Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Nachfrage nach Privatmarktanlagen in Europa seit 2024 deutlich gestiegen ist. Die European Fund Selector Study (EuroFSS), durchgeführt von „Research in Finance“ in Zusammenarbeit mit Neuberger Berman, beleuchtet die Präferenzen und Erwartungen von Fondsselektoren in Kontinentaleuropa und dem Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse unterstreichen die zunehmende Bedeutung von Private Equity, Private Debt und europäischen Langfristfonds (ELTIFs) im Portfolio institutioneller und privater Investoren.
26.06.2025 | 11:00 Uhr
• Die Nachfrage nach Privatmarktanlagen in Europa ist seit 2024 deutlich gestiegen.
• Private Equity bleibt die beliebteste Anlageklasse im Privatmarkt.
• Der Anteil der Fondsselektoren, die in Private Markets investieren wollen, stieg von 19 auf 47 Prozent.
• Der Bekanntheitsgrad und die Nutzung von ELTIFs (European Long-Term Investment Funds nehmen europaweit stark zu.
• In Deutschland liegt die Netto-Nachfrage nach Private Assets bei 41 Prozent.
Private Equity ist weiterhin die beliebteste Anlageklasse im Privatmarktsegment. Besonders stark investiert wird in den nordischen Ländern, Deutschland und der Schweiz, wo die durchschnittlichen Allokationen bei Privatanlegern und institutionellen Investoren zwischen 8,2 und 9,4 Prozent liegen. Im Vereinigten Königreich ist die Private-Equity-Quote mit 4,4 Prozent deutlich geringer, was auf eine stärkere Präferenz für klassische Investmentfonds hindeutet. Die Studie prognostiziert, dass insbesondere paneuropäische Privatanleger ihre Private-Equity-Engagements in den kommenden zwölf Monaten weiter ausbauen werden.
Ein bemerkenswerter Trend ist die stark gestiegene Nachfrage nach Private Debt. Der Anteil der Fondsselektoren, die ihre Allokationen in dieser Anlageklasse erhöhen wollen, hat sich von 19 Prozent im Vorjahr auf 47 Prozent erhöht. Private Debt profitiert von seiner Resilienz in einem volatilen makroökonomischen Umfeld und bietet attraktive risikoadjustierte Renditen. Besonders ausgeprägt ist das Interesse in Spanien und Frankreich, wo die durchschnittlichen Allokationen mit 65 bis 67 Prozent deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegen. Experten sehen für 2025 ein weiterhin starkes Wachstum in diesem Segment, getragen von einer Erholung der M&A-Aktivitäten und der Anpassung von Fondsstrategien an veränderte Marktbedingungen.
Der Bekanntheitsgrad der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) hat in den letzten zwölf Monaten erheblich zugenommen. Rund 70 Prozent der befragten paneuropäischen Fondsselektoren sind mit diesem Investmentvehikel vertraut, verglichen mit etwa 50 Prozent im Vorjahr. Besonders in Italien ist das Bewusstsein für ELTIFs hoch: 85 Prozent der Selektoren kennen diese Fondsstruktur, und 24 Prozent empfehlen sie aktiv ihren Kunden. Insgesamt haben 37 Prozent der Befragten bereits in ELTIFs investiert oder planen dies in naher Zukunft, während OGA-Teil-II-Fonds mit elf Prozent deutlich weniger verbreitet sind.
Für die paneuropäischen Fondsselektoren sind die wichtigsten Vorteile von Privatmarktanlagen die Diversifizierung des Portfolios (74 Prozent) und das hohe Renditepotenzial (60 Prozent). Weitere geschätzte Eigenschaften sind die langfristige Ausrichtung (45 Prozent), Kapitalwachstum (33 Prozent) und geringe Volatilität (33 Prozent). Demgegenüber stehen als größte Hürden mangelnde Liquidität (57 Prozent), fehlende Transparenz (41 Prozent) und hohe Mindestanlagebeträge (36 Prozent).
In Deutschland liegt die Netto-Nachfrage nach Private Assets bei 41 Prozent, gefolgt von Multi-Asset-Produkten mit 35 Prozent und Income-Produkten mit 31 Prozent. Christian Puschmann, Head of Client Group Germany and Austria bei Neuberger Berman, kommentiert: „Im derzeit volatilen makroökonomischen Umfeld sind die Widerstandsfähigkeit und Diversifizierung, die Privatmärkte bieten, für Kunden wertvoller denn je. Alternative Anlagen sind auf dem besten Weg, zum Mainstream zu werden und eine unverzichtbare Rolle in den Portfolios von Fondsselektoren einzunehmen.“ Er weist zudem darauf hin, dass trotz hoher Bekanntheit von ELTIFs in Deutschland (81 Prozent) erst 16 Prozent der Selektoren diese aktiv empfehlen. Hier sieht Neuberger Berman Nachholbedarf bei der Aufklärung über die differenzierenden Merkmale von ELTIFs im Privatkundengeschäft.
Um Fondsselektoren und Finanzberater bei der Navigation im komplexen Privatmarktumfeld zu unterstützen, startet Neuberger Berman in Deutschland und Österreich die „NB Private Markets Academy“. Diese Plattform bietet On-Demand-Schulungen, Expertenwissen und Ressourcen, um das Verständnis und die Nutzung von Privatmarktanlagen zu fördern.
Die EuroFSS 2025 bestätigt den Trend, dass Privatmarktanlagen in Europa zunehmend an Bedeutung gewinnen. Private Equity bleibt die bevorzugte Anlageklasse, während Private Debt mit einem starken Nachfrageanstieg aufwartet. ELTIFs etablieren sich als wichtige Vehikel für langfristige Investments, insbesondere im Retailbereich. Trotz der Herausforderungen wie Illiquidität und Transparenzmängeln setzen Fondsselektoren verstärkt auf die Diversifizierung und Renditechancen, die private Assets bieten. Dies spiegelt den Wandel hin zu alternativen Investments als festen Bestandteil moderner Portfolios wider – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte. (jk)
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