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„Infrastruktursektor durchlebt eine industrielle Revolution“

Martin Lennon
Infrastruktur

Martin Lennon und Ed Clarke gründeten 2001 Infracapital, heute der Infrastruktur-Equity-Arm von M&G. Im Interview mit TiAM FundResearch spricht Martin Lennon über die Transformation der Energie-und Stromversorgung, innovative Unternehmen und den Inflationsschutz durch Infrastrukturtitel.

13.07.2023 | 07:15 Uhr von «Peter Gewalt»

TiAM FundResearch: Sie sind schon seit über 20 Jahren im Infrastrukturgeschäft tätig. Welche Entwicklungen sind für Sie denn besonders auffällig?

Martin Lennon: Der Infrastruktursektor durchlebt gerade eine Art industrielle Evolution oder sogar industrielle Revolution. Als wir Infracapital starteten, haben wir in sichere Vermögenswerte wie Wasserversorgungsunternehmen und Stromnetze investiert. Die Branche hat sich komplett weiterentwickelt und wir haben in den letzten Jahren eine Verschriebung hin zu nachhaltigen und widerstandsfähigen Strom- und Energiequellen gesehen. Das hat die Sektoren innerhalb der Anlageklasse erweitert. . Die Dekarbonisierung und die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist schon seit einiger Zeit ein Trend, den der Krieg in der Ukraine nur noch beschleunigt hat. Die Infrastruktur muss daher auf eine völlig neue Art und Weise bereitgestellt werden. Soll heißen: Die nachhaltige und dezentrale Versorgung wird immer wichtiger. Der technologische Wandel bringt hier eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten mit sich, etwa durch die Digitalisierung und E-Mobilität.

Wie schnell lässt sich die Infrastruktur denn in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Dezentralität ändern?

Viele Leute denken, dass der gesamte Übergang zu Netto-Null Emissionen ein einfacher und relativ schneller Prozess sein wird. Ich denke aber, dass wir immer noch so stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, dass dieser Übergang lange dauern und große Anstrengungen erfordern wird, insbesondere in Bereichen, die schwieriger zu dekarbonisieren sind. Es erfordert kontinuierliche politische und gesellschaftliche Unterstützung, um diesen Wandel zu ermöglichen. Immerhin: Es tut sich ja einiges, wie das EU-Netto-Null-Ziel der Europäischen Union bis 2050 zeigt. Insbesondere die Dekarbonisierung des Verkehrs steht dabei ganz weit oben auf der Agenda.

Wo sehen Sie die größten Impulse staatlicherseits in Europa?

Es gibt zwei bedeutende Pläne, die derzeit die Art der Investitionen, die wir tätigen, unterstützen. Das ist der Green Deal Industrial Plan zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Europas Netto-Null-Industrie und die schnellere Genehmigung grüner Projekte zum Ziel hat. Und zweitens REPower EU, der klare Vorgaben wie die Verdoppelung der Solarkapazität bis 2025, die doppelte Einsatzrate von Wärmepumpen und beschleunigte Einführung von Wasserstoff vorsieht.

Welche Rolle spielen Sie bei der Transformation als Investor?

Laut Goldman Sachs sind bis 2050 Investitionen in Höhe von rund zehn Billionen Euro allein für die Transformation der europäischen Energie- und Strominfrastruktursektor erforderlich. Das wird nicht alles von staatlicher Seite kommen können. Und wir sehen zunehmend Chancen für den Privatsektor, diese Kluft zu überbrücken. Unsere Investitionen können daher ein wichtiger Teil dieser notwendigen Veränderungen sein.

Wo investiert Infracapital?

Wir fokussieren uns ganz auf den europäischen Mittelstand. Dabei haben wir bisher in über 60 verschiedene Unternehmen in 15 verschiedenen Ländern und in 20 verschiedenen Teilsektoren investiert. In unseren verschiedenen Portfolios verfolgen wir zwei Strategien, Greenfield und Brownfield. Das heißt wir investieren sowohl in die Schaffung neuer Infrastrukturanlagen und Unternehmen als auch in bestehende Unternehmen und Anlagen.

Wie investiert Infracapital?

Infracapital übernimmt in der Regel Mehrheitsbeteiligungen an den Unternehmen, die es uns ermöglichen, aktive und einflussreiche Investoren zu sein und positive Veränderungen, zum Beispiel im Zusammenhang mit ESG, umzusetzen. Wir glauben, dass dies letztendlich den Wert des Unternehmens steigert.

Welchen Vorteil haben Anleger durch Infrastrukturinvestments?

Wir investieren in Projekte, die sich unserer Meinung nach langfristig als unerlässlich und robust erweisen.. Und oft sind diese Projekte so reguliert, dass sie einen Service anbieten, den kein anderer anbieten kann oder darf. Soll heißen: Die Markteintrittsbarrieren sind sehr hoch. Das verleiht dem Infrastrukturgeschäft eine stark defensive Ausrichtung.

Welche Unternehmen haben Sie im Fokus?

Investiert sind wir etwa in einem Unternehmen aus den Beneluxländern namens Inland Terminals Group. Es betreibt ein Netzwerk an Terminals in den Fabriken und Vertriebszentren großer europäischer Unternehmen, die ihre Waren und Rohstoffe über die Häfen Antwerpen und Rotterdam erhalten und verteilen. Inland Terminals Group transportiert die Waren nicht per LKW, sondern per Schiff zu den Vertriebszentren oder zu Fabriken. Das ermöglicht den Firmen, ihre CO2-Emissionen beim Transport deutlich zu reduzieren. Ein weiteres spannendes Beispiel ist Zenobe aus Großbritannien, das sowohl auf dem Markt für elektrische Batteriespeicher als auch auf dem Markt für Elektrobusse tätig ist. Diese Sparte ist sehr wichtig, da die Erzeugung erneuerbarer Energien nur unregelmäßig und mit Unterbrechungen erfolgt und daher die Speicherung der überschüssigen Energie entscheidende Bedeutung hat. In unserem Portfolio befindet sich auch LastMile, das an sich ein klassisches Versorgungsunternehmen ist. Der Konzern ist mit einem Unternehmen namens Rendesco eine Partnerschaft eingegangen, um britischen Haushalten eine Heizalternative in Form von Erdwärmepumpen anzubieten. Ein viertes Beispiel ist Energy Nest, das eine thermische Batterie auf den Markt gebracht hat. Damit kann die Abwärme energieintensiver Industrien gespeichert oder wieder Strom erzeugt werden.

Bieten diese Infrastrukturinvestments Anlegern auch einen effektiven Schutz vor der Inflation?

Ja, die Anlageklasse bietet mehrere verschiedene Formen von Inflationsschutz. So verfügen regulierte Branchen wie die Versorger oft über ein Preismodell, das regelmäßig von einer Regulierungsbehörde überprüft wird. Das sorgt normalerweise dafür, dass ein beträchtliches Maß an Inflation durchgereicht werden kann. Auch Infrastrukturunternehmen, die über langfristige Verträge agieren, haben sehr häufig darin Schutzmechanismen festgeschrieben, die vor Inflation schützen. Die Infrastrukturunternehmen wiederum, die diese beiden Eigenschaften nicht haben, dafür aber eine starke Marktposition haben, können die Inflation an ihre Kunden sehr gut weiterreichen. Obwohl Infrastrukturinvestments die Inflation nicht perfekt absichern können, bieten sie im Vergleich zu anderen Assetklassen doch den besten Inflationsschutz.


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