Small-Cap-Fonds könnten die Gewinner 2024 sein

Mit Faktorinvestments kann man bekanntlich den breiten Markt schlagen. Faktoren wie Size (Größe) sind dabei n in der Vergangenheit stets ein Faktor gewesen, der für Outperformance stand. Grund: „Die höhere Risikoprämie der Small Caps gegenüber Large Caps wird typischerweise mit weniger Transparenz und geringerer Liquidität begründet. Doch seit Jahresbeginn hat sich der Wind gedreht und globale Small-Cap-Aktien haben sich um zwölf Prozentpunkte schlechter als die Large Caps entwickelt. Dies zieht auch die langfristige Wertentwicklung in Mitleidenschaft und so schnitten die Nebenwerte in den letzten zehn Jahren um 2,2 Prozent p.a. schlechter ab als die großkapitalisierten Titel“, sagt Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Aktuell sei die Risikoprämie der Small Caps verschwunden – ein guter Grund diese einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn die gefallenen Bewertungen verbunden mit der Aussicht auf eine Zinswende könnten laut Galler interessant sein. Ein wesentlicher Grund der Underperformance seit nunmehr zwei Jahren dürfte laut der DWS im aggressiven Zinssteigerungszyklus der Zentralbanken liegen, auf den Nebenwerte historisch meist allergisch reagieren. So erging es den Nebenwerten in den USA seit einiger Zeit auch nicht gut, der Russell 2000 trat 2023 laut dem Asset Manager ebenfalls auf der Stelle.

Solide Bilanzen

Doch eine sich wiederbelebende europäische Wirtschaft ist für die DWS nicht der wesentliche Grund, warum sie Europas Nebenwerte so mögen. „Sie glänzen in Summe immer noch mit soliden Bilanzen und einem höheren Gewinnwachstum als die Standardwerte. Darüber hinaus sind viele von ihnen Marktführer in ihren Nischen und zeichnen sich durch hohe Innovationsquoten aus. Nicht zuletzt können sich Aktionäre auch regelmäßig über die Übernahmen ihrer Firmen samt entsprechender Prämien freuen, auch wenn die M&A-Aktivität derzeit sehr schwach in Europa ist.“

Bewertungen sprechen für Nebenwerte

In den letzten 20 Jahren waren globale Small Caps laut dem JPM-Experten im Durchschnitt mit dem 27-fachen des Gewinns bewertet – und damit um neun Punkte höher als der breite MSCI World Index. Aufgrund der schwachen Wertentwicklung ist der Bewertungsaufschlag zum ersten Mal in den letzten 20 Jahren verschwunden. Die Frage ist nun, woher Wachstumsimpulse für das Segment kommen könnten – sowohl aus zyklischer als auch aus struktureller Sicht.

Marktführer in der Nische

Doch eine sich wiederbelebende europäische Wirtschaft ist nicht der wesentliche Grund, warum J.P. Morgan A.M. Europas Nebenwerte so mag. „Sie glänzen in Summe immer noch mit soliden Bilanzen und einem höheren Gewinnwachstum als die Standardwerte. Darüber hinaus sind viele von ihnen Marktführer in ihren Nischen und zeichnen sich durch hohe Innovationsquoten aus. Nicht zuletzt können sich Aktionäre auch regelmäßig über die Übernahmen ihrer Firmen samt entsprechender Prämien freuen, auch wenn die M&A-Aktivität derzeit sehr schwach in Europa ist“, so Galler.

Die Gewinner von morgen

Was die strukturellen Trends betrifft, besteht laut Gallerimmer die Hoffnung, dass die zukünftigen Apples, Microsofts und Novo Nordisks sich bereits heute im Universum der Small Caps befinden. „Doch neben innovativen und wachstumsstarken Unternehmen gibt es auch viele kleinkapitalisierte Unternehmen, die es nie geschafft haben, groß zu werden“, gibt Ökonom Tilmann Galler zu bedenken.

Wachstumsstarke und innovative Branchen sind unterrepräsentiert

Ein Blick auf die Branchenverteilung im MSCI World Small Cap Index im Vergleich zum MSCI World Index zeige zudem, dass viele wachstumsstarke und innovative Branchen unterrepräsentiert sind. „IT, Kommunikation und Gesundheit sind um 10, 4 und 2,5 Prozent geringer gewichtet als im Large-Cap-Index. So dominieren im Index der globalen Small Caps eher traditionelle Branchen wie Industrie (20 Prozent) und Immobilien (8 Prozent). „Diese Indexzusammensetzung gab es in der Vergangenheit nicht immer. Aber die Folge immer höhere Anforderungen an börsengelistete Unternehmen ist, dass es vielversprechende Unternehmen inzwischen vorziehen, ihr Kapital an ‚privaten Märkten‘ aufzunehmen. So sehen wir den Trend, dass Private Equity die Finanzierungsfunktion des Aktienmarkts immer stärker übernimmt. So lässt sich im börsengelisteten Eigenkapitalsegment seit einigen Jahren eine Art von Negativselektion beobachten“, erklärt Marktexperte Galler.

Zinswende könnte attraktiveres Umfeld für Small Caps schaffen

Aus taktischer Sicht sollten Investments in Small Caps laut dem Strategen auch vor dem Hintergrund aktuell erhöhter Rezessionsrisiken betrachtet werden. „Im Vorfeld einer Rezession entwickeln sich nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte Aktien mit hoher Eigenkapitalrentabilität, stabiler Ertragslage und niedriger Nettoverschuldung besser als der Markt. Kurz gesagt: hohe Qualität schlägt niedrige Qualität. Und bei allen drei Kennzahlen haben die Large Caps die Nase vorn“, unterstreicht Tilmann Galler. Aber er weist auch darauf hin, dass sich das Bild für Small Caps aufhellt, wenn man etwas weiter in die Zukunft blickt.

Nach Beginn einer Rezession auf Small Caps setzen

Demnach war es in den letzten drei US-Rezessionen auf Dreijahres-Sicht eine erfolgreiche Strategie, nach Beginn einer Rezession, den Small Caps den Vorzug gegenüber Large Caps zu geben. „Fallende Finanzierungskosten und die Aussicht auf eine zukünftige wirtschaftliche Erholung geben dem Segment dann den nötigen Rückenwind, um sich besser als der breite Markt zu entwickeln. So ist das Fazit von Tilmann Galler: „Auch wenn es aktuell noch zu früh scheint, die aktuell günstigen Bewertungen für eine stärkere Gewichtung von Small Caps zu nutzen, so könnte die Zinswende schon bald ein attraktiveres Umfeld für das Segment schaffen.“

Rekordhoher Bewertungsabstand

Der rekordhohe Bewertungsabstand zu US-Aktien, dessen sind wir uns bewusst, ist laut der DWS an sich noch kein Garant für eine baldige Outperformance europäischer Nebenwerte. „Damit auch internationale Investoren wieder Interesse an den europäischen Nebenwerten finden, die auch den europäischen Standardwerten seit bald zwei Jahren hinterherlaufen, müssen sich die Anzeichen für einen Aufschwung in Europa und einer Zinssenkungsrunde der EZB wohl erst noch verfestigen. Doch perfektes Timing an der Börse bleibt meist mehr Wunsch als Wirklichkeit.“

Steinbeis & Häcker liegen vorne

Bei den Euroland Nebenwertefonds sticht der vor knapp fünf Jahren aufgelegte S&H Smaller Companies EMU hervor. Der von Nils Bartram gemanagte Fonds liegt sowohl im laufenden Jahr als auch auf 3-Jahressicht vorne. Bartram verfolgt beim S&H Smaller Companies EMU Fonds einen GARP Ansatz. Er setzt somit auf unterbewertete Aktien mit hohen Sicherheitsmargen. So kann das Portfolio auch schwierige Marktphasen bewältigen.

Bartram setzt auf ein konzentriertes Portfolio

Das Portfolio des Fonds besteht in erster Linie aus Euroland Small- und Mid-Caps. Insgesamt hält Bartram nur rund 25 bis 35 Aktien, die bis zu zehn Prozent gewichtet. Im November hat Bartram die bereits im Oktober gestarteten Zukäufe in ausgewählten Aktien fortgesetzt. Per Monatsultimo (November) beträgt der Investitionsgrad 94% und liegt damit auf dem höchsten Niveau des Jahres 2023. Aktuel zu den größten Titel zählen etwa Vitesco Technologies Group AG, Check Point Software Technologies, Colruyt SA, Vallourec SA, Kyndryl Holdings, Aker BP oder auch Siltronic. 

DC Value Global Dynamic überzeugt

Zu den konstantesten globalen Nebenwertefonds gehört der DC Value Global Dynamic. Der bei ODDO BHF aufgelegte und von der Dickemann Capital gemanagte Fonds investiert in Unternehmen mit einem bewährten Geschäftsmodell, ausgeprägter Eigentümerorientierung und solider Bilanz. Bei der quantitativen Analyse werden Kriterien wie z.B. stabile Gewinnmargen, attraktive Kapitalrenditen und die Fähigkeit zur Free-Cash-Flow-Generierung berücksichtigt. Bei der qualitativen Analyse wird auch das Geschäftsmodell auf Attraktivität und Beständigkeit bestehender Wettbewerbsvorteile untersucht und bewertet. Der Fonds unterliegt weder Länder-, Sektoren- oder Branchenbeschränkungen noch Beschränkungen hinsichtlich der Unternehmensgröße. Er investiert max. 30 % des Fondsvermögens in Unternehmen kleinerer und mittlerer Größe mit einem Market Cap von bis zu 1 Milliarde EUR, bei denen es sich auch um marktenge Aktien handeln kann. Auch Gold wird beigemischt (aktuell 7,2%). Daher ist er kein klassischer Nebenwertefonds. 

Squad ist auch vorne mit dabei

Fondsberater Matthias Ruddeck setzt beim SQUAD Point Five einen globalen Deep-Value-Ansatz kombiniert mit positivem Momentum. Diese Strategie spiegelt auch der Fondsname „Point Five“ wider, also die Anlagephilosophie „Kaufe 1 Dollar für 50 Cent“. Ruddeck sucht also nach extrem günstigen Aktien im Vordergrund. Gleichzeitig muss aber auch erkennbar sein, dass sich eine positive Entwicklung für die Unternehmen anbahnt. Es wird also nach Katalysatoren gesucht, die das operative Geschäft wieder nach vorn bringen und dabei ein technisches Momentum erkennbar ist. Gekauft wird aber erst, wenn Anzeichen sichtbar sind, dass die Aktie ihren Boden erreicht hat und gleichzeitig die fundamentalen Eckdaten entsprechend günstig sind.

Kein Mainstream-Portfolio

Deutlich unterbewertete Titel werden durch sorgfältige Fundamentalanalyse typischerweise in Branchen, Sektoren oder Ländern gefunden, die große Vermögensverwalter oder Banken (derzeit) nicht auf dem Radar haben. Dadurch hat der SQUAD Point Five nahezu keine Überschneidung zu anderen Aktienfonds oder ETFs. Der Fonds eignet sich besonders gut zur Diversifikation des Portfolios, da auch Länder wie z.B. Japan, Hong-Kong oder Kanada allokiert sind. 81 Titel enthält der Fonds derzeit. Run d 60 Prozent davon weisen Netto-Cash auf und der Buchwert liegt bei 0,89. Im Portfolio finden sich etwa Titel wie MBB SE, DMG MORI Aktiengesellschaft, The Swatch Group AG, Cancom SE, ProCredit Holding AG, Vector Group Ltd., Greenlight Capital Re oder auch Vtech Holdings Limited.

Übersicht der Nebenwertefonds