In Zeiten, in denen sichere Anleihen negative Renditen erwirtschaften, flüchten Anleger in offene Immobilienfonds. Die Zahlen des BVI zu den Zuflüssen im ersten Halbjahr zeigen die enorme Beliebtheit.
14.08.2019 | 13:35 Uhr von «Christian Bayer»
Nach der Schließung und zwangsweisen Liquidierung offener Immobilienfonds, die
teilweise zu deutlichen Verlusten bei Investoren führten, schien die
Anlageklasse tot. Doch weit gefehlt. Vor sechs Jahren sorgten gesetzliche
Regulierungen für neues Vertrauen. Aktuell fließen wieder massenhaft Gelder in
offene Immobilienfonds. Anbieter stehen vor der Herausforderung, bei
gestiegenen Immobilienpreisen nicht zu teuer zu investieren. Teilweise gibt es
Beschränkungen für die Annahme neuer Anlagegelder. Der Branchenverband BVI
meldete für die deutsche Fondsindustrie im ersten Halbjahr einen Zufluss von
6,1 Milliarden Euro in diese Kategorie und damit so viel wie bei keiner anderen
Fondsart. Damit lagen die netto zugeflossenen Gelder mehr als doppelt so hoch
als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (2,8 Milliarden Euro).
Bei den Anleihen-Fonds setzte sich im ersten Halbjahr 2019 die schwache Tendenz
des Vorjahres fort. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten zwei
Milliarden Euro abgezogen. Die aktuelle Landschaft aus Niedrig-
und Negativzinsen macht Anleihen-Investments unattraktiv. Die großen
Notenbanken sind weiter auf Zinssenkungskurs ohne absehbares Ende. Konjunkturelle
Risiken durch die Ausweitung des Handelsstreits zwischen China und USA sowie die
Folgen eines möglicherweise ungeordneten Brexits machen Zinserhöhungen
unwahrscheinlich. Auch für Deutschland sieht es konjunkturell eher düster aus. Der
ZEW-Index, der die konjunkturellen Erwartungen der Finanzexperten misst, gab im
August um 19,6 Punkte auf -44,1 Punkte ab. Erwartet wurde ein Rückgang auf
-28,5 Punkte.
Nur leichte Zuflüsse im ersten Halbjahr gab es nach den BVI-Zahlen mit 0,7
Milliarden Euro bei Aktienfonds, noch etwas niedriger lagen sie bei Mischfonds
mit 0,3 Milliarden Euro. Viele Fonds dieser Kategorie nutzen auf der defensiven
Seiten Rentenpapiere. Für diese gemischten Mandate werden die Zeiten rauer. Die
Performance-Erfolge vergangener Jahre als sie von Kursgewinnen bei Aktien und
Renten profitieren konnten bleiben bei defensiv ausgerichteten Produkten
zunehmend aus. In allen Kategorien flossen der deutschen Fondswirtschaft im ersten
Halbjahr insgesamt 41,9 Milliarden Euro zu.
Zu den Top-Geldeinsammlern des ersten Halbjahres 2019 gehört die
Vermögensverwaltung Flossbach von Storch aus Köln. Insgesamt flossen 2,3
Milliarden in die offenen Publikumsfonds dieses Anbieters. Damit verwiesen die
Kölner Asset Manager die DWS, Allianz Global Investors und Deka auf die
hinteren Plätze. Der Flaggschiff-Fonds aus dem Hause Flossbach von Storch, der
FvS Multiple Opportunities, bringt aktuell ein Volumen von knapp 15 Milliarden
Euro auf die Waage. Im laufenden Jahr hat der Fonds bereits einen Ertrag von 13
Prozent erzielt und sich damit im Vergleich mit der Kategorie „Flexible
Mischfonds“ überdurchschnittlich entwickelt.
Beim Blick auf die aktuellen Zahlen zu den globalen Zu und Abflüssen bei ETFs zeigt sich, dass Index-Fonds auf Aktien beliebter geworden sind als Bond-ETFs. Nach Zahlen des ETF-Anbieters Amundi sind im Juli erstmals in diesem Jahr Aktien-Produkte wieder gefragter gewesen als Anleihen-ETFs. Insgesamt wurden im Juli 28 Milliarden Euro in Aktien-ETFs investiert, ein besonders hoher Teil davon, nämlich 20,6 Milliarden Euro, flossen in Indexfonds, die in US-Aktien investieren. Anleihe-Indexfonds kamen auf Neuinvestitionen in Höhe von 16,8 Milliarden Euro. Gefragter als ETFs auf Staatsanleihen (Zuflüsse im Juli: 4,6 Milliarden Euro) waren solche auf Corporate Bonds (6,6 Milliarden Euro).
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