Im exklusiven Interview mit TiAM FundResearch spricht Kai Brüning von der Apo Asset Management GmbH über die Auswirkungen der Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum US-Gesundheitsminister auf die Branche. Dabei geht er auch auf die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der medizinischen Forschung, die Dominanz der US-Firmen und die langfristigen Wachstumschancen im Gesundheitssektor ein.
13.03.2025 | 10:30 Uhr von «Jörn Kränicke»
TiAM FundResearch: Herr Brüning, der neue US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ist umstritten. Hat seine Ernennung Auswirkungen auf die US-Gesundheitsbranche?
Kai Brüning: Natürlich wird die Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. Auswirkungen haben. Der Gesundheitsminister spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht allein ausschlaggebend für die Branche. Entscheidende Positionen wie die Leitung der FDA oder der Gesundheitsbehörde CMS sind ebenfalls relevant und werden kompetent besetzt. Zudem hat Robert F. Kennedy Jr. nicht Unrecht, wenn er die schlechte Ernährung vieler Amerikaner und die daraus resultierende Übergewichtsproblematik anspricht. Er plant, dieses Problem an der Wurzel zu bekämpfen, was keine negativen Folgen für den Gesundheitssektor hat. Sorgen müssten sich eher Fast-Food-Ketten und Softdrink-Hersteller machen. Zudem bleibt abzuwarten, wie der Gesundheitsminister die Effizienzprogramme von Elon Musks Department of Government Efficenty (DOGE) umsetzen wird.
Werden US-Firmen also auch weiterhin den globalen Markt dominieren?
Ja, der US-Markt wird auch künftig der wichtigste weltweit bleiben. Dort werden die höchsten Umsätze erzielt, nicht nur durch das Gesundheitssystem, sondern auch durch direkte Zahlungen der Verbraucher.
Liegt das an hohen Medikamentenpreisen oder an einer stärkeren Nachfrage?
Beides spielt eine Rolle. Auch im Gesundheitsmarkt gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. In den USA lassen sich höhere Preise leichter durchsetzen, und in den vergangenen 20 Jahren sind viele neue Arbeitsplätze in der Forschung entstanden. Alle großen europäischen Unternehmen haben ihre Forschungsabteilungen in die USA verlagert. Das schafft Arbeitsplätze, wodurch Unternehmen wiederum höhere Preise rechtfertigen können. Zudem fließen die Gewinne oft in neue Investitionen zurück.
Welche Rolle spielt Europa?
Europa hinkt in Forschung und Entwicklung bereits seit Langem hinterher. Mehr Dynamik gibt es dagegen in China. Dort wird nicht nur kopiert, sondern verstärkt geforscht und massiv investiert. Der chinesische Markt bietet große Wachstumschancen, insbesondere für einheimische Anbieter. Allerdings wurde der Sektor in den letzten drei Jahren durch Bestechungsskandale erschüttert. Dadurch war das Segment dort gelähmt.
Das trifft ja auch auf die Performance vieler Gesundheitstitel und der entsprechenden Fonds zu. Wird sich das nun ändern?
Viele Anleger betrachten den Markt kurzfristig. In den vergangenen Jahren standen andere Themen wie Künstliche Intelligenz im Fokus, während nur wenige große Unternehmen extrem profitiert haben. Unsere Fonds investieren vor allem in Small- und Mid Caps, die branchenübergreifend weniger gefragt waren. Daher blieb die Performance eher verhalten. Trotzdem bietet der Gesundheitssektor langfristig stabile Wachstumschancen. Im Durchschnitt gehen wir bis 2028 von einem Gewinnwachstum von 12 Prozent bei den Unternehmen im Gesundheitsbereich aus.
Welche Rolle spielt KI in der Gesundheitsbranche?
Eine sehr bedeutende. Besonders in der Radiologie und der diagnostischen Bildgebung kann KI-Bilder vergleichen und Auffälligkeiten identifizieren, wodurch Ärzte gezielt Untersuchungen vornehmen können. Dies erleichtert die Arbeit und verbessert Diagnosen. Auch in der Medikamentenentwicklung und der personalisierten Therapie spielt KI eine zentrale Rolle, da große Datenmengen wesentlich schneller analysiert werden können. Dies verkürzt die Entwicklungszeiten und senkt die Kosten. Derzeit dauert es im Schnitt zwölf Jahre und kostet zwei bis drei Milliarden US-Dollar, bis ein neues Medikament auf den Markt kommt. KI steigert die Effizienz und schafft neue Geschäftsfelder. Medizintechnikunternehmen, Klinikketten und Software-Dienstleister profitieren davon. Laut einer Studie der Bank of America planen etwa 70 Prozent der US-Krankenhausunternehmen, ihre Investitionen im kommenden Jahr deutlich zu erhöhen. Historisch gesehen ging das mit einer positiven Entwicklung von Medizintechnik-Aktien einher, die wir auch für 2025 erwarten.
Welche weiteren Faktoren sprechen aktuell für Gesundheitsaktien?
Einer der wichtigsten Treiber sind Fusionen und Übernahmen (M&A). Laut Goldman Sachs wird die Anzahl der M&A-Transaktionen 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent steigen. Große Pharmaunternehmen stehen weiterhin unter Druck, bevorstehende Patentabläufe und den Preisdruck durch Rabatte auszugleichen. Die attraktiven Bewertungen kleinerer Biotech-Unternehmen sowie die hohen Liquiditätsreserven vieler Konzerne begünstigen diese Entwicklung. 2025 gab es bereits 49 Übernahmen mit einem Volumen von je über 100 Millionen US-Dollar in der Branche. Zudem dürfte die Zahl der Börsengänge in diesem Sektor wieder steigen. Das wirtschaftliche Umfeld und mögliche Zinssenkungen könnten insbesondere Small- und Mid Caps zugutekommen. Diese Unternehmen erzielten bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump bessere Ergebnisse als große Konzerne.
Also erwarten Sie auch für apo-Gesundheitsfonds wieder eine bessere Entwicklung in den kommenden Jahren?
Der apo Medical Opportunities wird im Sommer 20 Jahre alt und hat seit Auflage pro Jahr rund acht Prozent (Quelle: Bloomberg, Stand: 05.03.2025) Performance erzielt. Angesichts der schon angesprochenen Wachstumsaussichten ist das eine Wertentwicklung, die wir in ähnlicher Größenordnung auch in der Zukunft erwarten.
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