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Krypto-Währungen

Dr. Jörg Bibow: Bitcoin taugt nicht als Weltwährung

Kryptowährungen wie Bitcoin erzielen riesige Kursgewinne und locken immer mehr Investoren. Doch als Ersatz für das heutige Bankengeld eignet sich der Bitcoin nicht. Seine künstliche Knappheit und inhärente Rigidität behindern den Einsatz im Finanzsystem, argumentiert Ökonomieprofessor Jörg Bibow

06.07.2021 | 08:20 Uhr von «Professor Jörg Bibow»

Da es nur maximal 21 Millionen Bitcoin geben kann, verspricht der Kurs ins Unendliche zu steigen – scheint mancher zu hoffen. Zumal nun auch die Wall Street signalisiert, sich stärker im Kryptogeschäft engagieren zu wollen. Manche Krypto­fans glauben schon, dass der Bitcoin letztlich den US-Dollar als Weltwährung verdrängt.

Um zu begreifen, dass es sich bei dieser Annahme um einen Trugschluss handelt, gilt es zunächst einmal zu beschreiben, was genau der Bitcoin zu ersetzen hätte: Die heutige Geldordnung basiert auf Bankengeld. Banken schaffen Geld, indem sie Kredite vergeben oder Vermögenswerte kaufen. Geldemission ist ein profitables Geschäft, genau weil Banken diese Aktiva als Gegenwert des Geldes erwerben und darauf Einkommen erzielen, die etwaige Zinszahlungen auf Geldeinlagen gewöhnlich übersteigen. Dies macht Geldemissionen verlockend.

Das Bankgeschäft ist aber auch riskant: Kredite können ausfallen, Vermögenswerte im Kurs fallen. So können auch Banken und das von ihnen emittierte Geld untergehen. Die Finanzgeschichte der vergangenen sechs Jahrhunderte, der Zeit, in der sich die heutige Geldordnung herausbildete, ist von vielen Krisen gekennzeichnet.

Basierend auf den Lehren der vergangenen Jahrhunderte, ist die heutige Bankengeldordnung eine arbeitsteilige Angelegenheit – eine öffentlich-private Partnerschaft. Der Staat überlässt den Banken Kreditentscheidungen und die damit verbundene Geldemission, reguliert und überwacht sie dabei allerdings viel stärker, als es für andere Unternehmen in einer freien Marktwirtschaft üblich ist. Der Zahlungsverkehr – basierend auf Bankengeld – ist ein Aspekt dieser Partnerschaft, wozu Kunden ihre Bankkonten nutzen und Banken ihre Konten bei der Zentralbank.

Retter der letzten Instanz

Zudem sorgt der Staat für eine Einlagensicherung, die Bankeinlagen für Einleger selbst im Fall einer Bankenkrise sicher macht, und er stellt mit der Zentralbank das zentrale und sehr flexible Machtmittel, das die Kredit- und Liquiditätsversorgung der Wirtschaft steuert und in Krisenzeiten als Retterin der letzten Instanz das Finanz- und Wirtschaftssystem mittels üppiger Bereitstellung bester Liquidität stabilisieren kann. In der heutigen globalen Geldordnung ist die US Federal Reserve der Backstop, der mittels Swap-Geschäften unter Zentralbanken die globale Dollarliquidität absichert.

Kredit- und Liquiditätsversorgung sind für das Funktionieren von Marktwirtschaften fundamental. Kredit bedeutet heutige Zahlungsfähigkeit für Geschäfte, deren Ausgang die Zukunft bestimmt. Geld unterliegt, anders als andere Vermögenswerte, keinen Kursschwankungen und dient dabei auch, als monetäre Verknüpfung der Marktwirtschaft, dem Zahlungsverkehr.

Die Zentralbank versucht mittels ihrer Geldpolitik, eine angemessene Wirtschaftsentwicklung bei Preisstabilität zu ermöglichen. Die Kredit- und Liquiditätsversorgung darf weder zu eng noch zu großzügig sein, flexible Restriktion ist gefordert. In der Krise dagegen ist Elastizität die kritische Eigenschaft der heutigen Geld­ordnung. Denn Finanzkrisen bedeuten ein abruptes Versiegen von Kredit und Liquidität, was die Wirtschaft abwürgt.

Quellen der Unsicherheit

In einer unsicheren Welt ist der Politik­erfolg niemals gesichert. Selbst gute Geldpolitik kann Konjunkturschwankungen nicht beseitigen, nur glätten. Die Corona-Pandemie veranschaulicht eine mögliche Quelle von Finanzkrisen. Für die Finanzregulierung und -überwachung bedeuten technischer Fortschritt und Innovationen eine weitere Quelle von Unsicherheit. Dabei kann ein wichtiges Motiv von Innovationen gerade das Umgehen der Regulierung sein.

Die Finanzkrise 2008/09 entsprach einer solchen Entwicklung. Ein Schattenbankensystem hatte sich gebildet, um mittels innovativer Produkte und Verfahren im Schatten der Regulierung zu operieren; Bankgeschäftsrisiken eingehend, die die Regulierung eigentlich begrenzen sollte. Zahlreiche ins Schlingern geratene Banken wurden dann vom Staat gerettet.

Dies ist der Hintergrund für das Auftreten von Bitcoin und anderen Finanz­innovationen sowie neuen Akteuren im Zahlungsverkehr und Geldwesen, wie sie im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung seither zu beobachten sind. Ohnehin von der Krise angeschlagen, wurden Banken wieder verschärfter Regulierung unterworfen.

Dies schuf neue Chancen für Nichtbanken-Finanzakteure – Fintechs und Big Techs –, Banken ihr traditionelles Geldmetier streitig zu machen. Für die Finanzaufsicht besteht die Herausforderung darin, keine neuen Regulierungsschatten entstehen zu lassen. Kunden der neuen Anbieter und das Finanzsystem insgesamt könnten daraus Schaden ziehen.

Kryptowährungen wie Bitcoin sind weder Ergänzung noch Ersatz für die bestehende Geldordnung. Sie sind Spekulationsobjekte, die sich allein für illegitime Zahlungen eignen; weshalb sie den Schatten der Regulierung als ihren natürlichen Lebensraum ausgemacht haben.

Bitcoin kritisch betrachtet

Bitcoin verdankt seinen Aufstieg nicht nur neuer Blockchain-Technologie, sondern auch sozialen und politischen Nachwirkungen der Finanzkrise von 2008/09, die in den USA zunächst Occupy Wall Street und die Tea Party, später dann die Trump-­Bewegung und QAnon hervorbrachten: das Aufbegehren gegen Eliten und Experten. Bitcoin verspricht Banken, die Zen­tralbank und politische Macht zu umgehen und ein neues befreites Zahlungssystem bereitzustellen, das den ungehinderten Kontakt zwischen freien Individuen ermöglicht. Als Lockruf der Freiheit ist Bitcoin eine monetäre Blüte des Libertarismus.

Allerdings ist die Anarchowährung Bitcoin reine Utopie. Die künstliche Knappheit und Rigidität schließt Bitcoin als Grundlage eines modernen Kreditsystems aus – ohne das eine Marktwirtschaft kaum funktionieren kann. John Maynard Keynes bezeichnete 1923 den Goldstandard aufgrund seiner inhärenten Rigidität als „barbarisches Relikt“. Bitcoin ist ein Rückschritt in die monetäre Steinzeit.

Sofern der Bitcoin überhaupt eine geld­theoretische Grundlage hat, so ist das eine ­naivprimitive Quantitätstheorie, die nur die Zahlungsmittelfunktion des Geldes kennt. Doch nicht einmal als Zahlungsmittel taugt der Bitcoin – ganz zu schweigen von seiner Untauglichkeit als Währungseinheit. Allein zur Wertaufbewahrung scheint er dienlich, zumindest in den Augen von Spekulanten, die auf den ewigen Kursanstieg der künstlich knappen Coins wetten wollen. Allerdings muss der Bitcoin mit weniger sinnlosen Alternativen konkurrieren. Und wie auch Tesla-Chef Elon Musk erkannt hat, macht es wenig Sinn auf eine nutzlose Pseudowährung zu setzen, die zudem auch noch ein Problem für unsere Umwelt ist.

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