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Gold

Warum Gold bei nachlassender Bitcoin-Euphorie auf 2.900 Dollar steigen könnte

Geht es nach Metzler Asset Management, dann fungiert Bitcoin beim Gold eindeutig als Preisbremse. Laut einer Modellberechnung konnte der Goldpreis bei nachlassender Konkurrenz durch Kryptowährungen in diesem Jahr auf 2.900 Dollar je Feinunze steigen.

14.01.2022 | 07:00 Uhr von «Jürgen Büttner»

Während viele Kryptowährungen im Vorjahr haussierten, musste der Goldpreis in 2021 kleinere Verluste einstecken. Das war auch deshalb eine enttäuschende Vorstellung, weil das gelbe Edelmetall traditionell als Inflationsschutz gilt. Und die Preisteuerung hat im Vorjahr bekanntlich so mächtig Fahrt aufgenommen wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Auch aufgrund von solchen Entwicklungen beschäftigten sich Marktteilnehmer zuletzt immer wieder auch mit der Frage, ob Bitcoin & Co. Gold den Rang ablaufen können und Kryptowährungen als Ersatz für das gelbe Edelmetall im 21. Jahrhundert aufsteigen werden. Überlegungen wie diese haben auch damit zu tun, dass Bitcoins ähnlich wie Gold und anders als die Fiat-Währungen nicht beliebig vermehrbar sind.

Auch Edgar Walk geht in seinen Studien diesem Thema nach, wobei der Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management in einer aktuellen Publikation einen etwas anderen Gedankenansatz gewählt hat, um das derzeitige Zusammenspiel von Gold und Bitcoin zu erklären. Und zwar berücksichtigt er in seinem neuen Berechnungsmodell zum Goldpreis nunmehr auch den Einfluss von Kryptowährungen.

Die Musik spielte 2021 bei den Kryptowährungen

Seinen Analysen zufolge hängt die Goldpreisentwicklung in 2022 auch von der Anlagealternative Kryptos ab. Doch bevor wir zu den weiteren Details kommen, zunächst der Hinweis, dass auch Walk die Vorstellung des Goldpreises im Jahr 2021 als auf der ganzen Linie enttäuscht einstuft. Im Jahresdurchschnitt habe Gold bei 1.799 Dollar pro Feinunze gehandelt und damit nahezu unverändert gegenüber 2020 mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.771 US-Dollar pro Unze.

Dabei räumt er ein, dass das Umfeld für Gold im Vorjahr eigentlich ideal gewesen sei: Denn die Realzinsen gingen zurück, die geopolitischen Risiken nahmen zu, und die Inflationsängste stiegen.

Gleichzeitig werde Gold aber überwiegend in der Weltreservewährung US-Dollar gehandelt. Der Goldpreis könne somit als ein US-Dollar/Gold-Wechselkurs betrachtet werden, der folglich maßgeblich von US-Fundamentaldaten beeinflusst werde. Ein Blick in die Historie zeigt laut Walk, dass der Goldpreis stark mit der gesamten Verschuldung der Unternehmen, der privaten Haushalte und des Staates in den USA korreliert ist.

Hierbei handelt es sich seien statistischen Analysen zufolge nicht um eine "Scheinkorrelation", sondern um einen engen kausalen Zusammengang. Je höher die Verschuldung, umso höher die Risiken einer hohen Inflation oder von Schuldenkrisen im privaten Sektor.

Ergänzt man noch die Verschuldung um die Variablen Inflationstrend und Außenwert des US-Dollars entsteht ein Modell, so Walk, dass den Goldpreis zwischen 1985 und 2020 ungewöhnlich gut statistisch erklären konnte. Aufgrund der steigenden Verschuldung und der steigenden Inflation wäre eigentlich bei stabilen Modellparametern mit einem Anstieg des Goldpreises im vergangenen Jahr auf etwa 2.400 Dollar pro Unze zu rechnen gewesen. Die Musik spielte jedoch nicht bei Gold, sondern bei vielen Kryptowährungen. So legte beispielsweise Bitcoin im Vorjahr um rund 60 Prozent an Wert zu.

Modell zeigten einen erheblichen Einfluss der Kryptowährungen auf den Goldpreis

Kryptowährungen wie Bitcoin scheinen das neue moderne "Gold" des 21. Jahrhunderts geworden zu sein, heißt es vor diesem Hintergrund in der zitierten Publikation von Metzler Asset Management. Walk hat daher versucht, den Einfluss der Kryptowährungen auf den Goldpreis in seinem Berechnungsmodell zu berücksichtigen, was er aufgrund der kurzen Historie der Kryptowährungen als nicht ganz einfach bezeichnet.

Sollte das neue Modell aber die Wirklichkeit besser abbilden, wäre nach seinen Schätzungen der Ausblick für den Goldpreis für 2022 mit jahresdurchschnittlich etwa 1.880 Dollar pro Unze und für 2023 mit etwa 2.000 Dollar pro Unze gedämpft.

Wenn jedoch Kryptowährungen als Alternative zu Gold 2022 an Glanz einbüßen sollten, wären den Schätzungen von Metzler Asset Management zufolge ein Goldpreisanstieg auf bis zu gut 2.900 (aktuell: 1.819) Dollar pro Unze möglich. Ende 2023 seien dann sogar 3.450 Dollar drin (und 1.992 Dollar bei anhaltender Popularität von Bitcoin & Co.).

Die Entwicklung des Goldpreises im Jahr 2022 wird vielleicht schon zeigen, wie groß die Konkurrenz durch die Kryptowährungen geworden ist, so Walk. Für Spannung bei der Frage ist somit gesorgt, ob Bitcoin nun das digitale Gold der Neuzeit sind oder am Ende doch vielleicht das Gold der Narren.

Und natürlich gilt das Ganze vermutlich inzwischen auch umgedreht: Das heißt, falls Gold in der Anlegergunst künftig wieder nach oben klettern sollte, könnte sich das dann auch bremsend auf das Interesse an Bitcoin & Co. negativ auswirken.

Dieser Artikel erschien zuerst am 12.01.2022 auf boerse-online.de

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