Märkte, Branchen, Trends: Im großen Anlageuniversum eröffnen sich immer wieder kurz- und langfristige Chancen. Lesen Sie im Folgenden die spannendsten Einschätzungen und Empfehlungen von Anlagestrategen, Fondsmanagern und anderen Investmentpraktikern.
28.05.2025 | 12:15 Uhr
Infrastruktur: Value-Investment
Ein 500 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm soll in Deutschland die Infrastruktur stärken und könnte europaweit eine Kettenreaktion auslösen, meint Johannes Maier, Portfoliomanager Bantleon. Gleichzeitig würden globale Infrastrukturaktien derzeit mit einem Bewertungsabschlag von fast 20 Prozent gegenüber dem breiten Aktienmarkt – gemessen am MSCI World – gehandelt. Seit der Auflegung eines Infrastruktur-Aktienindex 2007 waren sie laut Maier noch nie so günstig. Zudem böten europäische Infrastrukturaktien gegenüber ihren US-Pendants deutliche Bewertungsabschläge und damit attraktives Aufholpotenzial. „Für Value-Investoren ist dies ein gefundenes Fressen, denn wenn günstig bewertete Aktien auf einen positiven Katalysator treffen, ist die Chance auf eine Wertsteigerung vielversprechend“, so Maier.
Globale Anleihen: Diversifikation hilft (Grafik)
Die Vorteile eines globalen Fixed-Income-Ansatzes gehen über die bloße Verfügbarkeit eines größeren Pools von Anlagemöglichkeiten hinaus, meint Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group. „Wichtig ist, dass das größere Angebot an Möglichkeiten auch das Spektrum an Wertpapieren, Renditetreibern und somit die Diversifizierungsmöglichkeiten erweitert, wobei die Korrelationen zwischen verschiedenen Märkten oft gering oder sogar negativ sind.“ Diese Vielfalt ermögliche den Aufbau von robusten und diversifizierten Portfolios. Anleger sollten sich angesichts des makro-ökonomischen Umfelds auf mehrere mögliche Szenarios vorbereiten: „Sie müssen Wahrscheinlichkeiten abwägen und widerstandsfähige Anlageportfolios aufbauen, die bei dem aus ihrer Sicht wahrscheinlichsten Szenario gut abschneiden.“
Schwellenländer: Favorit Südamerika
Edouard Carmignac, CIO von Carmignac, sieht Investmentchancen in den Schwellenländern. Während der Zerfall des amerikanischen Imperiums zweifellos Anlass zur Sorge gebe, „wird das Entstehen einer neuen Weltordnung viele attraktive Chancen bieten, die wir ergreifen sollten“. Insbesondere die Aussichten für Schwellenländer schätzt er attraktiv sein, da er von einem schwächeren Dollar und niedrigeren Realzinsen als Folge des langsameren US-Wachstums ausgeht. „Wir bevorzugen Lateinamerika, das von den drohenden US-Zöllen weitgehend verschont geblieben ist und dessen eklatante Unterbewertung von Vermögenswerten durch den ‚Javier-Milei-Schub‘ korrigiert werden dürfte.“ Der Erfolg von Javier Milei führe dazu, dass die Länder der Region allmählich zu einer wachstumsfreundlicheren Regierungsform übergehen.
Quelle: Trading Economics
Nordische Anleihen: Höhere Rendite
Nach Einschätzung von Daniel Herdt, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management, überzeugt das Segment Nordic High Yield trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds durch hohe Renditen bei gleichzeitig niedriger Volatilität. „Diese höhere Rendite ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es sich um einen spezialisierten Markt mit kleineren Emittenten handelt, die eine attraktive Prämie für ihre Finanzierung zahlen müssen“, erklärt Herdt. Diese Unternehmen befinden sich laut Herdt oft noch in einem frühen Wachstumsstadium, hätten in der Regel keine Bonitätseinstufung von einer der großen, externen Ratingagenturen und aufgrund des niedrigen benötigten Finanzierungsvolumens meist keine Möglichkeit, einen der traditionellen High-Yield-Märkte als Finanzierungsquelle für sich zu nutzen.
Private Equity: Besserer Schutz
Angesichts der jüngsten Ankündigung neuer US-Zölle sollten Investoren den Branchenrisiken in ihren Portfolios mehr Aufmerksamkeit schenken, meint Ralph Eissler, CFA – Head of Private Markets Research bei Neuberger Berman. Zwar wären Private-Equity-Investoren nicht immun gegen diese Entwicklungen, ihre Portfolios dürften jedoch eine deutlich bessere Absicherung gegen höhere Zölle bieten. Dies liege daran, dass Private-Equity-Manager in der Vergangenheit weniger in Wirtschaftssektoren investiert haben, die stark von materiellen Importen abhängig sind – wie Industrie, Rohstoffe und Konsumgüter. Stattdessen seien sie bevorzugt in Sektoren und Branchen aktiv, in denen Innovation und intellektuelles Kapital die wichtigsten Werttreiber sind. Beispiele seien Informationstechnologie, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen.
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