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Kryptowährungen unter Druck
Krypto-Währungen

FTX-Implosion forciert Kryptoregulierung

Die Pleite der Kryptobörse FTX hat die Kryptowelt geschockt. Nicht nur FTX-Kunden bangen jetzt um ihre Vermögenswerte. Das Vertrauen in Kryptowährungen und die Handelsstrukturen ist massiv erschüttert. Doch für die Zukunft der Branche könnte das womöglich sogar ein Glück sein.

14.12.2022 | 12:30 Uhr von «Hartmut Giesen »

Niemand kann die Entwicklung der Kryptobranche wirklich vorhersagen. Doch die Finanzwelt fragt sich zu Recht, welche Folgen die FTX-Pleite für Anleger, für Krypto­währungen und -börsen sowie für die Akteure in der Branche noch haben wird – vor allem, wie das verloren gegangene Vertrauen in den jungen Markt wieder hergestellt werden kann. Was sich jedoch schon jetzt deutlich erkennen lässt, sind die Weggabelungen, an denen die Kryptobranche nun steht. Im Wesentlichen handelt es sich um die drei Weggabelungen:

• Self-Service DeFi vs. reguliertes CeFi,

• Trading vs. Tokenisierung,

• Kryptotechnologie vs. -währungen.

Es geht an diesen Gabelungen um nichts weniger, als um die Antwort auf drei ganz entscheidende Fragen: Wo werden künftig Investments getätigt? Wo kann Wert geschöpft werden? Wo ist Wachstum zu erwarten?

Self Service DeFi vs. reguliertes CeFi

FTX war ein Vertreter von Central Finance, kurz CeFi. Dazu gehören alle Unternehmen der Kryptobranche, die als zentrale In­stanzen die eigentlich dezentralen Krypto­währungen nutzbar machen. Das sind beispielsweise Marktplätze, Lender und Verwahrer.

Sie konterkarieren einerseits die dezentrale Utopie des vertrauenslosen Werteaustauschs. Andererseits machen sie für Nichttechniker die Kryptowerte oft erst investierbar. Aber die Nutzung von CeFi beinhaltet immer ein Gegenparteirisiko. In der traditionellen Finanzwelt wird dieses Gegenparteirisiko durch Regulierung und Sicherungssysteme mitigiert. Dies ist bei CeFi-Playern wie bei FTX oft nicht der Fall.

Die FTX-Pleite und ihre Folgen

Nach der FTX-Pleite entspann sich verständlicherweise eine lebhafte Diskussion, wie Kryptoanleger auf die Pleite reagieren sollten. Der Vorschlag der „Kryptomaximalisten“ lautet, jeder sollte seine Kryptowerte selbst verwahren und für den Handel von Kryptowerten dezentrale Services nutzen – DeFi anstelle von CeFi. Damit würden Gegenparteirisiken gar nicht entstehen. Das ist zum Teil richtig, bringt aber neue Probleme mit sich – abgesehen davon, dass auch dezentrale Protokolle gehackt werden können. Dabei verlorene Kryptowerte sind ebenfalls nicht gesichert.

Um Kryptowerte selbst zu verwahren und DeFi-Angebote zu nutzen, benötigen Anleger technisches Verständnis bezüglich der Blockchain, der Speicherbarkeit von Kryptwährungen und der Funktionsweise von DeFi. Darüber hinaus müssen initial irgendwo und irgendwie Krypto-­Assets gegen Euro gekauft und später wieder zurückgewechselt werden.

Der Vorschlag der „Kryptopragmatiker“ geht eher in die Richtung regulierter CeFi-Akteure, wie es sie gerade in Europa und den USA gibt. Durch die Regulierung ist gesichert, dass grundlegende Regeln im Umgang mit Kundengeldern und Vermögenswerten eingehalten werden, dass sie zum Beispiel separat vom Firmenvermögen gehalten werden und zumindest teilweise insolvenzgesichert sind. Zur Regulierung gehört auch, dass die technische und prozessuale Infrastruktur Mindeststandards entspricht und damit ein hohes Sicherheitsniveau geboten werden kann.

Zunehmende Regulierung

Ein Unternehmen wie FTX hätte in Europa, speziell in Deutschland, schon unter der bestehenden Regulierung gar nicht agieren können. Es hätte weder Kundeneinlagen annehmen noch Kryptowerte handeln oder verwahren dürfen. Hätte FTX die dafür notwendigen Lizenzen gehalten, wäre es nicht auf diese Weise zusammengebrochen und Anleger hätten nicht ihre kompletten Geld- und Kryptowerteeinlagen verloren.

Daraus folgt, dass sich zumindest für Mainstream-Anleger vermutlich reguliertes CeFi durchsetzen wird. DeFi wird in dieser Form ein Nischenphänomen für „Krypto­-Nerds“ bleiben. Es wäre aber denkbar, CeFi-Dienstleistern eine regulierte Umgebung für den Ablauf von DeFi-Protokollen zur Verfügung zu stellen, die Anleger vor deren Risiken schützt.

Trading vs. Tokenisierung

Der größte Teil der Wertschöpfung in der Kryptowelt wird heute durch den Handel der Kryptowährungen sowie trading­nahe Geschäftsmodelle erzielt, also durch den Handel von kryptobasierenden Derivaten, durch Lending und Staking.

Unabhängig von der FTX-Pleite entsteht zurzeit eine Tokenisierungsbranche, die nicht mehr allein auf Kryptowährungen, sondern vielmehr auf die Tokenisierung von Wertpapieren, Vermögenswerten, Geschäftsbankgeld oder Sachwerten fokussiert ist. Damit wird einerseits die Brücke zwischen traditioneller und DLT-basierender Finanzwelt geschlagen, andererseits werden durch die Tokenisierung neue Finanzinstrumente entstehen oder für neue Zielgruppen handelbar werden. Dazu gehören zum Beispiel tokenisiertes Private Equity, Eigenkapital kleiner Firmen, CO₂-Zertifikate oder auch Collectibles.

Die Prognose ist, dass die Kapitalströme, die bisher in Kryptowährungen geflossen sind, zum großen Teil in diese neuen tokenisierten Finanzinstrumente fließen. Daneben werden sich einige wenige Kryptowährungen halten, deren Daseinszweck der Betrieb von Blockchains ist. Ihr Wert orientiert sich an der Wertschöpfung auf ihren Blockchains. Aussichtsreichster Kandidat hierfür ist Ether als Währung, die den Betrieb der Etherum-Blockchain sichert. Der Bitcoin kann sich wahrscheinlich als Sonderfall beziehungsweise als digitales Asset sui generis halten.

Kryptotechnologie vs. Kryptowährungen

Eng mit „Trading vs. Tokenisierung“ zusammen hängt die Weggabelung „Krypto­technologie vs. Kryptowährungen“ . Für die
Kryptowährungen gilt, was bereits aus anderer Perspektive für das Trading erläutert wurde. Hier findet aktuell die meiste Wertschöpfung statt, hierhin fließen Investments, hiervon werden Talente angezogen. Getrieben vom zwischenzeitlichen Wert- und Bedeutungsverfall der Kryptowährungen könnten die Investitionen jetzt in Blockchain-Projekte jenseits von Kryptowährungen fließen. Dazu gehören Token-Projekte, aber auch Anwendungen jenseits des Finanzmarkts – etwa NFTs, die den Hype­-Zyklus schon durchlaufen haben, sowie Vertragswesen oder Identitäten.

Ausgehend davon, dass Blockchains eine Technologie für eine Vertrauens­infrastruktur darstellen, können wir festhalten, dass wir in einem Bereich, der sich als Vertrauens­industrie beschreiben lässt, viele neue Projekte sehen werden. Zwar ist diese Aussicht noch diffus, doch ist schon jetzt zu erkennen, dass die Finanz- und Kapitalmarktinfrastruktur weitgehend Blockchain-basierend sein wird.

Optimistische Prognose

Möchte man nach der FTX-Pleite ein optimistisches Fazit ziehen und es mit einem positiven Ausblick versehen, kann man konstatieren, dass sich die Finanzindustrie dadurch in diesem Segment in eine stärker wertstiftende Richtung bewegt. Die Wildwest-artige Spekulationsinfrastruktur verschwindet und macht nachhaltigen Blockchain-Anwendungsfällen Platz.

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