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Studie

Warum bei der EZB die Worte mehr zählen als die Daten

Achtmal im Jahr verkündet die Europäische Zentralbank, ob sie den Leitzins senkt, hebt oder unverändert lässt. Wie eine aktuelle Studie zeigt, reagieren die Märkte weniger auf die genannten Daten als auf die Art und Weise der Kommunikation.

06.11.2019 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Börse ist Psychologie. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber wer das Marktgeschehen verstehen will, sollte sich diese Binsenweisheit immer mal wieder zu Gemüte führen. Denn sie erklärt Manches, was auf den ersten Blick unergründlich scheint. Dazu gehört zum Beispiel, dass „die Märkte“ oft auch dann auf die Verlautbarungen von Notenbankern reagieren, wenn diese gar nichts Neues zu vermelden haben. 

Insbesondere nach EZB-Pressekonferenzen war das in den vergangenen Jahren häufig zu beobachten. Seit mehr als drei Jahren schon hält die Europäische Zentralbank den Leitzins bei null Prozent. Änderungen waren und sind nicht in Sicht. Trotzdem sorgten die Statements von Ex-EZB-Chef MarioDraghi und seinen Kollegen immer wieder für Bewegungen am Markt, auch wenn sich an der Nullzins-Politik und den Begründungen dafür nichts oder nur wenig änderte.

Den Grund für die Wirkung der Worte haben nun zwei Wissenschaftler erforscht. In einem aktuellen Forschungsprojekt untersuchten Christian Wagner, Professor am Institute for Finance, Banking and Insurance der Wirtschaftsuniversität Wien und Maik Schmeling von der Goethe Universität Frankfurt, ob sich die Art und Weise, wie die EZB ihre Geldpolitik kommuniziert auch in den Preisen von Finanzinstrumenten wie zum Beispiel Aktien widerspiegelt. Ihre Erkenntnis: Ein positiver Ton lässt Aktienkurse steigen.

Die Art und Weise der Kommunikation hat einen wesentlichen Einfluss auf die Kursentwicklung von Finanzinstrumenten

Die Untersuchungen zeigen deutlich, dass eine Änderung im „Ton“ der EZB einen signifikanten Effekt auf die Preise von Finanzinstrumenten hat. Wird die Wortwahl der EZB positiver, dann steigen die Kurse von Aktienindizes, gleichzeitig fallen die Preise von Derivaten, die zur Risikoabsicherung dienen. „Ein positiverer EZB-Ton, also eine positiv konnotierte Wortwahl, erhöht die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer“, so Wagner. Außerdem konnten die Studienautoren zeigen, dass ein optimistischerer Ton der EZB ein Indikator für günstigere wirtschaftliche Entwicklungen ist. „Wir sehen, dass sich anhand der Tonänderungen künftige Zinsänderungen ganz gut prognostizieren lassen. Das heißt: aus der Art und Weise, wie die EZB mit dem Markt kommuniziert, können wir Rückschlüsse auf ihre künftige Zinspolitik ziehen“.

Der Ton der EZB als Instrument der Geldpolitik

Insbesondere aus der Sicht von Zentralbanken seien die Studienergebnisse relevant, da diese zeigten, dass Notenbanker durch ihre Wortwahl die Erwartungen und die Risikobereitschaft von Marktteilnehmern beeinflussen können. Die Kommunikationsstrategie einer Zentralbank stelle somit ein eigenständiges Instrument der Geldpolitik dar, folgern die beiden Forscher. „Für Marktteilnehmer bedeuten unsere Ergebnisse, dass ein genaues Hinhören beim Ton der EZB zusätzliche Anhaltspunkte für Anlage- und Finanzierungsentscheidungen geben kann“, so Wagner.

Minutengenaue Analyse der Pressekonferenzen

Etwa alle sechs Wochen legt die EZB den aktuellen Leitzins fest und veröffentlicht ihre Zinsentscheidung um 13:45 Uhr in einer kurzen Mitteilung. Um 14:15 Uhr hält die EZB eine Pressekonferenz ab, in der sie die Zinsentscheidung begründet und auch ihre Einschätzung zu weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen erläutert. Die Studienautoren analysierten den Ton der EZB und generierten eine Zeitreihe von Ton-Änderungen, jeweils von einer Pressekonferenz zur nächsten. Dadurch konnten sie beobachten, wie sich die Kurse von Aktienindizes und die Preise anderer Finanzinstrumente mit dem Ton der EZB ändern. Für ihre Analyse nutzten Wagner und Schmerling hochfrequente Kursdaten, die im 1-Minuten-Intervall zur Verfügung standen und konnten so ermöglichen, Preisentwicklungen genau ab Beginn der Pressekonferenz zu verfolgen. Außerdem kontrollierten die Autoren in ihrer Analyse für die Höhe der Leitzinsänderung und andere Daten und Zahlen, die im Zuge der Pressekonferenz veröffentlicht werden, wie zum Beispiel Wachstums- und Inflationsprognosen.

Auch hier ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass es sich lohnen könnte, als Marktteilnehmer direkt auf Aussagen der EZB-Chefs zu reagieren. Für Sekunden-Trader dürfte die Studie deshalb besonders interessant sein.

Die Studie als PDF-Dokument.

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