Das Vertrauen der Bürger in ihre Altersvorsorge nimmt wieder zu, nachdem es, wohl wegen der geopolitischen Verwerfungen, in der letzten Erhebung im Herbst 2022 seinen bisherigen Tiefstand erreicht hatte.
20.06.2023 | 12:10 Uhr
Das zeigt der Deutsche Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) der
mit einem Wert von -5,4 im letzten Herbst nun, ein halbes Jahr später, mit 1,2
in den positiven Bereich zurückgekehrt ist. Der vom Deutschen Institut für
Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) halbjährlich erhobenen Kennzahl
liegt eine repräsentative Umfrage unter 2.000 Bürgerinnen und Bürgern zugrunde;
die Kennzahl misst das Meinungsklima zur Altersvorsorge in Deutschland und kann
Werte zwischen -100 und +100 annehmen.
Der Index setzt sich aus zwei Teilindizes zusammen: Während die aktuelle
Lage mit -3,3 weiter skeptisch bewertet wird, sorgen die deutlich
positiveren künftigen Erwartungen mit +5,8 für die Trendwende beim
Gesamtindex. „Schaut man sich den Indizes differenziert an, ist interessant,
dass bei Frauen, den Älteren und in Ostdeutschland die Skepsis weiter groß ist.
Der aufkeimende Renten-Optimismus ist also jung, männlich, westlich“, erläutert
Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.
Auf die Frage, wie sich das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rente in
den nächsten zehn bis zwanzig Jahren entwickeln wird, geht weiterhin eine
Mehrheit der Befragten von einer Verschlechterung aus, wenngleich diese von 61
Prozent im Herbst 2022 auf gut 53 Prozent in der aktuellen Befragung etwas
geschrumpft ist. Die Menschen trauen der gesetzlichen Rente also wieder mehr
zu.
Unbenommen dessen plant eine Mehrheit, die private Altersvorsorge in den
nächsten drei Jahren entweder auf dem aktuellen Niveau zu halten (51,8 Prozent)
oder sogar mehr zu tun (40,3 Prozent). Dazu kommentiert Martin Klein,
Geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands VOTUM, eines der vier
Trägerverbände des DIVA: „Die Einsicht, dass die gesetzliche Rente allein nicht
reicht und ergänzende private Vorsorge wichtig ist, scheint sich bei den
Menschen im Land durchzusetzen. Umso mehr ist zu hoffen und zu wünschen, dass
die aktuell tagende Fokusgruppe private Altersvorsorge der Bundesregierung
endlich Vorschläge für eine Verbesserung dieser dritten Säule bringt. Eine
Reform des Riester-Sparens ist seit Jahren überfällig.“ Die Mitglieder seines
Verbandes, besonders die in den östlichen Bundesländern, riefen schon lange
händeringend nach einer Reform. Aufgrund des immer noch unterschiedlichen
Lohnniveaus nach 33 Jahren Wiedervereinigung bliebe der arbeitenden Bevölkerung
in den neuen Bundesländern weniger Einkommen, um private Vorsorge zu betreiben.
Die nicht flächendeckende betriebliche Altersvorsorge käme erschwerend hinzu,
führt Klein weiter aus.
DIVA-Direktor Heuser plädiert sogar für eine Aufstockung der Zulagen: „Die
Inflation nagt ja nicht nur an der Kaufkraft der gesetzlichen Rente, sondern
auch an der der privaten Altersvorsorge. Diejenigen, die private
Rentenversicherungen von Beginn an mit Dynamik abgeschlossen haben, haben es
richtig gemacht. Wenn Riester jetzt reformiert wird, dann sollte die Politik
auch eine Dynamisierung der Zulagen einbauen, mit der ein Inflationsausgleich
möglich wäre.“ Schließlich müssten Riester-Sparer bei jeder Gehaltserhöhung die
Beiträge erhöhen, um weiter die volle Zulage zu erhalten. Dann sei es nur
gerecht, wenn auch die Zulagen mit ansteigen. Ansonsten läge die Verantwortung
für die Inflation allein bei den Menschen.“
Für die Berechnung des Index wurden 2.000 Personen in Deutschland von
INSA-CONSULERE im Auftrag des DIVA befragt. Alle Ergebnisse des aktuellen
Deutschen Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) sind auf der Website des DIVA zu
finden: www.diva.de. Halten Sie sich gerne auch über unseren Twitter-Kanal
@DivaFinanzen auf dem Laufenden.
Abb1: Zeitliche Entwicklung des Deutschen Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) seit Auflage. Die jeweiligen Index-Werte berechnen sich als arithmetische Mittel der beiden Einzelindizes „Aktuelle Lage“ und „Künftige Erwartungen.“ Die zugrundeliegenden Befragungen wurden von INSA-CONSULIERE im Auftrag des DIVA durchgeführt (Stand: 30.04.2023), n=2.000.
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