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Expertenanalyse Trump: „Es wird schmerzhaft (für alle)“

US-Präsident Donald Trump
Analyse

Jede Woche veröffentlichen Finanzexperten Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch regelmäßig die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

07.02.2025 | 14:30 Uhr von «Peter Gewalt»

Diese Woche analysieren Investmentprofis die möglichen Folgen der aggressiven Handelspolitik der neuen US-Regierung.

Tiffany Wilding, Ökonomin bei PIMCO, untersucht die Konsequenzen der angekündigten US-Zölle:

„1. Was ist passiert? Die jüngsten Ankündigungen der US-Regierung unter Donald Trump, darunter Zölle von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie eine Erhöhung der Zölle um zehn Prozent auf chinesische Waren, hat an den Märkten erhebliche Volatilität ausgelöst. Für Kanada und Mexiko wurden die Zölle im Zuge kurzfristiger Verhandlungen zwar vorerst ausgesetzt, doch die Zollerhöhung auf chinesische Importe ist bereits in Kraft getreten, was erhöhte Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik und mögliche Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder schürt. Wir halten dies lediglich für den Beginn weiterer handelspolitischer Schritte der US-Regierung. Weitere Länder mit regelmäßigen Handelsüberschüssen gegenüber den USA – wie Japan, Deutschland, Vietnam und Irland – müssen sich nun auf eine zunehmend instabile Handelsbeziehung mit den USA einstellen.

2. Wirtschaftliche Folgen und Inflation: Werden die neuen Zölle vollständig umgesetzt, könnte die Inflation dadurch in den USA um 0,8 Prozentpunkte steigen und das Wachstum im ersten Jahr um 1,2 Punkte sinken. Besonders stark dürften die negativen Auswirkungen in Kanada und Mexiko ausfallen, da beide Länder enge Handelsbeziehungen mit den USA unterhalten.. Die Zölle auf chinesische Waren sollten hingegen zumindest die US-Konjunktur weniger stark beeinflussen.

3. Lieferkettenstörungen: Das Risiko von Lieferkettenstörungen durch die Zölle birgt eine erhebliche Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Aufgrund der engen wirtschaftlichenVerflechtungen zwischen den USA und Kanada sowie den USA und Mexiko könnten Zölle auf diese Länder mehr Schaden anrichten als jene auf China. Hintergrund ist, dass in der Industrieproduktion mit kanadischer und mexikanischer Beteiligung viele Komponenten gleich mehrfach die US-Grenzen passieren, bevor ein entsprechendes Endprodukt fertiggestellt wird.

4. Erwägungen der U.S. Federal Reserve: Die anhaltend hohe Inflation nach der Pandemie, die starke US-Wirtschaft zu Beginn dieser Phase und die gegensätzlichen Bedeutungen der Zölle für das Doppelmandat der Fed dürften die US-Notenbank vorerst abwarten lassen. Die erhöhte Unsicherheit spricht für einen langsameren Übergang zu einem neutralen Zinsniveau. Es käme daher nicht überraschend, sollte die Fed die Zinsen das gesamte Jahr über stabil halten, bis mehr Klarheit besteht."

Quelle: Trading Economics

Gilles Moëc, Chefökonom der AXA Group und Leiter der AXA IM Research-Abteilung, analysiert die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Handelszöllen auf China, Kanada und Mexiko, in seinem aktuellen Marktkommentar „Macrocast: Es wird schmerzhaft (für alle)“ :

„Wer gehofft hatte, dass Donald Trump nur wenige seiner Wahlankündigungen umsetzen würde, wird dies nach der Bekanntgabe von Zöllen gegen Kanada, Mexiko und China am letzten Wochenende möglicherweise noch einmal überdenken müssen. Zwar wurden gegen China Zölle von nur zehn Prozent verhängt und Europa blieb bislang ganz verschont, aber wir meinen, dass dies nur die erste Runde war.

U„Was Trump allen Handelspartnern sagt, ist, dass die USA bereit sind, einige Schmerzen in Kauf zu nehmen, um ihre Vorherrschaft zu behaupten. Die Auswirkungen auf die Inflation werden vermutlich spürbar sein. Niemand, so eng seine Beziehungen zu den USA auch sein mögen, ist vor Handelszöllen gefeit.“

„Für die beiden nordamerikanischen Partner der USA wird es schwierig sein, der Rezession zu entkommen. Umgekehrt wären die Auswirkungen der zusätzlichen Zölle von zehn Prozent auf die chinesische Wirtschaft und das chinesische BIP recht begrenzt.“

„Die Ankündigungen der Zölle vom vergangenen Samstag könnten das Ende des „guten Trump-Handels“ einläuten.”

„Die aktuelle Situation wird die Fed in ihrer Neigung zu einer Zinspause bestärken, die bereits in der Pressekonferenz von Jay Powell letzte Woche – vor der Ankündigung der Zölle – deutlich wurde. Das wird sich auf die Langfristzinsen auswirken.“

„Die Fed dürfte erst dann wieder auf ihren Zinssenkungszyklus einschwenken, wenn die „Trumpnomics“ voll durchschlagen, wenn also das BIP-Wachstum nach dem derzeitigen „Zuckerrausch“ nachlässt. Dies würde helfen, einen erneuten Anstieg der Verbraucherpreise aufzufangen, und ist nach der Ankündigung vom Wochenende vermutlich noch wahrscheinlicher geworden.“

Quelle: Trading Economics

Das Fixed-Income-Teams von PGIM sieht unter anderem  negative Auswirkungen der Trumpschen Handelspolitik für den Automobilsektor:

 „Die Märkte starteten in eine neue Woche mit einigen irritierenden Schlagzeilen über die angekündigten Zölle gegen Mexiko, Kanada und China, die vermutlich wachstumsorientierteren Maßnahmen wie Senkungen der Unternehmenssteuersätze und dem Abbau von Regulierungen vorausgehen werden. Sollten die angekündigten Zölle in Kraft treten - derzeit werden die US-Zölle auf mexikanische und kanadische Importe um einen Monat verschoben - erwarten wir einen „statischen“ Rückgang des US-BIP um 1 Prozentpunkt und einen gleichzeitigen Anstieg der Inflation um 1 Prozentpunkt.

Das Hin und Her bei den Zöllen birgt die Gefahr einer großen Verwirrung, die sich möglicherweise auf die Märkte auswirkt. Darüber hinaus könnten die Auswirkungen dieser Unsicherheit einige der wachstumsfördernden politischen Aspekte abschwächen, sobald sie in den kommenden Monaten zum Tragen kommen.

Daher glauben wir, dass sich die Fed weiterhin auf die potenziellen Auswirkungen der Zölle auf das Wachstum konzentrieren und einmalige Preiserhöhungen ignorieren wird. In Hinblick auf die Inflation könnte die Fed daran erinnern, dass die Politik nach wie vor restriktiv ist, sodass die Zölle die Fed weiterhin in einer abwartenden Haltung halten könnten.

Viele verweisen auf die Einführung von Zöllen im Jahr 2019, die sich jedoch nicht auf Energieimporte beziehen, weshalb der Energiesektor in letzter Zeit besonders im Fokus steht. Unsere Schlussfolgerungen für den Sektor umfassen das Potenzial für größere Auswirkungen auf Diesel- und Flugzeugkraftstoffe (aufgrund der Zusammensetzung des kanadischen Rohöls) im Vergleich zu Benzin. Da die US-Raffinerien nach kostengünstigerem Rohöl suchen, könnte auch der Marktanteil Saudi-Arabiens steigen, insbesondere wenn die US-Regierung zusätzliche Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor verhängt.

Der Automobilsektor steht ebenfalls im Fokus, da fast ein Viertel aller in den USA verkauften Fahrzeuge im Jahr 2024 außerhalb des Landes gebaut wurden. Wir halten es für schwierig, die Kostensteigerungen an die Verbraucher weiterzugeben, insbesondere angesichts steigender Fahrzeugpreise, höherer Zinsen und geringerer Finanzierungsmöglichkeiten. Es wird wahrscheinlich eine Frage der Kostenverteilung zwischen Zulieferern, Erstausrüstern und Händlern, wobei die beiden letzteren wahrscheinlich die Hauptlast der Auswirkungen zu spüren bekommen."

Quelle: Trading Economics

Kann die US-Wirtschaft – und die Märkte – Trumps Zölle überleben? Diese Frage untersucht Stephen Dover vom Franklin Templeton Institute:

· Vergeltungsmaßnahmen: Mexiko, Kanada und China haben Vergeltungsmaßnahmen angekündigt und damit die Voraussetzungen für einen schnell eskalierenden Handelskrieg geschaffen.

· Wirtschaftliche Volatilität: Obwohl Dienstleistungen über 80 Prozent der amerikanischen Wirtschaft ausmachen, zielen diese Zölle auf Industriegüter ab, was sich erheblich auf die wirtschaftliche Volatilität auswirkt.

· Höhere Preise und geringere Margen: Fast die Hälfte der US-Importe sind Vorleistungen für US-Unternehmen, was bedeutet, dass diese Zölle die Unternehmen ungleichmäßig treffen und einige dazu zwingen werden, die Preise zu erhöhen, geringere Margen zu akzeptieren oder beides. Langfristig wird dies Auswirkungen auf die Lieferketten haben.

· Anhaltende Unsicherheit: Die langfristige Natur dieser Zölle bleibt ungewiss. Sie könnten eine Verhandlungstaktik von Präsident Trump oder der Beginn eines langwierigen Handelskrieges sein, der ein geringeres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, eine höhere Inflation in den USA, einen stärkeren Dollar und höhere Zinssätze in den USA riskiert. Die Unsicherheit erschwert Investitionsentscheidungen für Unternehmen.

· Gemischte Auswirkungen auf die Gewinne: Für Unternehmen, die weniger ausländische Konkurrenz und begrenzte importierte Rohstoffe haben, können Zölle die Gewinne steigern. Unternehmen, die jedoch von neu verzollten Importen oder stark von importierten Rohstoffen abhängig sind, werden einem erheblichen Margendruck ausgesetzt sein.

· Märkte und Unternehmen mögen keine Unsicherheit: Obwohl seit der Amtseinführung mehrere marktfreundliche politische Positionen vertreten wurden, könnte die Unsicherheit der Zollpolitik diese positiven Aspekte zunichte machen.

· Engagement für die Steigerung der US-Inlandsproduktion: Präsident Trumps entschlossenes Vorgehen gegenüber Kanada und Mexiko, trotz eines neuen Freihandelsabkommens mit beiden Ländern während seiner ersten Amtszeit, unterstreicht die Ernsthaftigkeit seines Engagements für die Einführung von 60 Prozent-Zöllen auf chinesische Importe und eines 10 Prozent-20 Prozent-Universalzolls auf alle in die Vereinigten Staaten importierten Produkte. Diese Zölle zielen darauf ab, die inländische Produktion von Waren in den Vereinigten Staaten anzukurbeln.

· Der Markt wird sich erweitern: Diese Situation bestärkt uns in der Erwartung, dass die Aktienmarktperformance sich ausweiten und ein breiteres Spektrum von Unternehmen erreichen wird. Small-Cap-Unternehmen, die nicht von Importen oder Exporten abhängig sind, könnten sich besser entwickeln als Large-Cap-Aktien mit internationalen Aktivitäten. Dies erhöht die Dringlichkeit, dass künstliche Intelligenz in den Vereinigten Staaten reale Produktivitätssteigerungen nachweist.

· „Diesmal ist es anders“: In den meisten Diskussionen über Handelskriege werden historische Parallelen zur Smoot-Hawley-Zollgesetzgebung und zur Verschärfung der Weltwirtschaftskrise gezogen. Im Gegensatz zu den 1930er Jahren könnten die heutigen Bemühungen, eine stabile Geldmenge, niedrige Steuern und weniger Unternehmensvorschriften aufrechtzuerhalten, die negativen Auswirkungen von Zöllen abmildern.

· Wachsamkeit der Federal Reserve (Fed): Die Reaktion der Fed auf diese Zölle ist von entscheidender Bedeutung. Wir würden erwarten, dass die Fed dieses Problem energisch angeht und sich weiterhin auf einen datengestützten Ansatz stützt."

Quelle: Trading Economics

Damian McIntyre, Head of Multi-Asset Solutions bei Federated Hermes meint zu diesem Thema:

„Unternehmen stellen ihre Lieferketten auf den Prüfstand – erst durch die Pandemie, jetzt durch neue Strafzölle. Der Druck wächst, globale Strukturen widerstandsfähiger zu gestalten und gleichzeitig regionale Netzwerke zu stärken. Die Trump-Administration treibt „Made in America“ und die Verlagerung von Produktionsketten voran. Reshoring bleibt ein langsamer Prozess, doch dieser Trend dürfte sich während Trumps Präsidentschaft fortsetzen.

Höhere Zölle könnten die Inflation kurzfristig anheizen, wenn Unternehmen die Kosten weitergeben. Wir erwarten jedoch nicht, dass die Inflation dadurch nachhaltig steigen wird.

Mit den Strafzöllen zeigt Donald Trump, dass er dieses Mittel gezielt einsetzt. Ob als Verhandlungsstrategie oder geopolitisches Signal – die Maßnahmen könnten das Investitionsklima belasten und höhere Risikoprämien zur neuen Realität machen. Ob Zölle, geopolitische Spannungen oder technologische Umbrüche – Anleger stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Wir sind davon überzeugt, dass Investitionen in eine breite Mischung global diversifizierter Vermögenswerte eine Möglichkeit sind, starke, widerstandsfähige Portfolios zu erhalten.“

Quelle: Trading Economics

Das Multi-Asset-Team von Nikko AM setzt trotz des zunehmenden US-Protektionismus weiter verstärkt auf US-Aktien:

„In den vergangenen zwei Jahren schienen die Bären zu Jahresbeginn in der Überzahl zu sein. Darüber hinaus waren sich die Strategen uneins über die richtige geographische Positionierung. Inzwischen haben die Bären weitgehend kapituliert und erstmals wird fast einstimmig empfohlen, die USA über- und den Rest der Welt unterzugewichten – obwohl der US-Markt bereits am höchsten bewertet ist. Die Angst, etwas zu verpassen, scheint die Strategen eingeholt zu haben, nachdem sie zwei Jahre lang falsch lagen. Irgendwann dürfte es ratsam werden, über die USA hinaus in andere Risikoanlagen zu diversifizieren. Bis dahin setzen wir die folgenden Schwerpunkte:

Wir halten an US-Tech-Aktien fest. Die Unternehmensgewinne sind robust und die langfristige Wachstumsstory des Sektors gilt weiterhin. Die Rally hat sich darüber hinaus verbreitert. Die kontrollierte Inflation, die Erwartung weiterhin hoher Staatsausgaben und der republikanische Protektionismus der heimischen Wirtschaft sprechen für US-Aktien."

Quelle: Trading Economics

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