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„Leider pure Illusion“

Interview

Anlagestrategie: Wie der DJE-Kapitalmarktstatege Ullrich Kaffarnik aktuell Risiken minimiert, wo er Chancen sieht.

29.03.2022 | 12:30 Uhr von «Julia Groß»

Herr Kaffarnik, viele Anleger haben im vergangenen Jahr mit dem Investieren begonnen und erleben nun ihre erste Krise. Wie sind Sie, die Profis, mit dem Kriegs-Crash umgegangen?

Ulrich Kaffarnik: Sicher, für manche ist das eine neue Situation. Für uns allerdings nicht. Es ist ja nicht nur die bedauernswerte Entwicklung in der Ukraine, sondern es waren vorher schon auf der Zinsseite Anlagerisiken erkennbar. Da stellt man sich einfach ein bisschen defensiver auf.

Wie muss man sich das vorstellen?

Da gibt es relativ simple Möglichkeiten: Man verkauft einen Teil des Portfolios und legt das Geld in die Kasse. Man sichert sich ab, indem man Derivate nutzt, sowohl auf der Rentenseite, als auch auf der Aktienseite. Auf der Rentenseite durch durationsverkürzende Maßnahmen, weil der Trend zu steigenden Zinsen da ist. Bei Aktien, indem man die Quote einfach runterfährt. Wo die Möglichkeiten da sind, nimmt man die Dollarquote ein bisschen hoch, weil der Dollar in einer Krisensituation die klassische Absicherung ist, natürlich neben Gold. Man verlässt den Markt möglichst aber nicht vollständig. Das ist eine Herausforderung für uns genauso wie für die Privatanleger: Wenn man rausgeht, wann geht man dann wieder rein? Es klingelt ja bekanntlich niemand, wenn der Markt den Boden erreicht hat, keiner weiß, wie schnell sich die Dinge entwickeln. Also stellt man sich defensiver auf und versucht, selektiv Chancen zu nutzen.

Wie haben Sie sich da abgestimmt? Oder agiert jeder Fondsmanager allein?

Nein, wir haben monatliche Strategiemeetings. Und jetzt eben auch außer der Reihe, das gab es in den letzten zehn Jahren immer wieder mal in bestimmten Situationen.

Und da haben Sie die neuesten Entwicklungen besprochen.

Genau. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für kriegerische Auseinandersetzungen, wer könnte hineingezogen werden, und was sind die Konsequenzen für einzelne Assets? In diesem Fall liegt es ja mit der Verknappung von Öl auf der Hand. In der Phase haben wir es dann für sinnvoll befunden, den Sektor Öl zu haben. Und Gold, nicht nur physisch, sondern auch Goldminenaktien. Andere, gerade zyklische Bereiche, die stärker negativ beeinflusst werden, nimmt man dann ein Stück weit raus. Inflationsprofiteure und klassische Defensivbereiche wie Pharma bekommen ein höheres Gewicht.

Wie reagieren Ihre Kunden?

Es gibt einen höheren Gesprächsbedarf. Nach dieser steilen Hausse sind die Menschen an eine solche Situation natürlich kaum noch gewöhnt. Es gab aber keinerlei Mittelabflüsse bis jetzt. Wobei man nicht vergessen darf: Der DAX ist stärker betroffen als der S&P 500, bei dem so gut wie nichts passiert ist.

Gab es in Ihren Publikumsfonds Engagements in russischen Aktien?

Wir hatten kleine Positionen in russischen Anleihen. Auch eine Mini-Position in russischen Aktien im Rahmen der Gesamtstrategie.

Hat es das so schon mal gegeben, dass man plötzlich bestimmte Wertpapiere nicht mehr handeln kann?

Aus Liquiditätsgründen gab es immer mal einzelne Papiere, die nicht gehandelt werden konnten. Das Besondere ist jetzt natürlich, dass die Moskauer Börse komplett zu ist. Und man muss auch genau aufpassen, welche Wertpapiere unter die Sanktionen fallen.

Was sehen Sie jetzt als bestimmende Faktoren für Investoren?

Ein Faktor ist relativ stabil geblieben, das ist die Zinswende in den USA und – mit etwas weniger Bedeutung – auch in Europa. Es lässt sich darüber streiten, ob die Fed ein bisschen langsamer agiert, weil die Konjunkturrisiken zugenommen haben, oder ob die EZB erst später handelt. Aber das kann Ihnen kein Mensch sagen, weil keiner weiß, wie dieser Krieg weiter verläuft. Als Asset Manager sollte man jetzt – ganz pauschal gesprochen – Chancen und Risiken abwägen und dann immer versuchen, selektiv Chancen zu nutzen. Aber auf der anderen Seite gilt es auch wieder, Risiken herauszunehmen. In dem Moment, in dem wir sprechen, haben Ölaktien vielleicht das größte Risiko, weil es gerade danach aussieht, dass Russland seine Lieferverpflichtungen einhält. Ähnlich schaut es mit der Unsicherheit und dem Sentiment aktuell bei Gold aus. Wobei das in zwei Tagen natürlich wieder anders sein kann. Also insgesamt braucht es sehr viel Flexibilität, taktische Flexibilität. Interessanterweise hatten wir diese Einschätzung schon Ende des vergangenen, Anfang des laufenden Jahres. Und diese Einschätzung hat sich noch mal verstärkt: Hohe Volatilität, die eine hohe Flexibilität erforderlich macht.

Haben Sie Ihre Renditeerwartungen gesenkt?

Die waren sowieso nicht so hoch. Nach dem unglaublichen Jahr 2021 haben wir schon gesehen, dass hier erst einmal „Schmalhans der Küchenmeister“ ist und dass sich die Risiken jetzt vergrößert haben. Mit kurzfristigen Renditeerwartungen zu argumentieren, ist meines Erachtens überhaupt der größte Fehler, den man machen kann. Die kurzfristigen Prognosen sind risikoreicher als langfristige Prognosen. Wir plädieren deshalb auch dafür, sich nicht zu stark von der aktuellen Situation beeinflussen zu lassen. Die mittelfristigen Prognosen haben sich nicht geändert, und da waren wir schon im letzten Jahr sehr vorsichtig im mittleren einstelligen Bereich. Es ist ja auch nie gleich verteilt. Da hat man mal ein Jahr mit minus zehn Prozent und im nächsten dann mit plus 20 Prozent. Dieser Wunschtraum der Anleger, jedes Jahr immer vier oder fünf Prozent zu erzielen, ist leider pure Illusion.

Vor dem Krieg war der Favoritenwechsel von Value zu Growth das dominierende Thema im Fondsbereich. Bleibt es dabei?

Nein, da war ich im Januar schon vorsichtig. So hoch wie vor vier Wochen war der Value-Bereich seit sehr langer Zeit nicht gewichtet. Ich glaube eher daran, dass sich die Rotation von Growth zu Value und wieder zurück das ganze Jahr fortsetzen wird.

Sie haben davon gesprochen, selektiv Chancen wahrzunehmen. Wo finden Sie die?

In allen Branchen gibt es Qualitätswerte, die kurzfristig stark unter Druck kommen, wo wir dann sehr selektiv kaufen.

Gibt es Märkte, die Sie bevorzugen?

Europa ist seit gefühlt ewigen Zeiten attraktiver als die USA, aber trotzdem laufen die USA grundsätzlich besser. Ähnliches gilt für Europa und die USA im Vergleich zu Schwellenländern. Es gibt immer mal kurzfristige Phasen, in denen das anders ist. In den ersten Wochen des Jahres etwa war Europa mit den Zyklikern besser vertreten. Und das ist dann sehr schnell wieder passé. Für längere Zeiträume glaube ich, dass die USA besser laufen werden.

Wie sieht es bei Rohstoffen aus, über Öl und Gold hinaus?

Da sehen wir natürlich viel Knappheit, gerade bei Rohstoffen wie Palladium oder Nickel, wo Russland eine große Rolle spielt. Da sehen wir Bereiche, die wirklich sehr aufgeheizt und spekulativ sind. Generell sind diejenigen Metalle interessant, die vom Umbau in Richtung grüne, erneuerbare Energien profitieren. Kupfer zum Beispiel. Aber auch das ist eine langfristige Geschichte.

DJE hat in den vergangenen Jahren stark an der ESG-Integration gearbeitet. Wie sehen Sie in dem Zusammenhang die Renaissance der Ölbranche?

Das war im letzten Jahr durchaus schwierig. Viele Renewables-Titel haben stark verloren. Die Energiewende war ein Riesenthema in den Medien, an den Märkten verlief die Entwicklung deutlich schwieriger. Zugleich können wir bestimmte Ölunternehmen, die beim ESG-Scoring durchfallen, nicht kaufen. Das trifft aber nicht auf alle zu.

Und wie beurteilen Sie diese Rufe von Waffenherstellern, die jetzt auch gern als nachhaltig eingestuft werden sollten?

Das zeigt, dass alles in dieser Situation möglich ist – und dass alle Grundsätze hintangestellt werden können. Sollte wirklich versucht werden, Waffenhersteller in der EU-Taxonomie als nachhaltig einzustufen, dann wäre das schon ein Stück aus dem Tollhaus.

Der Fonds

DJE - Multi Asset (ISIN: LU0165251629)

Ziel des von Ullrich Kaffarnik verwalteten Multi-Asset-Portfolios ist eine positive und möglichst schwankungsarme Entwicklung in jeder Phase. Aktuell liegt der Anteil an Anleihen bein 44, der von Aktien bei 37 Prozent.

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