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Interview

Das Coronavirus-Tagebuch: Claus Walter, Vermögensverwalter

FundResearch dokumentiert den derzeit nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Claus Walter. Der Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH stellt fest, wie schwer es für ihn und seine Kollegen ist, sich im Büro gegenseitig auszuweichen.

31.03.2020 | 09:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Herr Walter, wie sieht Ihr Tag aus?

Claus Walter: Ich bin mit der Hälfte meiner Kollegen im Büro. Wir haben uns in zwei Teams aufgeteilt und werden uns jetzt alle zwei Wochen abwechseln. 

Was hat sich in den vergangenen Wochen für Sie verändert?

Claus Walter: Die Arbeitstage sind länger. Wir sind gut damit beschäftigt, unsere Portfolios zu überprüfen und den Gegebenheiten anzupassen.  Außerdem telefonieren wir viel mit unseren Kunden. Und natürlich halten uns auch die Sicherheitsmaßnahmen gegen das Corona-Virus auf Trab. Im Bad hat jetzt jeder von uns einen eigenen Handtuchhalter mit eigenem Handtuch (siehe Foto oben). Pakete, die uns der Postbote bringt, legen wir erstmal in den Flur und lassen sie eine Stunde auslüften, bevor wir den Inhalt herausnehmen. Das hat uns ein Arzt empfohlen. Das Schwierigste ist es, genügend Abstand zueinander zu wahren. 

Claus Walter

Wir tanzen im Büro umeinander herum, um uns nur ja nicht zu nahe zu kommen. Das ist teilweise schon sehr lustig. Aber man gewöhnt sich ja an Alles.

Wie gut funktioniert denn die Umstellung, dass nun Teile des Teams im Homeoffice arbeiten?

Claus Walter: Technisch ist das kein Problem. Wir haben Glück im Unglück. Denn wir hatten kurz vor der Corona-Krise in neue Laptops und insgesamt eine bessere Infrastruktur investiert, sodass wir alle nun mobil sind. Man kann sagen: Das war perfektes Timing, wenn auch zufällig.

Wie war Ihr Timing an der Börse?

Claus Walter: Auch hier ist uns das Glück der Tüchtigen hold. Wir hatten im Januar, als wir mit Blick auf die Entwicklung in Italien ein erstes ungutes Gefühl bekamen, 45 Prozent des Aktienportfolios über den Terminmarkt abgesichert. Später haben wird an dieser Stelle nochmal nachgelegt, sodass wir letztlich unter dem Strich durchschnittlich nur noch eine Aktienquote von 25 Prozent hatten, als es an der Börse krachte. Aktuell liegen wir mit unserem „Ausgewogenen Mandat“ gegenüber dem Jahresanfang nur drei Prozent im Minus. Dabei haben wir die kritischen Tage im März mehr oder weniger ausgesessen. Denn unsere Portfolio-Struktur war glücklicherweise krisenfest. Erst jetzt beginnen wir wieder, aktiver zu werden. 

Was bedeutet das genau?

Claus Walter: Wir schauen uns an, welche Branchen trotz Krise aussichtsreich sind und wo wir gegebenenfalls Schwerpunkte in unserer Allokation setzen wollen. Dabei müssen wir im Blick behalten, dass sich nur schwer prognostizieren lässt, wie lange uns die Corona-Krise noch begleitet und mit welchem Tempo die Konjunktur danach wieder an Fahrt gewinnen wird.

Wie schätzen Sie die Lage ein?

Claus Walter: Das ist wirklich schwer zu sagen. Wir unterhalten uns intensiv mit Unternehmenslenkern und analysieren die Zusammenhänge sehr genau. Und was wir sehen, ist, dass die Realwirtschaft stark betroffen ist. Wenn Restaurants und Fabriken geschlossen werden, wenn Lieferketten unterbrochen sind und Zulieferbetriebe nicht mehr produzieren können, wenn Veranstaltungen nicht mehr stattfinden und alle Dienstleistungen drum herum vom Caterer bis zum Beleuchter und Moderator eingestellt werden müssen, wenn die Hotels keine Umsätze mehr machen, dann gerät plötzlich fast alles in Schieflage. So eine Situation hatten wir nicht einmal in der Finanzkrise. 

Das klingt düster…

Claus Walter: Keine Angst, wir verzweifeln nicht. Es gibt genügend Gründe, optimistisch zu bleiben. Klar, die Corona-Krise führt zu einem Konjunktureinbruch. Aber die grundsätzlichen Strukturen sind ja intakt. Wir haben keine Systemkrise. Und es gibt durchaus eine ganze Reihe von Unternehmen, denen die Beschränkungen rund um die Pandemie nichts anhaben wird. Manche werden vermutlich sogar noch stärker aus dieser Zeit hervorgehen. Amazon ist ein Beispiel dafür. Das Wachstum wird im Moment allein dadurch gebremst, dass das Unternehmen nicht schnell genug neue Mitarbeiter findet. Amazon will allein in den USA 100.000 Leute einstellen. Die Corona-Krise erschwert diese Anwerbungsoffensive leider logistisch. Aber der Konzern leidet nicht an einem Nachfrage-Tief, im Gegenteil. Weitere Beispiele sind Paypal, Netflix, Microsoft, Adobe und etliche Unternehmen aus der Pharmabranche. Das sind Unternehmen, die schon vor Corona gut aufgestellt waren. Sie alle haben überzeugende Geschäftsmodelle und eine Marktmacht, die ihnen erlaubt, ihre Preisvorstellungen durchzusetzen. Wir suchen gezielt nach solchen Investments und greifen zu, wenn die Gelegenheit da ist. Gleichzeitig reduzieren wir Positionen in anderen Bereichen wie etwa Automobilkonzerne und Fluggesellschaften.

Stellen Sie Ihre Portfolios also insgesamt offensiver auf?

Claus Walter: Nein, wir gewichten nur etwas anders. Grundsätzlich halten wir nach wie vor eine breite Diversifikation für das geeignete Mittel, um jederzeit gut gerüstet zu sein. Damit kommt man nach unserer Erfahrung und Überzeugung auch am besten durch jede Krise. Zu unserer eher konservativen Strategie gehört es zudem, dass wir auch im Rentenbereich gut aufgestellt sind.

Unternehmensanleihen sind zuletzt unter Druck geraten. Welche Chancen sehen Sie derzeit im Anleihebereich?

Claus Walter: Man muss differenzieren: Zwar haben sich die Spreads ausgeweitet, aber viele Anleihen sind dadurch gar nicht günstiger geworden, wenn Sie sie kaufen wollen. Der Markt ist zurzeit nicht besonders liquide. Deshalb muss man sehr genau hinsehen und schnell zupacken, wenn tatsächlich bei einer interessanten Anleihe eine Gelegenheit ergibt. Dabei gilt nach wie vor: Jeder Prozentpunkt Rendite über Null zählt. Denn die Zinsen dürften insgesamt langfristig niedrig bleiben.

Warum gehen Sie davon aus?

Claus Walter: Die Europäische Zentralbank hat gar keine andere Wahl mehr. Die ohnehin hohen Staatsschulden vieler europäischer Staaten werden jetzt in der Corona-Krise noch einmal in die Höhe schießen. Italien etwa würde unter einer Zinserhöhung vermutlich zusammenbrechen. Das will niemand in der Europäischen Union, und schon gar nicht die EZB. Es wäre politisch nicht verantwortbar.  Jetzt geht es für Italien erst einmal ums Überleben. Und das ist leider wörtlich gemeint.

Herr Walter, vielen Dank für dieses Gespräch.

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