Seit dem 2. Mai 2025 können deutsche Anleger wieder direkt in Schweizer Aktien investieren. Nach fast vier Jahren des Handelsstopps ist dies ein bedeutender Schritt für die europäische Kapitalmarktintegration – und eine gute Nachricht für Privatanleger.
13.05.2025 | 14:00 Uhr von «Matthias von Arnim»
Sechs Jahre lang waren die Aktien von Unternehmen aus der Schweiz an EU-Börsen und damit auch in Deutschland nicht direkt handelbar. Jetzt kehrt die Schweiz zurück. Hintergrund des Handelsstopps war, dass sich die Europäische Union und die Schweiz im Jahr 2019 über die Verlängerung eines Rahmenabkommens zur gemeinsamen Regulierung ihrer Handelsstandards nicht einigen konnten. Wegen innenpolitischer Querelen unterzeichnete die Regierung in Bern den Vertragsentwurf der EU nicht. Die Folge: Schweizer Aktien, die nur in ihrem Heimatland gelistet waren, durften nicht mehr an europäischen Börsen gehandelt werden. Deutsche Anleger konnten seither nur noch über Umwege, etwa über Schweizer oder US-Plattformen, direkt in Einzeltitel wie Nestlé, Novartis oder UBS investieren. Damit ist seit Anfang Mai Schluss. Schweizer Titel sind wieder uneingeschränkt über deutsche Börsen handelbar.
Am 2. Mai 2025 ist eine neue Vereinbarung zwischen der EU und der Schweiz in Kraft getreten, die unter anderem die gegenseitige Anerkennung der Börsenregulierung umfasst. Dadurch wurde die Handelsäquivalenz wiederhergestellt. Deutsche Börsen können nun erneut Schweizer Aktien listen – und tun das auch. Zahlreiche Blue-Chips des SMI (Swiss Market Index) sind seither wieder auf Xetra und anderen Plattformen verfügbar.
Für Privatanleger in Deutschland bringt die Wiederaufnahme mehrere Vorteile: Investitionen in Schwergewichte wie Roche, Zurich Insurance oder Swiss Re sind wieder einfach möglich – mit Euro-Abrechnung und ohne Umweg über ausländische Broker. Der Wegfall des „Schweizer Umwegs“ spart Transaktionsgebühren und Wechselkosten. Außerdem verbessert der Handel über deutsche Börsen Kursstellung und Reporting. Auch interessant: Zahlreiche strukturierte Produkte und Zertifikate mit Schweizer Basiswerten könnten in Deutschland bald wieder angeboten werden.
Die Wiederaufnahme des Aktienhandels an EU-Börsen dürfte dazu beitragen, den ohnehin gerade aktuellen Trend zu Schweizer Aktien zu stärken. Denn die Schweiz gilt in diesen Tagen einmal mehr als Hort der Stabilität in unsicheren Zeiten. Seit Mitte März hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro rund fünf Prozent aufgewertet – Tendenz weiter steigend, ebenso wie der Schweizer Aktienmarkt. Der Aktienindex SMI hat seit Anfang April rund zwölf Prozent an Wert zu gelegt. Kurs- und Währungsgewinne gehen gerade Hand in Hand. Für Anleger ist das ein verlockendes Szenario – zumal nicht nur die kurzfristige Perspektive überzeugt. Die Unternehmen in der Alpenrepublik sind aufgrund mangelnder Rohstoffe und einer über Jahrzehnte hinweg starken Währung gezwungen, immer noch effizienter zu werden als die internationale Konkurrenz, um global wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung bringen sie innovative Produkte hervor, besonders in Bereichen wie IT, Finanzen und Pharmazie. Diese Anpassungsfähigkeit ist ein Schlüsselfaktor für den langfristigen Erfolg vieler Firmen. Studien zeigen, dass über die vergangenen 35 Jahre hinweg schweizerische Unternehmen in Sachen Innovation besser abgeschnitten haben als ihre Konkurrenten aus Europa, den USA und weltweit. Die Gelegenheit für einen Wiedereinstieg ist jetzt günstig. Denn die Aktienkurse bekannter Schweizer Unternehmen haben sich seit dem weltweiten Zwischentief im April, als Donald Trump seinen Zoll-Hammer schwang, zwar schon wieder einigermaßen erholt, sind aber immer noch nicht wieder auf dem alten Niveau.
Während des Handelsstopps sind viele Anleger auf ETFs und gemanagte Fonds umgestiegen, die in Europa domiziliert sind und in Schweizer Aktien investieren. Wer nach wie vor Direktinvestitionen in Schweizer Aktien scheut – allein schon aus Diversifizierungsgründen – und jetzt die Chance nutzen will, breiter gestreut in eidgenössische Papiere zu investieren, findet reichlich Auswahl. Dabei lohnt ein kritischer Blick auf die Performance: Aktienfonds, die in Titel aus der Schweiz investieren, haben sich zum Teil sehr unterschiedlich entwickelt (siehe Tabelle).
Bei der 12-Monats-Performance liegen der beste und der schlechteste Fonds im Ergebnis rund zehn Prozentpunkte auseinander. Im Dreijahresvergleich sieht das nicht viel anders aus: Während der Aquila International Corby Swiss Equity P Fonds seinen Anlegern eine Rendite von 6,33 Prozent per annum bescherte, suchen die Investoren des AMCFM - Swiss Select I nach drei Jahren immer noch nach einem Pluszeichen vor der Rendite.
Durchweg im zweistelligen Prozentbereich bewegen sich die Performance-Kennzahlen der passiven Indexprodukte, die in Schweizer Aktien investieren. Einsamer Spitzenreiter ist hier der in der Schweiz aufgelegte UBS Equities Switzerland Leader Index A mit einem Jahresplus von fast 16 Prozent. Hinweis: Der ETF ist nicht über alle Plattformen in Deutschland handelbar. Als Alternative taugt immerhin der Amundi MSCI Switzerland ETF mit einem nur leicht schwächeren Jahresergebnis. Dass der ETF mit der schwächsten Kursperformance, der UBS (L) MSCI Switzerland Euro-hegdged, ein Produkt ist, das den Schweizer Franken gegen den Euro absichert, ist wohl kein Zufall. Als Anleger gegen den Schweizer Franken zu wetten, hat sich selten ausgezahlt.
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