen Behörde.

27.09.2022 | 07:30 Uhr von «Ulrich Lohrer»

Fondsgebundene Altersvorsorgeprodukte verzeichnen einen regelrechten Boom. Laut der Statistik des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) erhöhten sich 2021 die laufenden Beitragszahlungen fondsgebundener Rentenversicherung um 60 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro, fondsgebundene Rentenversicherungen gegen Einmalbetrag sogar um 97 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Auch die fondsgebundenen Kapitallebensversicherungen gegen Einmalbetrag stiegen um 131 Prozent auf gut eine Milliarde Euro stark an. Dagegen ging der Neuzugang der Beiträge klassischer Lebensversicherungen sowohl bei den Renten- wie auch bei den Kapitallebensversicherungen zurück.

Deutlich höhere Marktanteile für fondsgebundene Versicherungen

Lebensversicherungsgesellschaften mit traditionell hohem Bestand an fondsgebundenen Lebensversicherungen sind die AachenMünchner, Zürich, Allianz, HDI, AXA, Nürnberger und WWK. Weil immer mehr Anbieter klassischer Lebensversicherungsprodukte Schwierigkeiten hatten bei sinkendem Zinsniveau die hohen Garantiezinsen ältere Policen am Kapitalmarkt zu bekommen, trennten sich etliche Lebensversicherer von ihren Altbeständen mit relativ hohen Zinsgarantien. Sogenannte Run-off-Plattformen wie Athora, die Frankfurter Leben-Gruppe oder die Viridum Gruppe, die sich auf die kostengünstige Verwaltung der Altbestände spezialisiert hatten, übernahmen eine große Anzahl von Policen von der Generali Leben, der Delta Lloyd Deutschland, der ARAG Lebensversicherung und der Basler Leben. Auch viele Lebensversicherer, die ihren Altbestand weiter selbst managen, stellten das Neugeschäft klassischer Lebensversicherungsprodukte mit Zinsgarantien ein. Stattdessen forcierten sie das Angebot und die Vermittlung fondsgebundener Altersvorsorgeprodukte – meist ohne Garantien während der Ansparphase. Der Anteil fondsgebundener Versicherungen wuchs laut einer Auswertung des Fachmagazins „procontra“ am gesamten Neugeschäft 2021 auf 40,1 Prozent. 2015 lag der Anteil fondsgebundener Versicherungen noch bei 23,7 Prozent (siehe Grafik Anteil der Fondspolicen am Neugeschäft).


Anteil Fondspolicen
Fondsgebundene LV

Garantiezins nach Kosten und Inflation oft negativ

Auch die seit Ende vergangenen Jahres weltweit von den Notenbanken eingeleitete Erhöhung der Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung dürfte nicht zu einer Renaissance der klassischen Garantieprodukte führen, solange die Inflation deutlich über dem Niveau relativ sicherer Anleihen liegt. Bereits vor dem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise seit Mitte vergangenen Jahres bot der damalige Höchstrechnungszins von nominal 1,25 Prozent für kritische Anleger ohnehin keinen Anreiz, eine klassische Lebensversicherung abzuschließen. Der Rechnungszins wird nur auf die Sparanlagen garantiert. Diese ergeben sich aber aus den eingezahlten Beiträgen erst nach Abzug der Abschluss- und Risikokosten. Auch ohne Kaufkraftverlust der Inflation ergab sich daher eine negative nominale Rendite vieler neu abgeschlossener Policen.

Aufsichtsbehörde kritisiert hohe Kosten der Fondspolicen

Interessenvertreter der Versicherten, etwa von den Verbraucherzentralen oder vom Bund der Versicherten, warnen jedoch von hohen Abschluss- und Verwaltungskosten der fondsgebundenen Policen. Für Aufsehen in der Branche sorgte im Frühjahr 2022 die Studie „Wenn Lebensversicherungen zu viel kosten“ des Grundsatzreferats Lebensversicherungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Bonner Behörde, die nicht gerade den Ruf genießt, zugunsten der Anleger mit der Versicherungsbranche allzu kritisch umzugehen, hat die Effektivkosten fondsgebundener Lebensversicherungen mit den klassischen Lebensversicherungen für Versicherte mit verschiedenen Eintrittsalter und für unterschiedliche Laufzeiten miteinander verglichen. Das Ergebnis (siehe Tabelle Effektivkostenvergleich der fondsgebundenen und klassischen Lebensversicherungen):

„In der fondsgebundenen Lebensversicherung liegen die Effektivkosten signifikant über den Werten der klassischen Lebensversicherung“, so die Autoren Guido Werner und Roland Paetzold. Bei allen der untersuchten Kombinationen der meistverkauften Fondspolicen würde es Policen geben, die Effektivkosten von mehr als vier Prozent aufweisen. Erst wenn die Fonds höhere Renditen erreichten, erzielen die Anleger überhaupt einen Gewinn.

Kickbacks für Vermittler statt für die Überschüsse der Versicherten

Kritisiert wird aber nicht nur die Höhe der Kosten, sondern auch Interessenkonflikte. So würden bei 19 Prozent des Geschäfts Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) direkt an die Vermittler Rückvergütungen – sogenannte Kickbacks – zahlen. Deren Höhe kennen nicht einmal die Hälfte der Befragten von den Lebensversicherungsunternehmen. „Erhält ein Vermittler bei einem fondsgebundenen Produkt Rückvergütungen der KVGen, so ist für ihn die Verlockung groß, Kundinnen und Kunden den Fonds mit den höchsten Rückvergütungen zu empfehlen,“ warnen die BaFin-Autoren. Die begünstigten Vermittler erhielten Kickbacks aus überhöhten Kosten, die eigentlich den Versicherten als Überschüsse von den Versicherungen zu fließen sollten. Zudem sei diese Praxis nicht ausreichend transparent, da die dadurch höheren Effektivkosten nicht in den einkalkulierten Abschlusskosten ausgewiesen sind und damit ein falsches Bild über deren Gesamthöhe vermitteln. Der Bund der Versicherten (BdV), der diese Aussage durch eigene Studien bestätigt hat, kritisiert zudem, dass die risikoreichern Fondspolicen höhere Kosten als die klassischen Garantieprodukte ausweisen. „Es widerspricht dem Versicherungsprinzip, wenn die Lebensversicherer bei den für die Versicherten riskantesten Angeboten die höchsten Kosten ansetzen“, erklärt Axel Kleinlein., Vorstandssprecher des BdV. Die eher ungewöhnliche Kritik der BaFin wohl auch durch eine aktuelle Untersuchung zum Preis-Leistungsverhältnis fondsgebundener Lebensversicherungen durch EIOPA, der Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen, beeinflusst.

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