• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Interview

„Der Ölpreis hat erst moderat reagiert"

Mit dem Angriff auf Raffinerien Saudi Arabiens sind die politischen Spannungen in der Region deutlich gestiegen. Die Rohstoffnotierungen reflektierten die damit einhergehenden Risiken bislang nur unzureichend, meint Nitesh Shah, Research-Direktor beim Exchange-Traded-Funds-Anbieter WisdomTree.

26.09.2019 | 10:45 Uhr von «Jörg Billina»

Fondsxpress: Herr Shah, verknappt sich in Folge der Angriffe auf Raffinerien in Saudi-Arabien das weltweite Öl-Angebot oder schließen andere Länder die Lücke?

Nitesh Shah: 5,7 Millionen Barrel der täglich rund elf Millionen Barrel möglichen Rohölförderung des Konzerns Aramco fielen unmittelbar nach den Angriffen aus. Dem globalen Ölmarkt fehlten damit etwa fünf Prozent der täglichen Produktionsmenge. Das ist viel. In einer Pressekonferenz behauptete jedoch der saudische Energieminister, dass mittlerweile die Hälfte des Produktionsausfalls wieder behoben wurde und Ende des Monates die Produktion wieder voll aufgenommen werden könne. Zudem verfügen viele andere Länder - insbesondere die USA, aber auch China - über strategische Reserven, die in den Markt fließen können. US-Präsident Donald Trump hat die Freigabe der nationaler Ölreserven bereits bewillig. Globale Versorgungsprobleme sind bislang nicht zu befürchten.

Der Ölpreis zog dennoch an. Rechnen Sie mit weiteren Steigerungen?

Ja, über den Schaden dieses einen Angriffs hinaus haben ja auch die politischen Spannungen in der Region zugenommen. Der bisherige Preisanstieg erscheint mit daher doch sehr moderat. Der Markt wartet derzeit ab, wie sich die Lage entwickeln wird. Saudi Arabien jedenfalls ist in einer schwierigen Lage.

Der Angriff traf ins Herz der Ölproduktion des Landes?

Ja, Riad kann es sich daher eigentlich nicht leisten nicht zu regieren. Saudi Arabien führt seit dem Jahr 2015 Krieg gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen. Diese hatten sich zu dem Anschlag bekannt. Nun wächst die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Iran und Saudi Arabien. Dies könnte dazu führen, dass die Öllieferungen aus der Region empfindlich zurückgehen.         

Rund 30 Prozent des weltweiten Bedarfs werden durch die Straße von Hormus transportiert?                                                                

Richtig. Wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach Angriffe auf Öltanker erlebt, der Markt hat diese aber nicht wirklich ernst genommen. Sollte jedoch die wichtige Passage nicht mehr oder nur unter aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen genutzt werden können, dann kommt es zu erheblichen Lieferverzögerungen beziehungsweise Preissteigerungen.

Werden sich die USA auf der Seite Riads gegen den Iran engagieren?                

US-Präsident Donald Trump hat eigentlich kein Interesse an einer militärischen  Auseinandersetzung. Das hat er seinen Wählern versprochen. Vor einigen Wochen hat er bereits einen angekündigten Vergeltungsschlag gegen den Iran kurz vor Ausführung gestoppt. Sollten jedoch die Huthi-Rebellen wie angekündigt weitere Angriffe gegen saudische Ölanlagen unternehmen, dann kann auch Trump dies nicht länger ignorieren.

Wie sehr belastet ein steigender Ölpreis das globale Wachstum?

Dank eines sparsameren Umgangs mit Ressourcen hängt die Weltkonjunktur heute weniger stark vom Ölpreis wie noch vor 30 Jahren. Gleichwohl ist Öl weiterhin ein wichtiger Faktor. Zudem kommt der Preisanstieg zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die globalen Konjunkturaussichten haben sich zuletzt vor allem  wegen des Handelskriegs doch deutlich eingetrübt.

Ein steigender Ölpreis treibt die Inflation?

Ja. Steigende Preise und eine gleichzeitig nachlassende Wachstumsdynamik waren jedoch noch nie eine gute Kombination.

Die Notenbanken werden dennoch die Zinsen senken, um die Konjunktur zu stützen?

Ja, die Notenbanken werden weiterhin eine lockere Geldpolitik betreiben. Sie erhöhen in der Regel die Zinsen, wenn die Inflationsraten in Folge von starker Nachfrage und Wachstum anziehen. Weit weniger reagieren sie auf Teuerungsraten, die in Folge von Angebotsengpässen entstanden sind.

Der saudische Ölkonzern Aramco wollte ursprünglich im kommenden Jahr an die Börsen gehen. Bleibt es dabei?

Ich denke, dass der angepeilte Termin nicht zu halten ist. Das Unternehmen muss unter anderem den Investoren glaubhaft versichern, dass es seine Anlagen gegen mögliche Attacken schützen kann. Derzeit gibt es daran aber erhebliche Zweifel.

Profitieren Ölaktien vom Preisanstieg? 

Grundsätzlich ja. Doch wenn in Frage gestellt wird, ob die Unternehmen ungehindert produzieren und das Öl an die Kunden bringen können, drohen Kursverluste. Investoren müssen daher vor einem möglichen Einstieg die Unternehmen sorgfältig analysieren.

Profitieren auch die Aktien von Anbietern alternativer Energien?  

Kurzfristig denke ich nicht. Doch sollte der Ölexport aus dem Persischen Golf dauerhaft zurückgehen, werden die bisherigen Nachfragestaaten vermehrt alternative Energiequellen in ihren Ländern nutzen wollen.

Welche Branchen leiden besonders unter steigendem Ölpreis?

Dazu zählen sicherlich die Fluggesellschaften. Aber auch für die Automobilindustrie kommt ein höherer Ölpreis zu einem ungünstigen Moment. Die Branche ist schon jetzt angeschlagen.  

Zur Person

Nitesh Shah ist Research-Direktor beim Exchange-Traded-Funds-Anbieter WisdomTree.
Nitesh Shah ist Research-Direktor beim Exchange-Traded-Funds-Anbieter WisdomTree.
Nitesh Shah ist Research-Direktor beim Exchange-Traded-Funds-Anbieter WisdomTree.

Nitesh Shah ist Research-Direktor beim Exchange-Traded-Funds-Anbieter WisdomTree. Zuvor war er bei ETF Securities als Commodities Strategist tätig, bevor das Unternehmen im April 2018 von WisdomTree übernommen wurde.

Diesen Beitrag teilen: