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Interview

„Biotech-Anleger werden wieder Appetit entwickeln“

Die Biotechbranche hat 2021 ein durchwachsenes Jahr hinter sich, die fundamentale Stärke sollte sich 2022 aber wieder deutlich zeigen, prognostiziert Daniel Koller von BB Biotech. Im TiAM-Interview ­berichtet der Experte, welche Bereiche jetzt besonders im Fokus stehen und warum steigende Zinsen nicht stören.

05.05.2022 | 04:57 Uhr von «Uli Kühn»

TiAM: Biotechaktien waren zuletzt nicht sehr gefragt. Woran liegt das?

Daniel Koller: Die Rotation an den Börsen macht auch vor der Biotechnologiebranche nicht halt, mit Ausnahme von einigen wenigen Large Caps. Die Gründe sind allerdings weniger inhaltlich-fundamentaler Natur, sondern dem börsentechnischen Verhalten geschuldet. Die Growth-Value-Debatte wird aktuell bestimmt von der anhaltenden Inflation und den erwarteten Zinserhöhungen. Der Ukraine-Krieg sorgt jetzt noch für zusätzliche Nervosität. Dabei gibt es viele Biotech­unternehmen aus dem Mid-Cap-Bereich, beispielsweise Incyte oder Neurocrine, die stabil und profitabel sind und auch ein klares Wachstumspotenzial haben.

TiAM: Das heißt, der Biotechsektor kommt wieder?

Koller: Die aktuellen Marktsignale sind vielversprechend. Die Aufnahme von Patienten in klinische Studien ist mittlerweile höher als vor Beginn der Corona-Pandemie. Zudem gibt es Rekordzahlen bei der Beantragung von klinischen Studien und Produktzulassungen bei der US-Arzneimittelbehörde. Dies spricht dafür, dass das Momentum des Biotechsektors stark bleibt. Der wichtigste Erfolgsfaktor werden weiterhin die Attraktivität und das Alleinstellungsmerkmal einer Technologie oder eines Produkts sein. Hieran hat sich nichts verändert.

TiAM: 2021 stand der Healthcare- und Biotechsektor im Zeichen der Impfstoffe. Bleibt das so?

Koller: Der Fokus wird sich jetzt von SARS-CoV2-Impfstoffen und -Medikamenten verlagern, zu nicht abgedeckten Bedürfnissen der Patienten mit chronischen und schweren Erkrankungen. Die Pandemie hat dazu geführt, dass häufig auftretenden Krankheiten ein höherer Stellenwert beigemessen wird. Unseren Beobachtungen zufolge ist die Biotechbranche zunehmend gewillt, sich dieser Krankheiten anzunehmen. Wichtige technologische Fortschritte wird es künftig häufiger bei breiteren Indikationen geben. Bisher gab es solche Erfolge vor allem im Bereich der seltenen Krankheiten.

TiAM: Wie beeinflussen steigende Zinsen die Biotechbranche?

Koller: Steigende Zinsen finden in der Regel in starken Volkswirtschaften statt. Diese Länder haben auch Ressourcen, um die Medikamentenentwicklung voranzutreiben. Außerdem ist der Arbeitsmarkt stark, in Ländern mit privater Krankenversicherung bedeutet dies für Angestellte eine verbesserte Situation. Deshalb sind steigende Zinsen für Biotechunternehmen mittel- bis langfristig nicht belastend, sondern sogar positiv. Zudem – wenn wir uns zum Beispiel unsere Titelselektion anschauen – hat eine Vielzahl der Biotechunternehmen ausreichend Kapital oder sie sind schon einen Schritt weiter. Diesen muss es natürlich gelingen, bei der Kommerzialisierung ein gutes bis hohes Umsatz- und Gewinnwachstum zu liefern.

TiAM: Haben Sie ein Beispiel?

Koller: Es gibt zahlreiche gut aufgestellte Unternehmen mit spannenden Plattformen, die über ein starkes Rebound-Potenzial verfügen. Dazu zählt beispielsweise der Bereich genetische Arzneimittel. Ein konkretes Beispiel ist der Wirkstoff CTX001 der Unternehmen Vertex und CRISPR Therapeutics gegen Sichelzellenanämie, eine erbliche Erkrankung der roten Blutkörperchen, sowie Beta-Thalassämie, eine Störung der Bildung von roten Blutkörperchen. Wir erwarten im zweiten Halbjahr sowohl die Zulassungsdaten als auch den Zulassungsantrag. Dies könnte dann das erste breiter einsetzbare Genscherenmedikament sein.

TiAM: Welche Biotecherfolge sind in diesem Jahr noch zu erwarten?

Koller: In der Biotechnologie kommt es nur selten zu Markteinführungen wichtiger Produkte. Aus diesem Grund überwachen die Investoren frühe Kennzahlen zur Markteinführung und projizieren die Verschreibungsentwicklung bis hin zu den hypothetischen Spitzenumsätzen und kumulativen Cashflows, die sich mit den einzelnen Produkten erzielen lassen.

TiAM: Solch eine Extrapolation kann aber auch ins Auge gehen.

Koller: Ja, das kann passieren, wie beispielsweise voriges Jahr bei Biogen und ihrem neuen Medikament Aduhelm. Die Markteinführung dieser ersten Arznei gegen die Alzheimerkrankheit verlief in den USA enttäuschend wegen kontroverser Produktdaten, falscher Preisstrategie und auch, weil der Zugang zu den Medicare-Leistungsempfängern fehlte. Dies belastete nicht nur Biogen, sondern die gesamte Branche. Die derzeit laufende weltweite Markteinführung von Vyvgart der Firma Argenx stellt hoffentlich ein ­positives Gegenbeispiel dar. Vyvgart wird zur Behandlung von Myasthenia gravis eingesetzt und dürfte in unserem Portfolio sowie für die Branche im Allgemeinen von großer Bedeutung sein.

TiAM: Was erwarten Sie in diesem Jahr für den wichtigen US-Markt?

Koller: Die Kongresswahlen im November sind von großer Bedeutung für das US-Gesundheitswesen. Analysten und Healthcare-Investoren werden sich ausgiebig mit möglichen Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse im Kongress befassen. Wenn die Republikaner die Kontrolle über beide Kammern des Kongresses erhalten, wäre das ein massiver Rückschlag für die Demokraten. Sie wollen Begrenzungen der Kosten für Krankenversicherungen bis hin zu Preissenkungen für rezeptpflichtige Medikamente. Niedrigere Preise sollen durch geänderte Gesetze möglich werden. Derzeit darf die Krankenversicherung Medi­care nämlich nicht mit den Herstellern über die Arzneimittelpreise verhandeln.

TiAM: Für Biotechanleger spielt die Musik nach wie vor in den USA. Bleibt das so?

Koller: Im Moment wird die Biotechnologiebranche von den USA dominiert, aber China holt massiv auf. Dort wird die Branche immer reifer und das regulatorische Umfeld verändert sich im positiven Sinn. Die chinesischen Betreiber von Auftragsforschung, -entwicklung und -herstellung wachsen stark und es gibt eine Verlagerung vom früheren Schwerpunkt Generika hin zur Innovation im Allgemeinen.

TiAM: Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in der Branche?

Koller: Die Rechnerkapazitäten und die digitale Transformation stehen heute bei der Entwicklung neuer Medikamente in allen Bereichen im Vordergrund. Ausgefeilte Analytik, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen kommen immer häufiger zur Anwendung, vor allem bei der Identifikation der Zielmoleküle, bei der Medikamentenforschung, bei der Auswahl vielversprechender Kandidaten sowie der Testpatienten und auch, um das Studien­design zu verbessern. Viele junge Unternehmen nutzen diese Methodologien, aber die klinischen Wirksamkeitsnachweise sind nach wie vor dünn gesät und dürften sich erst im Laufe der Zeit einstellen.

TiAM: Zum Abschluss bitte noch Ihre
Prognose für Biotechaktien.

Koller: Wir gehen davon aus, dass Investoren auf breiter Front erneut Appetit für den Biotechsektor entwickeln: Sobald erfolgreiche Markteinführungen von Medikamenten belegen, dass das voll inte­grierte Biotech-Geschäftsmodell weiterhin positive und wettbewerbsfähige Anlagerenditen erwirtschaften kann.

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