Totgeglaubte leben länger. Während Skeptiker das Land der aufgehenden Sonne wegen hoher Schulden und stark alternder Bevölkerung schon abgeschrieben haben, empfehlen Experten jetzt den Einstieg.
21.08.2019 | 14:00 Uhr von «Christian Bayer»
Vor dem Hintergrund instabiler Regierungen in Europa wie z. B. in Großbritannien
oder Italien und einem bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf punktet
Japan aus Sicht von Richard Kaye, Portfoliomanager des Comgest Growth Japan, mit
politischer Stabilität. In Japan würden die wirtschaftlichen Reformen von
Ministerpräsident Shinzo Abe durch einen breiten politischen Konsens getragen. Mit Blick auf strukturelle Veränderungen in japanischen
Unternehmen sieht der Comgest-Experte attraktive Anlagemöglichkeiten in dem
asiatischen Land. Aufgrund unrentabler Anleihen greifen auch japanische Pensionsfonds
bei heimischen Aktien zu. „Da die
Rentner, deren Anzahl in Japan rapide steigt, reale Renditen verlangen, sehen sich Pensionsfonds gezwungen, mehr
Risiko einzugehen. Gerade rechtzeitig wachsen die Gewinne japanischer Unternehmen wieder, die
zudem mehr auf die Interessen ihrer Aktionäre achten“, so der Experte.
Kaye verweist darauf, dass in Japan hochwertige Wachstumsunternehmen wie Fanuc
und Keyence aus zukunftsträchtigen Branchen wie Robotik und Sensorik beheimatet
sind. Neu ist jedoch aus seiner Sicht, dass konsumfreudige Asiaten das Land als
Heimat von Lifestyle-Marken wahrnehmen und entsprechende Unternehmen profitieren.
„Der Gewinnausblick
für die nächsten fünf Jahre stimmt uns zuversichtlich, dass das
überdurchschnittliche Wachstum anhält“, wirft Kaye einen optimistischen Blick
in die Zukunft japanischer Unternehmen.
Manchen Anleger stecken die hohen Kursverluste am japanischen Aktienmarkt nach
den Höchstständen des Leitindex Nikkei 225 im Dezember 1989 noch in den Knochen.
Viele sind weiterhin zu vorsichtig gegenüber japanischen Titeln. Ernst
Glanzmann und Reiko Mito, Fondsmanager bei GAM Investments sind überzeugt, dass
die Verbesserungen der Fundamentaldaten in den aktuellen Kursen noch nicht
berücksichtigt sind „Der Markt notiert derzeit mit niedrigeren
Kurs-Gewinn-Verhältnissen als während der globalen Finanzkrise und zum
Zeitpunkt der Regierungsübernahme durch Shinzo Abe. Angesichts der positiven
mikro- und makroökonomischen Entwicklungen lässt sich dies anhand fundamentaler
Kriterien zunehmend schwieriger rechtfertigen“, so die Fondsmanager.
Ihren Optimismus sehen die GAM-Experten durch die aktuellen Fundamentaldaten
untermauert. Zum einen sehen sie im historischen Vergleich hohe Gewinne und Margen
bei japanischen Unternehmen. Zudem würde der leergefegte Arbeitsmarkt Einkommenswachstum
versprechen und den Konsum ankurbeln. Auf Unternehmensseite würden die Cashflows
den Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, ihre Investitionspläne umzusetzen und
auch die Dividenden zu steigern. „Aus Bewertungssicht ist auf die Tatsache
hinzuweisen, dass japanische Unternehmen derzeit die höchste Rentabilität
aufweisen, während deren Aktienkurse nach wie vor auf der Stelle verharren.
Dies hat zur Folge, dass sich die Aktienrisikoprämie (bzw. der
Überschussertrag, den eine Anlage in japanischen Aktien gegenüber dem risikofreien
Ertrag bietet) auf dem höchsten Stand seit über 40 Jahren bewegt“, so die Fondsmanager.
Berater können die Chancen am japanischen Aktienmarkt
beispielsweise über den Janus Henderson Horizon Japan Opportunities Fund nutzen.
Der Fonds investiert schwerpunktmäßig in japanische Standardaktien. Janus Henderson-Fondsmanager Junichi Inoue setzt u.a. auf Sony und Softbank, die
aktuell am höchsten gewichtet sind. Unter den Sektoren dominieren die Nichtbasiskonsumgüter
mit 23,6 Prozent und IT-Unternehmen mit 17,6 Prozent. Euro-Anleger konnten auf
Sicht von fünf Jahren mit dem Fonds kumuliert 59,4 Prozent verdienen, der
Sektorendurchschnitt der Aktienfonds All Cap Japan lag bei nur 41 Prozent.
Quelle: BÖRSE ONLINE
Diesen Beitrag teilen: