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Tickende Zeitbombe: Leitzinsen treiben Hypotheken in England an

Tickende Zeitbombe: Leitzinsen treiben Hypotheken in England an
Geldpolitik

Experten sprechen von einer "tickenden Zeitbombe": Wegen rasant steigender Zinsen für Hypotheken müssen Immobilienbesitzer in Großbritannien unbezahlbare Kosten fürchten.

22.06.2023 | 06:50 Uhr

Denn die Bank of England dürfte aller Voraussicht nach am Donnerstag ihren Leitzins erhöhen. Die 13. Anhebung in Folge sei unausweichlich, sagte der Ökonom Suren Thiru vom Institute of Chartered Accountants in England and Wales mit Blick auf die hartnäckig hohe Inflation. Doch ein solcher Schritt würde für Eigenheimbesitzer, die Hypotheken mit variablem Zinssatz bedienen müssen, höhere Zahlungen bedeuten.

Experten erwarten, dass die Zentralbank ihren Leitzins zumindest um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Allerdings wird auch ein größerer Schritt um 0,50 Punkte nicht ausgeschlossen. Bereits jetzt liegt der Leitzins in Großbritannien auf dem höchsten Niveau seit der Finanzkrise 2008. Der Straffungsprozess von fast null Prozent Ende 2021 auf derzeit 4,5 Prozent ist einer der schärfsten, den die britische Wirtschaft je zu verkraften hatte. Hintergrund ist der starke Anstieg der Inflation, der vor allem auf den russischen Krieg gegen die Ukraine zurückgeht.

Ein Zinsanstieg hat konkrete Folgen. Die Hypothekenrückzahlungen für einen durchschnittlichen Haushalt, der eine Umschuldung vornimmt, würden um 2900 Pfund (3375 Euro) pro Jahr zulegen, rechnete die Denkfabrik Resolution Foundation vor. Die Erhöhung treffe bis 2026 etwa 7,5 Millionen Haushalte. Der Thinktank Institute for Fiscal Studies (IFS) warnte, wegen Zinserhöhungen könnten 1,4 Millionen Hypothekeninhaber mindestens ein Fünftel ihres verfügbaren Einkommens verlieren. Eine YouGov-Umfrage für die Schuldenhilfe Stepchange ergab, dass schon jetzt fast die Hälfte der Hypothekeninhaber Probleme mit Kreditverpflichtungen und Rechnungen hat.

Die Zahl der Immobilienbesitzer, die eine Hypothek bedienen muss, ist seit 1989 von 40 auf 30 Prozent gefallen. Ältere Menschen haben ihre Hypotheken abgezahlt. Zudem kaufen weniger Jüngere ein Eigenheim, hohe Kosten verwehren ihnen den Sprung auf die "Immobilien-Leiter". Nach wie vor aber ist der Wunsch nach Eigentum unter Britinnen und Briten weit verbreitet. Gemietet wird in aller Regel nur für eine begrenzte Zahl von Jahren, auch weil Mieter im Vergleich zu Deutschland deutlich weniger Rechte haben.

Der prominente Verbraucherschützer Martin Lewis forderte "harten oder weichen politischen Druck" auf die Banken. Mit Premierminister Rishi Sunak habe er besprochen, dass Banken ihre Margen erhöhten, sagte Lewis dem Sender ITV GB0033986497. "Das heißt, sie erhöhen Hypotheken, aber nicht die Sparzinsen, so dass sie mehr Geld verdienen." Falls die Leitzinsen jahrelang weiter steigen - Resolution erwartet eine Anhebung auf 6 Prozent bis Mitte 2024 -, müssten viele Menschen ihre Finanzen auf den Kopf stellen. "Das wird ein Alptraum", sagte Lewis.

Von der Regierung dürfen Verbraucher aber keine Extra-Hilfe erwarten. Sunak räumte zwar ein, die Inflation setze vor allem Familien stark zu. Er habe aber bereits "entschieden" gehandelt. Zuletzt hatte die konservative Regierung auf bestehende Hilfen etwa bei Energierechnungen verwiesen. Der Regierungschef hat versprochen, die Inflation zu halbieren. Er argumentiert, staatliche Eingriffe würden die Verbraucherpreise nur weiter antreiben. Die oppositionelle Labour-Partei wirft den Tories hingegen "wirtschaftlichen Vandalismus" vor.

Sorgen bereitet den Eigentümern zudem, dass die Häuserpreise zuletzt deutlich gefallen sind. Im April kostete eine Immobilie im Durchschnitt 286 000 Pfund. Das waren 7000 Pfund weniger als noch beim Hoch im September 2022, wie das Statistikamt ONS mitteilte.

Die Immobilienpreise in Großbritannien schwanken einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge viel stärker als in Deutschland. "Der deutsche Wohnungsmarkt ist resilient gegenüber plötzlichen Wertschwankungen, eine konservative Immobilienfinanzierung mit langer Zinsbindung und hohe Transaktionskosten beruhigen den Transaktionsmarkt", sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Deutsche Wohnimmobilien seien auch wertstabiler als in Frankreich und den Niederlanden. Jedoch gelten die Kaufnebenkosten für Grundbucheintrag, Makler und Notar in Deutschland im internationalen Vergleich als hoch.

Anders als in Großbritannien, wo Immobilien meistens variabel finanziert werden, sind in Deutschland Kredite mit 10 oder 15 Jahren Zinsbindung üblich. Gerade in Zeiten der Niedrigzinsen bis in das vergangene Jahr hinein sicherten sich viele Bundesbürger langfristig attraktive Kreditkonditionen. Das hält die Belastung für Kreditnehmer gering: Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland sinkt nach Analysen des Fachverlags Argetra seit Jahren. Expertenwarnungen vor wieder steigenden Notverkäufen haben sich bislang nicht bewahrheitet.

Quelle: dpa-AFX

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