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Deutsche Finanzwirtschaft 2026: KI bleibt vielerorts Stückwerk

Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist das Thema KI noch ausbaufähig.
Banken

Die deutsche Finanzbranche befindet sich mitten in einer tiefgreifenden digitalen Transformation. Vor diesem Hintergrund haben die Initiative Wow!Banking und die FHDW Hannover die Zukunftsfähigkeit von Sparkassen und Genossenschaftsbanken untersucht. Der Zukunftsreport Deutsche Finanzwirtschaft 2026 zeigt, wo die Institute stehen – und welche Schritte jetzt notwendig sind, um im Wettbewerb relevant zu bleiben.

20.11.2025 | 12:15 Uhr

Die deutsche Finanzbranche befindet sich mitten in einer tiefgreifenden digitalen Transformation. Vor diesem Hintergrund haben die Initiative Wow!Banking und die FHDW Hannover die Zukunftsfähigkeit von Sparkassen und Genossenschaftsbanken untersucht. Der Zukunftsreport Deutsche Finanzwirtschaft 2026 zeigt, wo die Institute stehen – und welche Schritte jetzt notwendig sind, um im Wettbewerb relevant zu bleiben. 

Viele Strategien, wenig Umsetzung: Branche kämpft mit digitaler Reife 

Trotz vorhandener Digitalstrategien sehen die Finanzinstitute große Herausforderungen in der praktischen Umsetzung. Das zeigt die Auswertung von 386 Antworten aus 152 Sparkassen und 234 Genossenschaftsbanken. Nur 32 Prozent der Befragten bewerten die eigene digitale Zukunftsfähigkeit als gut oder sehr gut. Die Hälfte stuft sie als mittelmäßig ein, 18 Prozent sogar als schlecht. Der zentrale Konflikt: Während Effizienzgewinne realisiert wurden, hapert es bei Kundennähe und Relevanz im Alltag. „Gerade jetzt braucht es institutionelles Lernen, Austausch und gemeinsame Erfahrungsräume“, erklärt Prof. Dr. René R. Schleus (FHDW Hannover). 

KI bleibt im Testmodus – strategische Verankerung fehlt 

Künstliche Intelligenz spielt in vielen Regionalinstituten eine Rolle – aber meist nur in Pilotprojekten. Die Zahlen zeigen ein deutliches Bild: 

  • 12,2 Prozent haben keine konkreten KI-Pläne 
  • 31,6 Prozent befinden sich in der Analyse- oder Planungsphase 
  • 33,2 Prozent arbeiten an Pilotprojekten 
  • 18,7 Prozent setzen KI produktiv in mehreren Bereichen ein 
  • 2,6 Prozent nutzen KI flächendeckend 

Damit bleibt der Einsatz fragmentiert und kundennahe Use Cases entstehen selten. Noch grundlegender: Die strategische Orientierung fehlt. Nur rund 7 Prozent haben eine klare Zielvorstellung für zukünftige KI-Einsatzfelder. Standards und Leitlinien sind oft unzureichend, Kompetenzen im Umgang mit KI lückenhaft – 56,5 Prozent der Befragten bezweifeln, dass ihre Mitarbeitenden KI-Anwendungen sinnvoll bewerten und nutzen können. „Die entscheidende Frage lautet: Welches Kundenproblem wollen wir mit KI lösen?“, betont Aleksandar Jeremic (fino digital). 

Personalisierung bleibt Ausnahme – Kundenerlebnis oft nachrangig 

Der Report zeigt deutliche Defizite in der Customer Experience: Lediglich 15 Prozent der Regionalbanken bieten ihren Kundinnen und Kunden durchgängig personalisierte Inhalte oder Empfehlungen. Über die Hälfte nutzt solche Angebote gar nicht oder nur selten. „Customer Experience ist der Motor, KI der Kraftstoff. Erst gemeinsam entsteht echter Mehrwert“, erklärt Christian Dechert (BSI Software). 

IT als Innovationshemmnis: Monolithische Systeme bremsen Fortschritt 

Innovation scheitert in vielen Fällen an veralteten IT-Strukturen. 40 Prozent der Befragten sehen ihre IT als Hemmschuh für Wettbewerbs- und Regulierungsvorgaben. 51 Prozent geben an, neue Produkte aufgrund der IT nicht schnell genug entwickeln zu können. Der Übergang von punktuellen Digitalprojekten zu skalierbaren Plattformen gelingt vielen Instituten nicht. „Modulare, skalierbare und Cloud-fähige IT-Architekturen sind heute Pflicht. Monolithische Systeme müssen aufgebrochen werden“, mahnt Andreas Mach (msg for banking ag). 

Zwei zentrale Handlungsempfehlungen für Institute 

Die Autorinnen und Autoren des Reports leiten aus den Ergebnissen zwei klar definierte Handlungsfelder ab: 

  • Radikale Kundenzentrierung: Prozesse, Services und Technologien müssen konsequent an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden ausgerichtet werden – ohne Einschränkung durch bestehende Strukturen. 
  • Strategische KI-Implementierung: Künstliche Intelligenz sollte als Enabler für bessere Kundennähe und konkrete Services eingesetzt werden – nicht als Selbstzweck oder isoliertes Technikprojekt. (jk)

Den vollständigen Zukunftsreport können sie hier abrufen.

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