Anleger fragen derzeit vermehrt nach vermeintlich sicheren Geldmarktfonds. Was Vielen offenbar nicht klar ist: Eine Garantie auf positive Renditen gibt es nicht. Berater können hier aufklären.
14.01.2019 | 13:30 Uhr
Wenn es an den Aktienmärkten ungemütlich wird, erscheinen vielen Anlegern Geldmarktfonds als probates Fluchtziel, um die Krise an einem warmen Plätzchen auszusitzen. Die Idee: Während die Aktienkurse taumeln und die Volatilität steigt, entwickeln sich Geldmarktfonds stabil und werfen Zinsen ab. Das Zinsniveau ist zwar gering, das wissen die Meisten, doch am Ende des Tages bleibt immerhin ein positiver Ertrag.
Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Es lohnt sich, unter die Motorhaube der Fonds zu schauen. Fondsberater können hier wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Hier ist ein kleines Tutorial zum Ausdrucken für die Kunden:
Geldmarktfonds investieren in den Geldmarkt. Das heißt, die Fondsmanager legen das ihnen von ihren Kunden anvertraute Kapital ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere an, die eine Laufzeit von weniger als zwölf Monaten haben. Das können beispielsweise Schatzwechsel, Schatzanweisungen, Einlagenzertifikate, Bankschuldverschreibungen oder auch Unternehmensanleihen sein. Je nach Anlagephilosophie, vorgegebener Fondsstrategie und Markteinschätzung agieren Geldmarktfonds-Manager in diesem Zinsuniversum sehr unterschiedlich. Je nachdem, wie offensiv oder defensiv sie ihren Spielraum nutzen, können sie den einen oder anderen Prozentpunkt mehr oder weniger an Rendite erwirtschaften. Grundlage und Benchmark für die Renditebetrachtung ist zurzeit noch oft der sogenannte 3-Monats-Euribor. Hier wird es übrigens demnächst eine Veränderung geben. Die Berechnung des Euribor muss per Gesetz bis Januar 2020 reformiert sein, eventuell wird er sogar komplett ausgetauscht.
Geldmarktfonds ist nicht Geldmarktfonds. Deshalb lohnt es sich, vor dem Kauf eines vermeintlich sicheren Anlageprodukts einen Blick ins Portfolio des entsprechenden Fonds zu werfen. Die Verteilung des Anlagekapitals auf die verschiedenen Arten festverzinslicher Wertpapiere gibt einen Aufschluss darüber, welche Anlagepolitik der jeweilige Geldmarktfonds verfolgt.
Bundesanleihen…
… bieten eine sichere Zinseinnahme über eine definierte Laufzeit. Die Anleihen werden an der Börse gehandelt und sind damit eine sehr flexible Geldanlage. Nachteil: Die Renditen für Bundesanleihen mit bis zu einem Jahr Restlaufzeit bewegen sich derzeit kaum über der Nulllinie.
Länder- und Städteanleihen…
…etwa von Nordrhein-Westfalen, Hamburg oder Dresden, rentieren derzeit etwas höher als Bundesanleihen. Der Kauf erfolgt über Banken oder an der Börse. Der Renditeaufschlag der Länder- gegenüber den Bundesanleihen ist ein Kaufargument, das die Emittenten dieser Anleihen in Konkurrenz zu den Bundesanleihen bieten müssen. Doch auch hier gilt: Solche Anleihen sind vergleichsweise sicher.
Finanzierungsschätze und Bundes-Schatzbriefe…
…bieten ebenfalls höchste Sicherheit. Die Laufzeit beträgt ein oder zwei Jahre. Die Renditen liegen aktuell zwischen 0,00 Prozent (Finanzierungsschätze 1 Jahr Laufzeit) bis 0,75 Prozent (Bundesschatzbriefe Typ A).
Bundesobligationen…
…gehören auch zu den Papieren mit hoher Sicherheit. Sie werden an der Börse gehandelt. Bundesobligationen mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr bringen derzeit 0,00 Prozent Rendite per annum.
Pfandbriefe oder Schuldverschreibungen von Banken…
…boten in den vergangenen Jahrzehnten je nach Emittent und dessen Bonität unter normalen Umständen ein bis vier Prozentpunkte mehr Rendite als Bundesanleihen. Das war einmal. Aktuell bewegen sich die Renditen auf Jahressicht weitgehend im Negativbereich. Immerhin gelten die Papiere als sicher. Seit Inkrafttreten des Pfandbriefgesetzes vor über 100 Jahren ist kein Pfandbrief ausgefallen. Doch theoretisch ist das möglich – dann nämlich, wenn das entsprechende Finanzinstitut insolvent wird. Wie groß das Risiko dafür ist, hängt von der Bonität des jeweiligen Unternehmens ab.
Geldmarktfonds-Manager investieren in der Regel nur in Unternehmen mit hoher Bonität. Doch eine Rückzahlungsgarantie gibt es nicht, Investoren sind bei den Papieren der Banken wie bei Unternehmensanleihen dem Risiko der emittierenden Bank ausgesetzt. Das ist bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken niedriger als bei Privatbanken. Denn Sparkassen und Genossenschaftsbanken bieten einen sogenannten Institutsschutz. Das heißt, dass der ganze Verbund einspringt, falls ein Institut aus dieser Gruppe in eine Schieflage geraten sollte. Auf diese Weise sind auch deren Pfandbriefe und Schuldverschreibungen indirekt gegen Totalverlust geschützt.
Unternehmensanleihen…
…bieten im Vergleich zu Bundespapieren hohe Renditen, aber auch das höchste Risiko. Der Bankrott einer Firma beutet in der Regel für Anleihekäufer den Totalverlust des investierten Kapitals. Geldmarktfonds mit einem hohen Unternehmensanleihen-Anteil im Depot sind in guten Börsenzeiten renditestark. In Krisenzeiten droht hier allerdings ein entsprechendes Risiko.
Einlagenzertifikate von Banken…
…sind Inhaberschuldverschreibungen, die bei Fälligkeit zum Nennwert eingelöst werden. Die überwiegende Mehrzahl der Papiere hat eine Laufzeit von 30 bis 180 Tagen. Neben festverzinslichen Einlagenzertifikaten gibt es auch Papiere mit variablem Zinssatz. Die Papiere werden zwar nicht an den Börsen gehandelt, können aber jederzeit an den Emittenten zurückgegeben werden und sind deshalb sehr flexibel. Einlagenzertifikate bringen in der Regel höhere Renditen als Bundesanleihen und auch als Termingelder. Das wird allerdings dadurch erkauft, dass sie nicht durch die Einlagensicherung gedeckt sind. Investoren sind also wie bei Unternehmensanleihen dem Risiko der emittierenden Bank ausgesetzt.
Asset Backed Securities (ABS)…
…sind Anleihen, die auf einem Bestand von Forderungen basieren. Und das funktioniert so: Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Kreditforderungen von Banken oder Leasingforderungen auch von Nichtbanken werden vom Forderungsinhaber (Kreditgeber) an eine meist im Ausland ansässige Zweckgesellschaft veräußert. Diese Zweckgesellschaft finanziert den Erwerb dieser Forderungen durch die Emission von Wertpapieren (Securities), in der Regel Schuldverschreibungen, die durch die erworbenen Forderungen besichert sind (Asset Backed). Diese Schuldverschreibungen sind höher verzinst als Bundesanleihen. Geldmarktfonds, die in solche Schuldverschreibungen investieren, können entsprechend höhere Renditen generieren.
Wie problematisch solche Papiere in einem Geldmarktportfolio werden können, erlebten Anleger, als der Wert vieler ABS im Zuge der Finanzmarktkrise deutlich schrumpfte. So gerieten insbesondere solche Geldmarktfonds unter Druck, die überwiegend in ABS investierten.
Fremdwährungsanleihen…
…sind Anleihen, die in fremder Währung gehandelt werden. Chance und Risiko liegen hier nicht nur in der Verzinsung der jeweiligen Anleihe, sondern auch in der Entwicklung der Anleihewährung. Verliert beispielsweise der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert, locken bei einer Investition in eine US-Anleihe zusätzliche Währungsgewinne – und umgekehrt.
Grundsätzlich gilt:
Geldmarktfonds genießen keinen Einlagenschutz wie zum Beispiel Spareinlagen auf Tagesgeldkonten. Geld, das in Geldmarktfonds angelegt ist, befindet sich allerdings in einem Sondervermögen und ist selbst dann nicht verloren, wenn der Emittent des Fonds insolvent wird.
Was Anleger außerdem wissen sollten : In Krisensituationen, wenn Liquidität am Kapitalmarkt knapp wird, kann es zu Verzögerungen in der Abwicklung kommen, wenn zu viele Anleger gleichzeitig ihr Geld aus einem Geldmarktfonds abziehen – das aber ist ein grundsätzliches Problem bei Fonds.
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