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Interview

Das Coronavirus-Tagebuch: Thomas Buckard, Vermögensverwalter

FundResearch dokumentiert den derzeit nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Thomas Buckard, Vorstand der MPF AG und Mitglied des Vorstandes des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV).

02.04.2020 | 09:03 Uhr von «Matthias von Arnim»

Herr Buckard, wie sieht Ihr Tag aus?

Thomas Buckard: Die Ausgangsbeschränkungen gelten erst seit einigen Tagen, aber es hat sich relativ schnell gut eingespielt, dass wir unser 20-köpfiges Team aufgeteilt haben. Die eine Hälfte arbeitet im Homeoffice, die andere im Büro. Wir tauschen die Teams dabei nicht aus. So bleiben die Abläufe und Prozesse stabil, und wir bringen keine Unruhe hinein. Jeder kann sich an seinem Platz an die neue Situation gewöhnen. Wir haben das vergleichsweise schnell organisiert und auch die entsprechende IT-Infrastruktur mit sicheren Zugriffsmöglichkeiten von außen geschaffen. Darüber bin ich sehr froh. Denn eine Ausgangssperre, die uns daran hindert, unsere Geschäftsräume aufzusuchen, hätte uns noch vor ein paar Wochen auf dem falschen Fuß erwischt. Aber zum Glück läuft es jetzt rund.

Thomas Buckard, MPF AG

Was hat sich in den vergangenen Wochen für Sie verändert?

Thomas Buckard: Wir führen sehr viele Gespräche mit Geschäftspartnern, Banken, Depotbanken und Kunden. Die Arbeit ist eher mehr als weniger geworden. Ansonsten gilt: Eigentlich hat sich alles verändert. Das, was da gerade passiert, haben wir alle noch nicht erlebt. Diese Gleichzeitigkeit von unfassbarer körperlicher Bedrohung, der Kollaps der Wirtschaft rund um den Globus und dieser Börsencrash, der so schnell kam, dass man nicht mehr reagieren konnte – das zerrt schon am Nervenkostüm. Das ist nicht einfach eine Finanzkrise, sondern eine Krise, die unser Leben berührt.

Woran machen Sie das fest?

Thomas Buckard: Unter anderem an der unmittelbaren Auswirkung vor Ort. Wenn ich in Wuppertal durch die Straßen gehe, halten die wenigen Menschen, denen ich begegne, viel Abstand. Viele von ihnen tragen Atemschutzmasken. Vielleicht wird so ein Anblick in einigen Wochen völlig normal sein. Mich irritiert das. Ich habe plötzlich das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben. Dazu kommen die Nachrichten und Sondersendungen, die man abends im Fernsehen sieht. Die Infektions- und Sterbestatistiken, die Talkrunden, in denen Experten mit düsterem Blick erklären, was gerade alles falsch läuft und wieviel schlimmer es demnächst noch kommen wird – das ist ein Informations-Overflow, den ich mittlerweile für mich selbst beschränkt habe. Mehr als die Tagesschau und eine Sondersendung am Abend tue ich mir nicht mehr an.

Haben Sie Angst, dass Sie das auf Dauer emotional zu sehr mitnimmt?

Thomas Buckard: Ich empfinde mich als einen sehr emphatischen Menschen. Ich fühle auch mit meinen Kunden und mache mir – nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern grundsätzlich – viele Gedanken darüber, wie es ihnen geht, nicht nur finanziell. Menschliche Schicksale lassen mich nicht kalt. Gleichzeitig müssen ich und meine Kollegen sehr rationale Entscheidungen treffen. Besonders in solchen Situationen wie jetzt verlassen sich unsere Kunden darauf, dass wir als Vermögensverwalter sehr verantwortungsbewusst handeln. Da ist es schon hilfreich, wenn man eine stabile emotionale Konstitution hat und sie sich auch bewahrt.

Wuppertal, Blick aus dem Fenster: Leere Straßen und eine Schwebebahn, die in diesen Tagen kaum jemand nutzt.

Auf Ihrem Schreibtisch steht eine Zeichnung mit einer persönlichen Widmung von Udo Lindenberg und dem Spruch „No Panic“. Ist das ein Zufall?

Thomas Buckard: Ja und nein. Ich bin Udo Lindeberg in Hamburg begegnet und habe ein wenig mit ihm geplaudert. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihn um ein Autogramm zu bitten. Dass er noch „No Panic“ draufgeschrieben hat, war ermunternd und nicht prophetisch gemeint. Aber es passt natürlich zu meinem Beruf. 

Müssen sie sich arg zusammenreißen, um in der aktuellen Phase die Nerven zu bewahren? 

Thomas Buckard: Als Profis wissen wir, dass es an den Börsen immer wieder zu starken Kurskorrekturen kommt. Emotional kann einen das überraschen. Strategisch sollte es aber nicht passieren. Unser Job ist es ja, auf solche Situationen, wie wir sie jetzt gerade erleben, vorbereitet zu sein. Wir setzen die dafür notwendigen Absicherungsinstrumente nicht erst ein, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, sondern als Teil der Vermögensstrategie. Wenn Sie erst inmitten fallender Kurse Aktien oder DAX-Futures verkaufen wollen, ist es zu spät. Das müssen Sie machen, bevor der Markt kollabiert. Deshalb kann es durchaus passieren, dass unsere Performance in Bullenmärkten auch mal nicht ganz so stark ist wie der Durchschnitt. Aber unsere Kunden haben bereits mehrmals in den vergangenen Jahren erlebt, dass es bei unserer Anlagephilosophie auch in Krisenzeiten durch den Einsatz abgesicherter Strukturen Potenzial für Kurserholungen gibt, das wir bei einer Normalisierung der Situation schnell heben können. Dann erfahren sie den Wert einer guten Vermögensverwaltung.

Was ist Ihre Strategie, um solchen Krisen zu begegnen?

Thomas Buckard: Es geht nicht nur um die Krisen. Wir haben eine Grundphilosophie, der wir durch alle Marktphasen treu bleiben und die sich dann eben auch in Börsenkrisen bewährt. Unser Anlageprozess beruht letztlich auf einer guten Diversifikation…

Predigen das nicht alle Anlageprofis?

Thomas Buckard: Schon. Aber ich meine hier speziell eine Diversifikation der Meinungen. Wir haben sehr unterschiedliche Charaktere in unserer Firma. Wir haben eine gute Verteilung an Optimisten, Pessimisten, Abwägenden, vorsichtigen und forschen Naturen. Jeder hat seine besondere Stärke in einem bestimmten Bereich. Wir diskutieren viel miteinander. Das unterscheidet uns vielleicht auch von manch anderem Marktteilnehmer, bei dem vor allem eine starke Stimme den Ton angibt. Wir sind eher ein Chor. Um in diesem Bild zu bleiben: Es mag auch mal Diskussionen geben, die zunächst kakophonisch klingen. Am Ende finden wir aber in der Regel eine vielstimmige, harmonische Lösung, die nicht nur in unseren Ohren gut klingt, sondern in die vor allem unsere Kunden aus voller Überzeugung mit einstimmen wollen. Das ist natürlich das Wichtigste. Der Kunde hat schließlich das letzte Wort.

Hat nicht doch Manchem die Stimme versagt in den vergangenen Wochen?

Thomas Buckard: Natürlich gab es auch einige wenige Kunden, die für sich die Reißleine gezogen haben, weil sie den Ereignissen nicht tatenlos zusehen wollten. Dafür habe ich grundsätzliches Verständnis. Es ist in Ordnung, wenn man für sich erkennt, dass man seine eigene Risikotragfähigkeit vielleicht nicht weiter austesten will. Aber die überwiegende Mehrheit hat uns uneingeschränktes Vertrauen geschenkt. Manche haben uns Mut zugesprochen und uns getröstet – dabei ging es ja um ihr Geld und nicht um unseres. Das hat mich sehr berührt.

Ist es denn eine gute Idee, dem aktuellen Börsentreiben stoisch zuzusehen?

Thomas Buckard: Wir sind keine Stoiker. Ganz im Gegenteil: Wir haben die Märkte gut im Blick und agieren, wo es Sinn macht. Manchmal ist es aber auch Zeit, innezuhalten und die nächste Chance einfach mal abzuwarten. So schnell, wie der Crash kam, konnte kaum jemand reagieren. Und es macht auch keinen Sinn: Wenn Sie den Impuls spüren, in einen Kurssturz hinein verkaufen zu wollen, sollten Sie sich kurz zurücknehmen und ernsthaft fragen, was Ihre Strategie danach ist. Den Tiefpunkt abwarten und dann neu einsteigen? Das gelingt kaum jemandem. Oder wollen Sie warten, bis die Kurse wieder steigen? Wie lange wollen Sie warten? Eventuell, bis Sie wieder mehr für die Aktien bezahlen, als Sie beim Verkauf in der Panik erhalten haben? Das ist auch keine gute Idee. Deshalb gilt: Ruhe zu bewahren ist an der Börse grundsätzlich ein guter Grundsatz.

Würden Sie nach den Erfahrungen zuletzt auch manch eigene Überzeugung infrage stellen?

Thomas Buckard: Ich stelle natürlich immer wieder Entscheidungen infrage und hadere manchmal auch mit mir. Das ist wohl normal. Aber ich bin grundsätzlich ein in meinen Überzeugungen sehr gefestigter Mensch. Ich liebe meine Familie, pflege Freundschaften und bin sehr glücklich darüber, dass wir in der Firma einen wirklich guten Zusammenhalt haben. Das erleben wir gerade sehr intensiv. Das gibt uns Kraft. Insofern habe ich keinen Anlass, mein Leben oder meine Arbeit infrage zu stellen. Das hält mich jedoch nicht davon ab, insgesamt über den Lauf der Dinge nachzudenken. Und da komme ich zu dem Schluss, dass die Welt nach Corona vermutlich nicht mehr dieselbe sein wird wie vorher. Ich habe keine Glaskugel und gebe keine Prognosen ab, in welche Richtung die Veränderungen gehen werden. Aber dieser lange Moment, in dem sich die ganze Menschheit gerade wie in Zeitlupe bewegt und dabei verwundert in den Spiegel blickt, wird nicht ohne Folgen bleiben. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf die Wirtschaft.

Herr Buckard, vielen Dank für dieses Gespräch.

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