• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Edelmetalle

Gold, Silber, Palladium & Co.: Was die Heraeus-Experten für Edelmetalle in 2020 erwarten

Investoren in Deutschland zeigen ein ungebrochenes Interesse an Edelmetallen. Als ausgewiesener Experte für das Segment gilt der Technologiekonzern Heraeus.

11.02.2020 | 10:15 Uhr von «Jürgen Büttner»

Die Liquidierung des iranischen Generals Soleimani durch die USA hatte zu Jahresbeginn einen Anstieg der Nachfrage nach sicheren Anlagen ausgelöst, wovon Gold und Silber profitierten. Das schreiben die Experten für das Segment beim Technologiekonzern Heraeus in ihrem aktuellen Jahresausblick zum Edelmetallbereich.

Wie es darin einleitend weiter heißt, könnte diese Rally schnell beendet sein, da reflexartige Reaktionen auf geopolitische Ereignisse in der Regel von kurzer Dauer sind. Die Nachfrage nach sicheren Anlagen könnte in diesem Jahr aber von den Spannungen im Nahen und Mittleren Osten, den US-Präsidentschaftswahlen und den Handelsgesprächen getrieben werden - das Umfeld bleibe damit für Gold und Silber attraktiv.

Platin weise unter den Platingruppenmetallen (PGM) die schwächste Preisentwicklung auf. Der erhebliche Abschlag, von Platin gegenüber Gold und Palladium stützte trotz schwacher Fundamentaldaten den Preis, obwohl das zweite Jahr mit hohen Überschüssen (exklusive Investmentnachfrage) bevorstehe. Weiteres Aufwärtspotenzial sei daher unwahrscheinlich.

Palladium und Rhodium seien ins Jahr 2020 gestartet, wie sie 2019 beendet hatten - mit starken Kursanstiegen. Die Volatilität dürfte auch in diesem Jahr ein stetiger Begleiter der Preisentwicklung bleiben. Erst nachdem die Preise im Januar bereits stark angestiegen seien, hätten die Leiheraten nachgezogen, was auf eine nicht ausreichende Liquidität hindeute. An den Märkten herrsche eine zunehmende Knappheit, die Endverbraucher müssten immer mehr für die beiden Metalle bezahlen.

Die Preise von Palladium und Rhodium korrelierten stark mit der Entwicklung der Automobilindustrie, wodurch bei einem Ausbleiben wirtschaftlicher Erholung und im Falle eines andauernden Rückgangs des Fahrzeugabsatzes eine rasche Trendumkehr einsetzen könnte. Unterbrechungen in der südafrikanischen Produktion seien möglich - diese würden sich jedoch relativ stärker auf die Förderung der "kleinen" PGM auswirken als auf das Angebot von Platin oder Palladium.

Weitere Details zu den konkreten Preiszielen und der zugehörigen Argumentation erfahren sie nachfolgend.

Globale Risiken stützen weiter den Goldpreis

Risiken, die das globale Wirtschaftswachstum beeinträchtigen können, bleiben hoch, so Heraeus. Die geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit dürfte die Nachfrage nach Gold als sichere Anlage unterstützen. Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl, die Handelsgespräche sowie die Spannungen zwischen dem Iran und den USA dürften die Nachfrage nach sicheren Anlagen weiter unterstützen. Das im Dezember von den USA und China erzielte erste Teilabkommen über den bilateralen Handel sei nur als kleiner Schritt in Richtung eines umfassenden Abkommens zu werten, da kontroversere Themenbereiche für spätere Diskussionen ausgespart worden seien. Diese würden ohne Zweifel weiterhin für Spannungen sorgen und somit den Goldpreis beeinflussen.

Der Goldpreis dürfte von den Zinssenkungen der Fed und den sinkenden Anleiherenditen profitieren. Die Fed habe 2019 drei Zinssenkungen vorgenommen, nun liege der Zinskorridor zwischen 1,5 Prozent und 1,75 Prozent. Fed-Präsident Jerome Powell habe bestätigt, dass die Zentralbank weitere Zinssenkungen vorerst nicht beabsichtige, womit ein den Goldpreis potenziell unterstützender Faktor kurzfristig wegfalle. Der Zinsfutures-Markt hingegen antizipiere im weiteren Jahresverlauf erneute Zinsschritte.

Auch am Anleihemarkt bringe der wirtschaftliche Ausblick fallende Renditen mit sich, was die Opportunitätskosten für Goldinvestoren senke. Sollte die Inflation stabil bleiben, steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Realzins in den negativen Bereich falle - wovon der Goldpreis langfristig profitieren würde. Die EZB habe ihre Einlagenfazilität weiter gesenkt und ihr Anleihekaufprogramm wieder aufgenommen, verfüge jedoch über einen geringeren Spielraum für expansive Maßnahmen als die Fed. Wenn die Fed eine stärkere Lockerung ihrer Geldpolitik vornehme als die EZB, würde der Dollar an Stärke einbüßen und der Goldpreis infolgedessen profitieren.

Ein hoher Goldpreis und ein schwaches Wirtschaftswachstum dürften die Nachfrage aus der Schmuckindustrie dämpfen. Die Schmuckmärkte Indiens und Chinas, auf die zusammen nahezu 40% der weltweiten Nachfrage entfallen, wurden im vergangenen Jahr besonders hart getroffen: Der Goldpreis legte deutlich zu, hinzu kamen Bedenken über die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und eine Anhebung des Zollsatzes für Goldeinfuhren in Indien. Die Netto-Goldkäufe der Zentralbanken fielen mit 526 Tonnen in den ersten drei Quartalen stark aus. Sie dürften auch in diesem Jahr stabil bleiben, da Länder wie China und Russland weiterhin ihre Devisenreserven diversifizierten, um eine größere Unabhängigkeit vom US-Dollar zu erlangen.

Auf der Angebotsseite dürfte 2020 ein leichtes Wachstum zu verzeichnen sein. Der hohe Goldpreis werde weiterhin einen Anreiz zur Erweiterung von Minen liefern, da die operativen Margen der Produzenten anstiegen. Das Recycling werde vor allem von den hohen lokalen Goldpreisen auf wichtigen Absatzmärkten wie Indien, China und der Türkei getrieben.

Trotz schwächerer Verbrauchernachfrage dürfte Gold Unterstützung erfahren. Der für den Goldpreis typische saisonale Anstieg habe Ende Dezember eingesetzt; die sich parallel dazu verschärfenden Spannungen im Nahen Osten hätten zu einem reflexartigen Anstieg der Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt, was Gold Anfang Januar weiteren Auftrieb verliehen habe.

Das Sentiment sei stark "bullish", Marktteilnehmer rechneten mit steigenden Kursen: Die Netto-Long-Positionen an der Warenterminbörse NYMEX lägen auf einem Rekordniveau, damit sei der Goldpreis so überkauft wie seit 2010 nicht mehr. Die politischen Unsicherheiten seien größtenteils eingepreist - sollte sich die Situation entspannen, dürfte der Goldpreis nachgeben. Heraeus erwartet für Gold eine Handelsspanne von 1.400 Dollar bis 1.700 Dollar je Feinunze.

050220-chart1
050220-chart1
050220-chart1

Industrielle Nachfrage nach Silber leicht verbessert

Silber wird laut Heraeus weiterhin von der Nachfrage der Investoren nach sicheren Anlagen profitieren, sein stark industriell geprägtes Nachfrageprofil sorgt den Angaben zufolge allerdings für mehr Gegenwind als dies für Gold der Fall ist. Vor dem Hintergrund eines im Vergleich zum Vorjahr bloß geringfügig höheren Wirtschaftswachstums bleibe das Marktumfeld für Silber 2020 anspruchsvoll. Die Wachstumsschwäche der verarbeitenden Industrie und die komplizierten Verhandlungen zwischen den USA und China über ein weiterführendes Handelsabkommen stellten für das weltweite Wachstum Risiken dar. Gold werde wahrscheinlich von der geopolitischen und wirtschaftlichen Situation Rückenwind erhalten, da die Investoren weiterhin in sichere Anlagen investierten, wovon auch Silber profitieren dürfte.

Für die auf die Photovoltaikindustrie entfallende Silbernachfrage werde für dieses Jahr ein Anstieg erwartet. Die Photovoltaikindustrie beginne, sich langsam vom schwachen Wachstum des vergangenen Jahres, das in mehreren Schlüsselmärkten (unter anderem in den USA und China) verzeichnet worden sei, zu erholen. In China werde die Umsetzung von Projekten angegangen, die wegen der Unsicherheit über die Subventionspolitik im vergangenen Jahr aufgeschoben worden seien, was zu einer robusten Nachfrage führen dürfte.

In anderen Regionen, insbesondere in der EU, werde die Nachfrage nach Solaranlagen von der Netzparität und den Zielen für Ökostrom abhängen. Die EU habe ein für ihre Mitgliedsstaaten bindendes Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien gesetzt, das in diesem Jahr erreicht werden müsse. Die installierten Solarkapazitäten in Europa würden Schätzungen zufolge in diesem Jahr um 25 Prozent wachsen. Der Silberverbrauch in dieser Anwendung dürfte trotz Einsparungen dennoch zulegen.

Die Nachfrage nach Silber für elektrische und elektronische Anwendungen werde durch den großflächigen Ausbau des 5G-Netzes in diesem Jahr wachsen. Wie umfangreich dieses Wachstum ausfallen werde, werde auch davon abhängen, wie sehr der Smartphone-Absatz, nach einer Schwächephase in 2019, vom Ausbau der neuen Technologie profitiere. Für den Halbleiterabsatz werde in diesem Jahr mit einer Zunahme gerechnet, die vor allem vom Bedarf an 5G-kompatiblen Geräten und Infrastruktur getrieben ist.

Das Silberangebot sollte 2020 leicht steigen. Es sei anzunehmen, dass auf Grund eines geringeren Silbergehalts im geförderten Erz und wegen Verzögerungen beim Ausbau bestehender Minen die primäre Silberförderung 2019 zurückgegangen sei. Diese Faktoren könnten auch in der ersten Jahreshälfte 2020 anhalten. Dennoch sollte sich die Situation verbessern, zudem werde wegen eines weltweiten Anstiegs der Fördermengen von Zink-, Blei- und Kupferminen die Silberproduktion als Beiprodukt zunehmen.

Heraeus erwartet, dass der Silberpreis erneut leicht hinter dem Goldpreis zurückbleiben wird. Silber dürfte sich in einer Spanne von 16,25 Dollar und 21,00 Dollar je Feinunze bewegen. Während die Entwicklung des Silberpreises in der ersten Jahreshälfte 2019 dauerhaft hinter der des Goldpreises zurückblieben sei, was das Gold/Silber-Ratio im Juli auf ein 28-Jahres-Hoch von 93 habe steigen lassen, habe Silber in der zweiten Jahreshälfte gegenüber Gold aufgeholt. Dennoch sei das Gold/Silber-Ratio über den Gesamtjahreszeitraum von 83 auf 84 gestiegen. Während die industrielle Nachfrage - insbesondere die der Photovoltaikindustrie - robust sein dürfte, werde die Investmentnachfrage nach Silber möglicherweise nicht ausreichen, um mit der Entwicklung des Goldpreises mithalten zu können. Als Gold im Januar von der Nachfrage nach sicheren Anlagen profitiert habe, habe sich die Ratio stabil um den Wert von 85 gehalten. In der Vergangenheit habe sich der Silberpreis besser als der Goldpreis entwickelte, wenn die Inflation zunahm. Angesichts eines weiterhin schwachen Wirtschaftswachstums sei ein Anstieg der Inflation allerdings unwahrscheinlich.

050220-chart2
050220-chart2
050220-chart2

Platin wieder attraktiv für Anleger

Mit über eine Million Unzen (31,1 Tonnen; ohne Investmentnachfrage) wird der Platinmarkt in diesem Jahr weiterhin einen Überschuss verzeichnen, prognostiziert Heraeus. Wegen der rückläufigen Fahrzeugnachfrage in Westeuropa und der sinkenden Schmucknachfrage in China erwarten die Analysten, dass der Bedarf in diesem Jahr um etwa 160.000 Unzen (ca. 5 t) geringer ausfallen wird. Der zunehmende Einsatz von Platin in industriellen Anwendungen, wie zum Beispiel Brennstoffzellen, werde nicht ausreichen, um die schwächere Nachfrage der anderen Segmente zu kompensieren. Man erwartet außerdem, dass die primäre Produktion von Platin 2020 um 150.000 Unzen (4,7 Tonnen) niedriger ausfallen wird, dies sich aber durch ein zunehmendes Angebot aus Recycling von Abgaskatalysatoren kompensiert.

Die Minenproduktion werde 2020 bei circa sechs Millionen Unzen (186,6 Tonnen) liegen. Die hohen Preise für Palladium und Rhodium lieferten einen Anreiz, auch bereits lange in Betrieb befindliche Minen weiter zu betreiben, was den Marktüberschuss vergrößere und den Preisdruck aufrechterhalte. Das größte Risiko für die PGM-Förderung in Südafrika seien mögliche Lastenreduzierungen durch den südafrikanischen Stromversorger Eskom, die zu Versorgungsstörungen führen könnten. 60 Prozent der weltweiten Platinförderung stammten aus Südafrika. Im Dezember sei es erstmals zu Stromausfällen der "Stufe 6" gekommen, als im nationalen Versorgungsnetz eine Leistung von 6.000 MW Elektrizität vom Netz genommen worden seien. Zum ersten Mal seit 2008 sei im Zuge dessen der Betrieb der Minen für einen Tag zum Erliegen gekommen. Länger andauernde Stromausfälle von dieser oder höherer Intensität könnten in diesem Jahr ernsthafte Folgen für die PGM-Produktion haben.

Es sei vorerst unwahrscheinlich, dass die Platinnachfrage durch Substitution in Abgaskatalysatoren profitiere. Man erwartet, dass die Platinnachfrage der Automobilindustrie 2020 um 75.000 Unzen (2,3 Tonnen) zurückgehen werde. Grund dafür sei vor allem der weiter sinkende Marktanteil von Dieselfahrzeugen in Westeuropa. Vor dem Hintergrund eines weiterhin stark ansteigenden Palladiumpreises wäre die Substitution von Palladium in Abgaskatalysatoren durch preisgünstigeres Platin eine attraktive Option. Es scheine allerdings unwahrscheinlich, dass die Zulieferunternehmen in diesem Jahr in der Lage seien, die Zusammensetzung der Katalysatoren zu verändern.

Zudem würde auch dann eine merkliche Änderung der Platinnachfrage erst um einige Jahre zeitversetzt eintreten. Infolge der Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums dürfte auch der Absatz von Nutzfahrzeugen auf wichtigen Märkten wie China, Japan, Europa und Nordamerika sinken. Die Schmucknachfrage dürfte in diesem Jahr um weitere 100.000 Unzen (3,1 t) zurückgehen. Während der weltweit größte Markt für Platinschmuck China weiter schrumpfe, reiche das Wachstum kleinerer Märkte wie Indien und Japan nicht aus, um die Nachfrageeinbußen zu kompensieren. Die Nachfrage nach Platinschmuck in China sei, nachdem sie 2013 einen Spitzenwert von zwei Millionen Unzen (62,2 Tonnen) erreicht habe, um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Das Sekundärangebot dürfte mit etwa zwei Millionen Unzen (62,2 Tonnen) weiterhin stabil bleiben. Das Recycling von Schmuck folge einem ähnlichen Trend wie die Schmucknachfrage und werde in diesem Jahr wegen der schlechten Verbraucherstimmung in China und Japan wahrscheinlich geringfügig sinken. Das Recycling von Abgaskatalysatoren werde durch die Erweiterung von Recyclingkapazitäten, vor allem in Westeuropa, leicht zunehmen. Begrenzt werde dieses Wachstum allerdings durch schwierig zu verarbeitende Diesel-Partikelfilter auf Siliciumcarbid-Basis. Ein Lichtblick für die Platinnachfrage seien andere industriellen Anwendungen, deren Bedarf (insbesondere für die Chemie- und die Erdölindustrie) 2020 um etwa zwei Prozent wachsen dürfte.

Der Marktüberschuss (exklusive Investment) betrage über eine Million Unzen (31,1 Tonnen). Die Investmentnachfrage nach Platin habe 2019 deutlich über eine Million Unzen (31,1 Tonnen) gelegen: Die Bestände der Platin-ETFs seien um 960.000 Unzen (29,9 Tonnen) gewachsen, die Käufe von Münzen und Barren hätten sich auf mehr als 200.000 Unzen (6,2 Tonnen erhöht. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass sich ein derartiger Bestandszuwachs durch ETF-Käufe wiederhole. Da Platin weiterhin einen enormen Abschlag zu Gold und Palladium aufweise, könnte das Interesse von Investoren weiter bestehen bleiben. Der fundamentale Ausblick für Platin bleibe schwach. Deshalb erwartet Heraeus, dass der Preis in einer Spanne zwischen 800 Dollar und 1.050 Dollar je Feinunze handeln wird und maßgeblich vom Interesse der Anleger profitiert.

050220-chart3
050220-chart3
050220-chart3

Palladium steht vor einem volatilen Jahr

Der Palladiummarkt wird laut Heraeus voraussichtlich auch in diesem Jahr ein Defizit von mehr als 500.000 Unzen (15,6 Tonnen) aufweisen. Trotz eines erwarteten Rückgangs des PKW-Absatzes in wichtigen Märkten würden höhere Edelmetallbeladungen der Abgaskatalysatoren die Absatzrückgänge kompensieren und die Nachfrage auf ihrem aktuellen Niveau halten. Das Primärangebot dürfte stabil bleiben, während das Recycling von Abgaskatalysatoren auf Grund von Kapazitätsengpässen nur schwach wachsen werde.

Die Palladiumnachfrage der Automobilindustrie werde von der Einführung strengerer Abgasnormen beeinflusst. Neue, strengere Emissionsrichtlinien wie Euro-6d in der EU oder China-6a in China erforderten höhere Palladiumbeladungen. Die China Association of Automobile Manufacturers erwarte, dass der Absatz im größten Markt für Benzinfahrzeuge 2020 um zwei Prozent auf 25,3 Millionen Fahrzeuge sinken werde (2019: 26 Millionen). Trotzdem dürfte die Palladiumnachfrage der Industrie wegen der zuvor genannten Gründe stabil bleiben - das Marktdefizit halte an und stütze somit den Preis.

Für die sonstige industrielle Palladiumnachfrage werde verglichen mit dem Vorjahr ein Rückgang um fast fünf Prozent prognostiziert, da der hohe Preis zur Substitution von Palladium bei Zahnlegierungen, elektrische Komponenten und chemischen Katalysatoren führe. Der Ersatz des teuren Palladiums durch günstige Alternativen, die keine PGM enthalten, werde den zahnmedizinischen Bedarf von Palladium deutlich senken.

Die weltweite primäre Produktion dürfte in diesem Jahr konstant bleiben. Die geringere Förderung in Russland und Südafrika werde durch eine höhere Förderung in Nordamerika ausgeglichen. Diese resultiere aus einer höheren Produktion von Stillwater und North American Palladium. Auf Grund der höheren geografischen Diversifikation der Vorkommen sei der Palladiummarkt weniger anfällig für Probleme des Stromversorgers Eskom. Dennoch würden sich Produktionsunterbrechungen in Südafrika auf die Palladiumverfügbarkeit auswirken. Die Ofenwartung im Nadezhda-Werk von Nornickel werde die russische Produktion in diesem Jahr vorübergehend um 50.000 Unzen (1,6 Tonnen) reduzieren.

Das Recycling von Palladium dürfte in diesem Jahr zunehmen. Die verfügbaren Recyclingmengen aus Abgaskatalysatoren, Schmuck, Elektronikschrott (WEEE) stiegen, das Produktionswachstum könnte aber durch Kapazitätsengpässe in einigen Scheideanstalten begrenzt sein. Das zunehmende Recycling von Abgaskatalysatoren spiegelten die wegen strengerer Abgasnormen steigenden Katalysatorbeladungen wider. Fahrzeuge, die nach Euro-5-Norm von 2009 produziert worden seien, erreichten derzeit vermehrt ihr Lebensende.

Heraeus erwartet, dass sich der Palladiumpreis in einer Spanne zwischen 1.800 Dollar und 2.800 Dollar je Feinunze bewegen wird, was vor allem dem strukturellen Markdefizit geschuldet sei. Der Preisanstieg habe sich im Januar nochmal beschleunigt und Werte von mehr als 2.500 Dollar erreicht, ausgelöst durch geringe Verfügbarkeit und einen Anstieg der Leihesätze auf zweistellige Werte für sofort verfügbares Material. Jede Unterbrechung, wie zum Beispiel durch Einschränkungen in der Stromversorgung in Südafrika, könne zu einer erneuten Eskalation der Preisvolatilität führen.

Der Palladiumpreis sei 2019 um 50 Prozent gestiegen, habe sich innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelt und notiere jetzt mehr als doppelt so hoch wie auf seinem 2001 erreichten vormaligen Rekordstand. Zu beachten sei jedoch, dass auf derart ausgeprägte Preisanstiege bei einer Änderung des Marktumfeldes ebenso hohe Preisrückgänge folgen könnten. Das größte Abwärtsrisiko für Palladium wäre eine Verschlechterung des gesamtwirtschaftlichen Ausblicks, der zu einem Rückgang des PKW-Absatzes führen würde.

050220-chart4
050220-chart4
050220-chart4

Strengere Abgasnormen lassen Nachfrage bei Rhodium ansteigen

Höhere Katalysatorbeladungen werden nach Einschätzung von Heraeus den niedrigeren PKW-Absatz kompensieren. Über 80 Prozent der Nachfrage nach Rhodium entfielen auf Abgaskatalysatoren - mit zunehmendem Anteil. Das Inkrafttreten neuer, restriktiverer Abgasnormen in mehreren großen Regionen (insbesondere in China, dem größten Markt für Benzinfahrzeuge) verliehen der Nachfrage nach Rhodium und Palladium Rückenwind. Die höheren Beladungen würden den Einfluss des stagnierenden PKW-Absatzes auf die Nachfrage kompensieren. Begrenzt werde das Aufwärtspotenzial der Rhodiumnachfrage durch die verbleibenden industriellen Anwendungen, deren Bedarf wahrscheinlich leicht zurückgehe.

Der hohe Rhodiumpreis schaffe Substitutionsanreize. Die Nachfrage nach Rhodium für industrielle Anwendungen werde Schätzungen zufolge 2020 um fast zehn Prozent sinken, was zum Teil auf die Substitution von Rhodium bei der Glasherstellung zurückzuführen sei. Für gewöhnlich werde für die Glasfaserherstellung auf eine Legierung mit höherem Platin- und damit geringeren Rhodiumgehalt zurückgegriffen, wenn das Verhältnis von Rhodium zu Platin 4:1 überschreite. Derzeit liege das Verhältnis bei mehr als 6:1 und liege damit seit Juli 2019 oberhalb der Substitutionsschwelle.

Unterbrechungen der Stromversorgung durch Eskom stellten ein hohes Risiko für die Rhodium-Produktion dar, die sich auf Südafrika konzentriere. Für dieses Jahr werde ein Rückgang des Primärangebots von Rhodium in Höhe von etwa vier Prozent erwartet. Der hohe Rhodiumpreis habe viele südafrikanische Minenbetreiber zur Verlängerung der Betriebsdauer von Minen mit rhodiumreichen Erzbeständen getrieben, deren Schließung zuvor vorgesehen gewesen sei. Auf Grund von Minenschließungen sowie der Erschöpfung von Erzbeständen werde für dieses Jahr dennoch ein Rückgang der Förderung erwartet. Da etwa 80 Prozent des weltweit geförderten Rhodiums aus Südafrika stamme, würden mögliche Unterbrechungen der Stromversorgung durch Eskom in diesem Jahr den Markt besonders treffen. Das Sekundärangebot werde wachsen, was vor allem einer Zunahme des Recyclings von Abgaskatalysatoren in 2020 geschuldet sei.

Der zunehmende Rhodiumbedarf der Autoindustrie habe im zweiten Jahr in Folge zu einem Marktdefizit geführt. Rhodium habe 2019 mit einem Preisanstieg um 3.810 Dollar bzw. 151 Prozent die mit Abstand beste Preisentwicklung unter den PGM vorweisen können. Die Nachfragestruktur ähnele derjenigen von Palladium, folglich stelle ein schrumpfender Automobilabsatz die größte Gefahr für den Rhodiumpreis dar - jede Störung der Förderung würde entsprechend den Aufwärtsdruck auf den Preis erhöhen. Auf dem Markt herrsche Knappheit und die Preisvolatilität könnte weiter zunehmen, sodass für Rhodium in diesem Jahr aus der Sicht von Heraeus eine Handelsspanne zwischen 5.000 Dollar und 12.000 Dollar je Feinunze zu erwarten ist.

050220-chart5
050220-chart5
050220-chart5

Umfeld deutet bei Rhutenium auf Preisanstieg hin

In diesem Jahr wird nach Angaben von Heraeus ein Rückgang des Primärangebots von Ruthenium erwartet. Dies wäre das zweite Jahr in Folge mit einem Rückgang des Angebots, das auf unter eine Million Unzen (31,1 Tonnen) fallen dürfte. Geringfügige Einschränkungen der Produktion in Südafrika, die durch Probleme der Stromversorgung verursacht worden seien, wirkten sich 2019 nicht auf den Rutheniumpreis aus. Sollten jedoch in diesem Jahr weitere Störungen wie beispielsweise längere Stromausfälle auftreten, wäre Ruthenium das am meisten betroffene Edelmetall, da 90 Prozent des weltweit geförderten Rutheniums aus Südafrika stammten.

Die Rutheniumnachfrage der Elektroindustrie unterliege Unsicherheiten. Den Herstellern von Hard-Disk-Drive-Festplatten (HDDs) verfolgten unterschiedliche Ansätze, von denen einige keine Verwendung von Ruthenium mehr vorsähen. Seagate, einer der führenden Hersteller, habe 2019 die Entwicklung der hitzeunterstützten magnetischen Aufzeichnung (HAMR) Technologie bekannt gegeben. Diese Technologie funktioniere ohne jegliche mit Ruthenium beschichteten Komponenten. Western Digital hingegen habe seine Pionierarbeit mit der Mikrowellen-unterstützten magnetischen Aufzeichnung (MAMR) fortgesetzt, die weiterhin den Einsatz von Ruthenium erfordere. Die Hersteller Western Digital und Seagate haben nach Toshiba die größten Marktanteile der HDD-Produktion.

Nachdem der Rutheniumpreis bis Ende 2019 über sechs Monate konstant geblieben sei, habe er in diesem Jahr bereits Zeichen von Leben gezeigt. Ruthenium dürfte diesem Jahr nach dem Urteil von Heraeus voraussichtlich in einer Spanne zwischen 200 Dollar und 300 Dollar je Feinunze handeln.

050220-chart2
050220-chart2
050220-chart2

Iridium von gestiegener Nachfrage gestützt

Weil 2019 der Absatz von Smartphones stagnierte, war die Nachfrage nach Iridium-Tiegeln für die Produktion von Lithium Tantalat für die Verwendung in Akustischen-Oberflächenwellen-Filtern (AOW) schwach, erklärt Heraeus. AOW-Filter fänden ein breites Einsatzspektrum in der Elektronik, wovon ein großer Marktanteil auf Smartphones entfalle. In diesem Jahr werde die Nachfrage vermutlich wegen des großflächigen Ausbaus des 5G-Netzes anziehen. Es werde jedoch angenommen, dass die Wachstumsrate nicht so stark ausfalle wie beim Ausbau des 4G-Netzes. Das auf Informationstechnologie spezialisierte Marktforschungsunternehmen International Data Corporation schätzt demnach, dass die Anzahl ausgelieferter Smartphones 2020 um 1,6 Prozent zulegen wird, was sich positiv auf die Iridiumnachfrage auswirke.

Die Nachfrage nach SaphirSubstraten für LEDs dürfte dynamisch bleiben. Die elektrochemischen Anwendungen von Iridium würden 2020 ein treibendes Segment für die Nachfrage sein. Ein wichtiges Verfahren zur Wasseraufbereitung sei die Elektrochlorierung, bei der mit Iridiumund Rutheniumoxid beschichtete Elektroden als Katalysator zur Erzeugung von Chlor verwendet werden, das der Abwasser-Desinfektion dient. Die neueste Norm zur Behandlung von Ballastwasser sei im vergangenen Oktober in Kraft getreten, bis 2024 müssten alle Schiffe weltweit ihre Ballastwasser-Behandlung gesetzeskonform gestalten. Auf Grund dieser neuen gesetzlichen Vorschriften würden Schiffsbauer sowohl beim Neubau als auch der Umrüstung von Schiffen in diesem Jahr eine vermehrte Iridiumnachfrage generieren.

Die Förderung von Iridium, die 2019 einen Höchststand erreichte, werde in diesem Jahr sinken. Die südafrikanische Iridiumförderung, die einen Anteil von über 80 Prozent am globalen Primärangebot habe, werde voraussichtlich um etwa sieben Prozent zurückgehen. Da die Förderung im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreicht habe, stelle dies einen Rückgang auf ein eher normales Niveau dar. Die Wiederinbetriebnahme von Minen wie der Eland-Mine und die verzögerte Stilllegung von Schächten werde auf das gesamte Marktangebot lediglich einen marginalen Effekt ausüben.

Das stetige Nachfragewachstum einerseits sowie die sinkende Angebotsmenge der großen Minenunternehmen andererseits würden zu einer angespannteren Marktlage führen. Dennoch werde ein geringer Marktüberschuss erwartet. Da der Preis sich bereits auf einem Rekordniveau befindet, erwartet Heraeus für 2020 eine enge Preisbandbreite zwischen 1.450 Dollar und 1.600 Dollar je Feinunze.

050220-chart7
050220-chart7
050220-chart7

Bildquellen: BÖRSE ONLINE

Diesen Beitrag teilen: