Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, stellt
die einjährigen Staatsanleiherenditen und die Inflationsraten ausgewählter
Länder gegenüber und berechnet daraus die realen Renditen. Die Analyse, die
insgesamt 33 Staaten aus Industrie- und Schwellenländern umfasst, zeigt:
Ähnliche Nominalzinsen bedeuten nicht automatisch gleiche Ertragschancen.
Entscheidend ist die Differenz zur lokalen Teuerungsrate. Betrachtet wird der
Stand per Anfang Juni 2025.
Nur nominal gleich: Warum Inflationsunterschiede auch
innerhalb der Eurozone entscheidend sind
- „In den meisten
entwickelten Ländern – insbesondere innerhalb der Eurozone – liegen die
einjährigen Nominalrenditen aktuell bei rund 2 Prozent.“
- „Diese Homogenität täuscht
allerdings: Die realen Renditen unterscheiden sich teils erheblich, weil
die Inflationsraten deutlich variieren.“
Dazu ein Beispiel:
Finnland und die Niederlande bieten Nominalrenditen von 2,1Prozent. In Finnland liegt die
Inflationsrate bei nur 0,4 Prozent.
Die Realrendite beträgt damit +1,7 Prozent. In den Niederlanden liegt die Inflation bei 3,3 Prozent – die
Realrendite fällt mit –1,2 Prozent deutlich negativ aus.
- „Diese Unterschiede zeigen
die Herausforderung der EZB: Sie betreibt Geldpolitik mit einem
einheitlichen Leitzins für 20 Staaten mit teils stark abweichenden
Inflationsraten.“
Schwellenländer und Japan: Gegensätzliche Extreme bei den
Realzinsen
- „In Schwellenländern wie
Brasilien, Südafrika, Indonesien oder Mexiko liegen Nominal- und
Realrenditen deutlich über dem Niveau entwickelter Märkte.“
- „Trotz höherer Inflation
bleiben dort oft positive Realrenditen erhalten. In Brasilien sind es
aktuell 9,5 Prozent.“
- „Der Grund: Anleger
erwarten in Ländern mit strukturell höherer Inflation und
Währungsvolatilität eine stärkere Kompensation für ihr Risiko.“
- „Positive Realzinsen sind
in solchen Märkten notwendig, um Vertrauen in Währung und
Schuldentragfähigkeit zu erhalten.“
- „Japan bildet das andere
Extrem: Trotz gestiegener Inflation hat die Notenbank die Zinsen kaum
angehoben. Die Realrendite liegt bei -3 Prozent,
dem niedrigsten Wert im Vergleich.“
- „Lange galt Japan als Land
mit chronisch niedriger Inflation – doch das hat sich zuletzt geändert.
Die Bank of Japan steht daher wohl erst am Anfang eines geldpolitischen
Anpassungsprozesses.“
Was Anlegerinnen und Anleger beachten sollten:
Realrendite ist nicht alles
- „Hohe Realrenditen
bedeuten nicht automatisch attraktive Investments.“
- „Gerade in
Schwellenländern sind damit oft höhere Risiken verbunden – sei es durch
Bonität, politische Unsicherheit oder Währungsvolatilität.“
- „Da Fremdwährungsrisiken
die Performance erheblich beeinflussen können, sollte diese bei
internationalen Anleiheinvestments stets abgesichert werden.“
- „Empfehlenswert ist eine
breit gestreute globale Anleihestrategie – idealerweise über Fonds oder
ETFs, die eine Absicherung der Fremdwährungsrisiken vornehmen.“
- „So lässt sich das Risiko
gezielt diversifizieren, ohne sich von einzelnen Märkten oder
Inflationsentwicklungen abhängig zu machen.“ (pg)
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